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Im Schutze der Burg

Im Schutze der Burg von Reich der Spiele

Sogenannte „Aufbau- und Ressourcenoptimierungsspiele“ stehen spätestens seit dem Erscheinen des Brettspieles Caylus hoch im Kurs des geneigten Publikums. Nachgefolgte Spiele wie zum Beispiel Die Säulen der Erde oder Stone Age haben die Meßlatte, was den Spielreiz angeht, nicht unbedingt niedriger gelegt und zudem noch eine opulente Grafik zu bieten.

Bewi Im Schutze der Burg hat der Burgherr zwei bis vier Baumeister beauftragt, die zum Überleben der Burg noch fehlenden, aber trotzdem notwendigen Bauten zu errichten. Diese Bauten sind auf dem Spielplan gesondert gekennzeichnet und werden dort bis zur Fertigstellung mit Plättchen abgedeckt, welche einen Plan des Bauwerkes zeigen. Jeder der Mitspieler hat für seine Bautätigkeiten sieben Gesellen in Form von Spielfiguren und acht Mitarbeiter in Form von Karten zur Verfügung. Die acht Mitarbeiter sind Bote, Händler, Maurer, Steinmetz, Bauherr und drei Arbeiter und haben jeweils unterschiedliche Eigenschaften. So bringt der Bote frisches Geld in die Kasse, während Maurer und Steinmetz Gebäude gegen Geld oder Siegpunkte errichten und gleichzeitig die Gesellen in der Burg platzieren dürfen. Diese hingegen müssen möglichst taktisch klug auf dem Spielplan platziert werden, um spezifische Eigenschaften schon errichteter Bauten nutzen zu können. Dann erhalten sie am Ende des Spieles ebenfalls zusätzliche Siegpunkte.

Doch wie funktioniert das Spiel nun in seiner Gesamtheit? Im Schutze der Burg dauert bei zwei und vier Spielern zwölf Runden, bei drei Spielern sogar fünfzehn Runden. Aber keine Sorge wegen der eventuell zu langen Spieldauer, meist ist das Spiel schneller vorbei, als einem lieb sein kann.

Alle Spieler starten mit einem kleinen Guthaben und wenigen Rohstoffen. Der Startspieler der jeweiligen Runde erhält zudem noch eine kleine zusätzliche Geldspende. Alle Spieler suchen sich am Beginn einer Runde eine Mitarbeiterkarte aus, welche genutzt werden soll. Diese werden verdeckt gelegt und gleichzeitig umgedreht. Nun werden diese Karten nach einem festgelegten Schema abgearbeitet, wobei durchaus auch Wechselwirkungen zwischen den Karten eintreten können. Das Treiben der Konkurrenten sollte also nicht unbeobachtet bleiben. Durch die Nutzung dieser Mitarbeiter werden die so wichtigen Rohstoffe und das Geld organisiert, denn nur damit können die Bauten der Burg errichtet und die Gesellen in der Burg beschäftigt werden. Aber Achtung, jeder Helfer kann nur genau einmal aktiviert werden, danach ist es erst wieder mit dem Ausspielen der Karte „Bauherr“ möglich, die Mitarbeiter erneut zu nutzen.

Im Spiel existieren als Rohstoffe Sand, Holz, Ziegel, Stein und Silber. Während die einzelnen Rohstoffe jeweils eine festgelegte Wertigkeit haben, fungiert das Silber als Joker und kann in einen beliebigen Rohstoff eingetauscht werden. So weit, so gut. Das eigentliche Problem entsteht allerdings dadurch, dass die jeweiligen Gebäude mit mindestens drei unterschiedlichen Materialen errichtet und der Bauwert genau bezahlt werden muss. Dieses bedeutet, dass ein Überzahlen der Gebäude nicht möglich ist. Hier gehört schon eine gehörige Portion Planung dazu, alles reibungslos ablaufen zu lassen.

Bestimmte Karten ermöglichen es, gegen Bezahlung Gehilfen auf der Burg zu postieren. Die Gehilfen können die besonderen Eigenschaften von bereits vorhandenen oder frisch errichteten Gebäuden nutzen. Besonders clever sind in diesem Zusammenhang Doppelzüge, das bedeutet, dass ein Gebäude errichtet und im gleichen Zug die damit frei geschalteten Sonderfähigkeiten auch mit Gesellen besetzt werden.

Siegpunkte erhalten die Spieler zum einen während des laufenden Spieles durch das Errichten von Gebäuden. Zum zweiten gibt es bei Spielende noch eine Sonderwertung, bei der die in der Burg eingesetzten Gesellen je nach Spezialfähigkeit Siegpunkte generieren.

Die Spielregel ist serh anschaulich geschrieben und bebildert, eine beigelegte Beispielpartie illustriert einige Wechselwirkungen hervorragend. Auch das Spielmaterial kann nur als vorbildlich bezeichnet werden. Das Spielbrett wartet mit einer besonderen Überraschung auf. Zeigt die eine Seite die Sommer-Sonnenseite im Leben einer Burg, zeigt die Rückseite den dunklen Winteralltag. Hier wurden allerdings einige Möglichkeiten verschenkt. Die Ansicht der Burg und auch der Spielablauf sind identisch, lediglich durch einige Sonderkarten kommt ein gewisser Glücksfaktor ins Spiel. Inwieweit dieser für die einzelnen Spielrunden interessant ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Hier hätten zusätzliche Szenarios sicherlich für eine stärkere Abwechslung gesorgt und Strategen vor größere Herausforderungen gestellt.

Unabhängig davon funktioniert Im Schutze der Burg als eng verzahntes Spiel aus Rohstoff sammeln, Wahl der Mitarbeiter und Gebäude-Bauaktionen sehr gut. Leider sind diese Elemente mittlerweile aus etlichen Spielen bekannt und dadurch nicht sonderlich innovativ. Ständig erfordert ein Mangel an Rohstoffen, Geld oder einfach nur Zeit, sofortige Gegenmaßnahmen und eine subtile Planung. Gleichzeitig wird durch diese enge Verzahnung und dem damit verbundenen Begreifen der entsprechenden Wechselwirkungen eine recht hohe Einstiegshürde aufgebaut. Insofern ist hier ein intuitives Spielen nicht unbedingt möglich. Spieleinsteiger sind deutlich überfordert, aber auch Vielspieler haben oft den Eindruck einer gewissen Unbefriedigung. Zu schnell ist das Spiel vorbei, als dass man seine Strategie in ausreichender Weise in die Tat hätte umsetzen können.

Was bleibt, ist ein grundsolides, optisch und haptisch hervorragend umgesetztes Spiel, das vor allem in den Besetzungen mit drei und vier Spielern sehr gut funktioniert. Alle Freunde des komplexen Aufbauspieles können unbesehen zugreifen und nach ein wenig Einarbeitungszeit ist es, schon allein durch das schöne Material und die Grafik sowie die kurze Spielzeit, auch für Familienspieler sehr gut geeignet.

Infos zu Im Schutze der Burg

  • Titel: Im Schutz der Burg
  • Verlag: eggertspiele
  • Autor: Inka Brand, Markus Brand
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 90
  • Jahrgang: 2008

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