Reich der Spiele

Pergamon

Pergamon von eggertspiele

Pergamon war im Zeitalter des Hellenismus eines der bedeutendsten griechischen Kulturzentren in Kleinasien und lag auf dem Gebiet der heutigen Türkei. 1878 begannen dort deutsche Archäologen unter der Leitung von Carl Humann mit Ausgrabungen und fanden dabei große Teile zweier kulturhistorisch überaus wertvoller Altarfriese.

Diese Friesfragmente wurden nach Berlin gebracht, dort zusammengesetzt und in einem speziell errichteten Museum als Hauptattraktion an einer Rekonstruktion des Altars dem interessierten Publikum zugänglich gemacht. Heute ist dieses Museum als Pergamonmuseum mit seinen Kunstschätzen, allen voran der Namensgebende Pergamonaltar, weltbekannt.

Das Spiel Pergamon nimmt sich eines eher ungewöhnlichen und sehr wenig gebrauchten Themas an. Es zeigt den staubig-steinigen Weg, den sensationelle archäologische Funde, nachdem sie dem dunklen Erdreich entrissen wurden, nehmen, um irgendwann zu den gefeierten Stars einer Altertumsausstellung zu werden. Im speziellen geht es hier um das für das Museum und damit auch für Berlin so wichtige Ausgrabungsjahr 1878. Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Archäologen und versuchen wertvolle Fundstücke auszugraben, zu lagern oder sofort auszustellen. Nicht ganz wirklichkeitsgetreu graben die Archäologen im Brettspiel Pergamon dabei Stollen, um an die begehrten Fundstücke heranzukommen. Hierbei findet man natürlich die wertvollsten Stücke in den Stollen, welche am tiefsten in die Erde hinabreichen.

In Pergamon wird über zwölf Runden gespielt, was den zwölf Monaten des Jahres 1878 entspricht. In jedem Monat werden verdeckt maximal fünf Fundplättchen ihrem Alter entsprechend in den Stollen angeordnet. Diese Plättchen zeigen immer je zwei unterschiedliche Fundstücke jeweils zur Hälfte. Erst wenn man ein Fundstück durch das Zusammenlegen der beiden Hälften komplettiert hat, könnte man es ausstellen. Gleichzeitig ist es natürlich möglich, durch fleißiges Ausgraben weitere passende Plättchen zu finden und dadurch den Wert der so geschaffenen Sammlung drastisch zu erhöhen. Natürlich sind solche langwierige Grabungen kostspielig, da die Lizenzgebühren steigen, je tiefer gegraben werden soll, aber genau um diese notwendigen Forschungsgelder und Grabungslizenzen können sich die Archäologen in der zweiten Spielphase bemühen.

Dabei kommt ein netter Pokermechanismus zum Einsatz. Vor Beginn der Phase bekommen die Spieler einen Hinweis wie viel stattliches Geld in etwa in dieser Runde insgesamt für die Grabungen zur Verfügung stehen wird. Danach sollten sie sich beim Beantragen richten. Beantragt wird auf einer Leiste, auf welcher die Gelder in Höhe von ein bis sechs Goldstücken zuzüglich der unterschiedlich gestaffelten Grabungslizenzen abgerufen werden können. Ausgezahlt werden allerdings zuerst die niedrigen Beträge und wenn das für die Grabungen zur Verfügung gestellte Geld alle ist, kann es sein, dass Spieler die zu hoch gepokert haben keins mehr erhalten. Zudem ist der Spieler mit den geringsten Ansprüchen an Geld und Lizenzen nun Startspieler. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Mit dem erhaltenen Geld kann bei Pergamon nun nach allen Fundstücken in einem der Stollen gegraben und diese mit evtl. schon vorher ausgegrabenen Fundstücken zu Ausstellungsreifen Sammlungen zusammengestellt werden. Bis zu drei Sammlungen kann jeder Mitspieler ausstellen und natürlich Siegpunkte entsprechend deren Wert kassieren. Dabei gibt es in unregelmäßigen Abständen viermal im Spiel Wertungen. Danach verlieren bereits ausgestellte Sammlungen drastisch an Wert, denn das Interesse der Museumsbesucher lässt nach. Auch neue Sammlungen, welche im Museum ausgestellt werden, lassen andere Sammlungen unter Umständen an Wert verlieren. Genau dieser Wert bedeutet jedoch bei Pergamon Siegpunkte und so sei jedem Spieler geraten, möglichst frühzeitig eine möglichst wertvolle Ausstellung zu präsentieren. Hat man Fundstücke übrig oder passen diese nicht recht zusammen, kann man sie bis zur nächsten Grabung einlagern. Allerdings wird dieses ab einer gewissen Stückzahl ebenfalls kostenpflichtig. Genügend finanzieller Spielraum ist also wie immer eine Grundvoraussetzung, um im Spiel mithalten zu können.

Pergamon setzt ein eigentlich sehr trockenes Thema sehr anschaulich um. Insbesondere der Bietmechanismus für die Forschungsgelder und die Simulierung des schwankenden Wertes der Sammlungen im Museum sind klasse gelöst. Dabei greifen alle Spielmechanismen reibungslos ineinander. Das Brettspiel ist überaus opulent ausgestattet und nett illustriert, wenngleich das eigentliche Spieltableau ein wenig größer hätte ausfallen dürfen. Allerdings sollte man sich von Anfang an vergegenwärtigen, dass man es hier mit einem waschechten Familienspiel zu tun hat, auch wenn uns das Spiel etwas anderes vorgaukeln will. Siegpunkte können bei Pergamon nämlich lediglich mit dem Ausstellen der Sammlungen gemacht werden, dazu gibt es keine Alternativen. Auch das Glücksmoment ist natürlich höher als in vielen Strategie- und Worker-Placement-Spielen. Trotzdem verlangt Pergamon ein gewisses Maß an Einarbeitung und Optimierungsarbeit von den Spielern und ist deshalb durchaus als anspruchsvoll zu bezeichnen. Sehr schön ist auch der Zwei-Spieler Part gelöst, weshalb das Brettspiel in jeder der möglichen Besetzungen problemlos gespielt werden kann.

Alles in allem erfindet Pergamon das Rad nicht neu, ist aber mit seinen funktionierenden Mechanismen und seinem eingängigen Spielablauf durchaus empfehlenswert. Durch die geringen Abmessungen der Schachtel passt das Spiel zudem in das eine oder andere Reisegepäck, vielleicht auch nach Berlin. Denn dort rüstet sich derzeit das Pergamonmuseum für eine neue Großaustellung. "Pergamon – Ein Gesamtschau der antiken Metropole" wird dort vom Herbst 2011 bis zum Herbst 2012 zu sehen sein. Eines der Highlights wird dabei neben den Altertümern in jedem Fall ein neues 360° Panorama von Yadegar Asisi werden.

Infos zu Pergamon

  • Titel: Pergamon
  • Verlag: eggertspiele
  • Autor: Stefan Dorra, Ralf zur Linde
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 45
  • Jahrgang: 2011

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