Reich der Spiele

PanamaX

Brettspiel Panamax - Foto von Heidelberger Spieleverlag

blankOh, wie schön ist Panamax! Panamax ist ein Begriff aus der Schifffahrt und bezeichnet Containerschiffe, die anhand ihrer Abmessung gerade noch durch die Schleusen des Panamakanals passen. Seit der Spiel 2014 hat der portugiesische Verlag Mesaboardgames (beziehungsweise der Heidelberger Spielverlag als deutscher Verleger) mit Panamax auch ein Brettspiel unter selbigem Namen im Programm. Und ob man will oder nicht, die Spielregel strotzt vor Infos über den Kanal. „Das längste Schiff, das jemals den Panamakanal befuhr, ist der Öltanker San Juan Prospector mit 296 Metern Länge“, so die Spielanleitung. Aha! Soll nochmal jemand sagen, beim Spielen lernt man nichts.

Breitet man das Spielbrett im heimischen Wohnzimmer aus, liegt der Panamakanal vor einem. Zweispurig, sozusagen. Denn während des Spiels wird es für die zwei bis vier Spieler die Hauptaufgabe sein, Transportschiffe zu beladen und entweder Richtung Pazifik (China und Westküste) oder Richtung Atlantik (Europa und Ostküste) zu schicken. Sowohl für die Besitzer der Schiffe, die den Kanal durchquert haben, als auch für die Besitzer der transportierten Waren winken Belohnungen, zumeist in Form von Geld. Apropos Geld: Darum dreht sich alles, auch bei Panamax. Privates Geld braucht man zum Spielsieg und ist streng zu trennen vom Firmenvermögen. Aus dem Geld der Firma werden Schiffe gekauft und am Rundenende der teure Lagerplatz für die Warenwürfel finanziert; jeder noch nicht durch den Kanal transportierte Würfel kostet den Besitzer Gebühren. Zusätzlich existiert in Panamax ein Aktiensystem. Das Firmenvermögen füllt man durch den Kauf von Aktien aus dem Privatvermögen auf, wozu man im Spiel immer wieder zwischendurch die Gelegenheit erhält. Zum Erwerb stehen Aktien der eigenen Firma, aber auch Aktien aus der Firma der Mitspieler können gekauft werden. Hat ein Spieler mit seiner Firma gut gewirtschaftet, wird am Ende jeder Runde eine Dividende an das Privatvermögen aller Aktienbesitzer ausgezahlt. Am Ende gewinnt, wie sollte es anders sein, der Spieler mit dem meisten Geld im Privatvermögen.

Der Teufel steckt im Detail – so wird Panamax gespielt

Angetrieben wird das Spiel von einem einfachen Mechanismus. Man hat stets die Auswahl zwischen genau zwei Aktionen: Entweder entscheidet man sich, Schiffe mit Warenwürfeln zu beladen. Oder man bewegt Schiffe durch den Kanal. Das klingt ganz einfach, der Teufel steckt aber, wie so oft, im Detail. Entscheidet sich der Spieler für Beladen, darf man einen der ausliegenden Aufträge nehmen und die unterschiedlich wertvollen Warenwürfel auf Schiffe verladen. Die gezogene Auftragskarte gibt vor, an welchem Hafen die Würfel geladen werden müssen – oder ob es möglich ist, die Waren per Eisenbahn zu versenden, das bringt dann zwar keinen Profit, aber beeinflusst die Spielerreihenfolge in der nächsten Runde. Wählt man die Bewegungsaktion, muss man sich zwischen Schleusen- und Meeresbewegungen entscheiden, in Schleusen kann man Schiffe gruppieren und andere Schiffe vor sich herschieben, im Meer ist das nicht möglich. Wohlgemerkt kann man jedes beliebige Schiff sowohl beladen, als auch bewegen und ist dabei nicht etwa nur auf seine eigenen Schiffe beschränkt. Alleine dadurch ergeben sich zahlreiche Optionen, die die Spieler ganz schön ins Grübeln bringen können. Einerseits könnte man Bewegungspunkte sparen, wenn man sich von einem fremden Schiff schieben lässt, andererseits will man selbst die Schiffe der Mitspieler nur ungern nach vorne bringen.

Nochmals erschwert wird die Wahl seiner Aktion dadurch, dass zu Beginn ausgewürfelt wird, welche Aktion wie häufig zur Verfügung steht, man also unter Umständen eine Aktion gar nicht mehr ausführen kann, wenn man sich zu spät entscheidet. Außerdem sind manche Lade- und Bewegungsaktionen effektiver als andere, weil sie mehr Bewegungszüge oder das Verladen von mehr Warenwürfeln erlauben.

Nach drei Runden, die bei uns insgesamt zwischen zweieinhalb und dreieinhalb Stunden gedauert haben, ist das Transportgeschehen beendet. Zum Bargeld zählt man noch den Wert seiner Aktien und den Finanzberaterkarten, die am Spielende eine Sonderzahlung auslösen – und der Spielsieger steht fest.

Überfrachtet? – So gut ist Panamax

Die Grafik von Filipe Alves und Gil D`Orey ist klar und schnörkellos und passt gut zum Thema. Das Spielbrett mit den vielen Aktionsplätzen und Symbolen erschlägt den Betrachter zuerst einmal und man benötigt etwas Zeit, bis man sich zurechtfindet. Ebenfalls erschlagend wirkt die Regel: Das zwölfseitige Werk wirkt gequetscht und irgendwie chaotisch, was das Erlernen der Regeln unnötig mühsam macht. Nach intensivem Studium blieben dann jedoch keine Fragen offen, letztendlich haben wir auch auf detailliertere Fragen alle Antworten im Regelwerk ausmachen können.

Das Spiel selbst ist hochinteressant, aber nichts für die gemütliche Eurogamer-Spielrunde am Dienstagabend. Um die Abläufe zu verinnerlichen, sollte man schon von Beginn an dringend mehr als eine Partie einplanen. Eine Menge Dinge müssen beachtet werden, und mehrmals endete bei uns die erste Runde frustrierend: Spieler gehen bankrott und müssen teure Kredite aufnehmen, da die Kosten, die am Ende der Spielrunde auf den Spieler zukommen, höher als vermutet ausfallen. Vor allem, wenn Schiffe mit eigenen Frachtwürfeln von den missgünstigen Mitspielern im letzten Moment der Runde noch auf Felder geschoben werden, die die Frachtkosten plötzlich in die Höhe schießen lassen. Dies kann schnell die Zahlungsunfähigkeit bedeuten, Frachtkosten müssen dann aus dem Privatvermögen gezahlt werden, das schmerzt sehr.

Nimmt man sich aber die Zeit, das Spiel mehrmals zu entdecken, winkt zur Belohnung eine spannende Handelssimulation. Alle verwendeten Mechanismen greifen gut ineinander, einzig das Aktiensystem empfinde ich als etwas aufgesetzt. In unseren Partien wurden größtenteils die Aktien der eigenen Firma gekauft, eventuell hätte das Weglassen der Aktien und der damit verbundenen Trennung zwischen Eigen- und Fremdkapital das Spiel etwas schnittiger gemacht. Bis zum Ende beibt größtenteils unklar, wer vorne liegt, was vorallem den verdeckten Finanzberaterkarten geschuldet ist, die am Ende nochmal zusätzlich Bargeld bringen. In unseren Runden gewann allerdings überdurchschnittlich oft der Besitzer der Karte, die es erlaubt, das Firmenvermögen zu seinem Privatvermögen hinzuzuzählen, was hier für ein leichtes Ungleichgewicht spricht.

Wer nach Lesen dieser Rezension nun weiß, dass er nach dem etwas zeitintensiven Erlernen aller Details durch ein komplexes Wirtschaftsspiel belohnt wird, dem sei Panamax wärmstens ans Herz gelegt. Oder, wie eingangs erwähnt, kann man sich auch mit Panamax beschäftigen, wenn man einfach ein wenig mehr über den Kanal erfahren möchte. Apropos: Voraussichtlich in diesem Jahr, 2016, soll der 2007 begonnene Ausbau des Panamakanals abgeschlossen werden. Dann können Schiffe den Kanal passieren, die mehr als doppelt so groß sind wie jetzt. Das schreit jawohl förmlich nach einer Erweiterung, oder Mesaboardgames?

Hier geht’s zur Spielregel

Infos zu PanamaX

  • Titel: Panamax
  • Verlag: mesaboardgames, Heidelberger Spieleverlag
  • Autor: Nuno Bizarro Sentieiro, Paulo Soledade, Gil d'Orey
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 90-120
  • Jahrgang: 2014

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