Reich der Spiele
Reich der Spiele >> Rezension >> PsychoPet

PsychoPet

PsychoPet von Reich der Spiele

Die durchgedrehte Haustierklinik

Wenn ich bloß wüsste, wer das war. Irgend jemand muss es gewesen sein. Solches passiert nicht von alleine. Die Herausgabe des Spiels. In dieser Form. In einer solchen Aufmachung. Und mit derartigen Schachtelaufdrucken. Vor allem mit diesem Cover. Es alleine wäre schon Grund genug, das Spiel abzulehnen. Es gar nicht ausprobieren zu wollen. Wie dies vielen passiert. Ein solches Spiel kann ja gar nicht gut sein. Oder auch nur unterhaltsam. Oder etwa doch? Die Anleitung tönt jedenfalls gar nicht so schlecht. Sie weckt sogar ein kleines bisschen Interesse. Die Bereitschaft wächst, das Spiel halt doch mal auszuprobieren. Ihm eine Chance zu geben. Auch die Ausstattung ist eigentlich gar nicht so schlecht. Doktorfiguren kommen vor, wenn auch ziemlich verhürschete. Dazu hat es einen Haufen Spielkarten mit Tieren. Sie scheinen alle irgendwie einen Flick weg zu haben. Oder auch zwei. Na gut, probieren wir es. Geben wir dem Spiel eine Chance. Vielleicht ist es ja durchaus besser als erwartet. Wir sind gespannt.

Solche und ähnliche Überlegungen kommen unweigerlich auf, wenn jemand das erste Mal das Spiel und seine Schachtel sieht. Die Deckelgrafik lässt tatsächlich wenig Gutes erwarten mit ihrem ziemlich durchgeknallten Schaf, das mit dem Kopf gerade das Cover zerfetzt hat. Gleiches gilt für den Aufdruck "Vorsicht lustiges Brettspiel", der ebenfalls eher abschreckend wirkt. Überdies erweist er sich nachträglich als falsch oder zumindest irreführend. Lustig ist das Spiel jedenfalls nicht. Gut leider auch nicht unbedingt.

Der Spielplan zeigt eine Tierklinik im seitlichen Querschnitt mit mehreren Krankenzimmern auf vier Etagen für die therapiebedürftigen Patienten. Die Spieler erhalten je eine Doktorfigur und vier Futternäpfe in ihrer Spielfarbe, ein fünfter Napf wird neben eine kleine Punkteleiste gesetzt. 35 Patientenkarten zeigen Abbildungen von fünf Tierarten mit unterschiedlichen Punkteangaben und werden nach Werten sortiert in offenen Nachziehstapeln bereitgelegt. Jede Spielrunde werden anschließend Therapiekarten aufgedeckt.

Die Spieler entscheiden nach jeder neuen Karte, ob sie ihre Doktorfigur dazustellen oder eine zusätzliche Therapiekarte abwarten wollen. Wird dabei ein Sujet aufgedeckt, das bereits ausliegt, ist der erste Teil der Runde für alle Spieler sofort beendet. Nur wer seine Doktorfigur zuvor schon eingesetzt hatte, kann den zweiten Teil bestreiten, alle anderen gehen leer aus. Jede der aufgedeckten Karten bis zur eigenen Doktorfigur ist einen Therapiepunkt wert. Drei davon werden benötigt, um einen Futternapf in einem Krankenzimmer der ersten Etage zu platzieren. Auf der zweiten Etage kostet dies bereits fünf, auf der dritten sieben und auf der obersten gar zehn Punkte.

Einige der Krankenzimmer tragen dem jeweiligen Besitzer eines dort abgestellten Futternapfes in den Folgerunden zusätzliche Punkte ein. Andere erlauben das Verändern der Reihenfolge eines Stapels mit Patientenkarten oder das Aufdecken einer zusätzlichen (persönlichen) Therapiekarte auch noch nach dem Einsetzen der eigenen Doktorfigur. Auf diese Weise werden Runde für Runde Therapiepunkte gesammelt und auf der kleinen Punkteleiste vermerkt. Sie erlauben das Belegen eines zusätzlichen Krankenzimmers mit einem der eigenen Futternäpfe. Stattdessen können auch spezielle Aktionskarten oder aber die oberste Patientenkarte eines der Kartenstapel erworben werden. Letzteres gilt als Heilung des entsprechenden Tieres und stellt das eigentliche Ziel des Spiels dar.

Allfällige nicht genutzte Therapiepunkte verfallen. Anschließend nehmen alle Spieler ihre Doktorfigur zurück, die ausliegenden Therapiekarten werden weggeräumt, worauf eine nächste Runde beginnt mit dem schrittweisen Aufdecken neuer Therapiekarten, bis von den Stapeln mit den Patientenkarten nur noch einer übrig ist. Die laufende Runde wird noch zu Ende gespielt, dann ist das Spiel zu Ende. Je mehr Patientenkarten einer Tierart ein Spieler bis dahin gesammelt hat, desto mehr Gewinnpunkte werfen diese ab. Auch ein Set aller fünf verschiedenen Tiere wird belohnt. Wer so am meisten Gewinnpunkte erworben hat, ist Sieger. Im Falle eines Gleichstandes gewinnt der Spieler, der die Schafkarte mit dem höchsten Punktewert vor sich liegen hat.

Das Can’t-Stop-Element mit dem Einsetzen der Doktorfiguren ist hübsch, aber weder innovativ noch sonst speziell erwähnenswert. Gleiches gilt grundsätzlich auch für das Umwandeln der Therapiepunkte zur Verbesserung der eigenen Position im Spiel. Während dabei zu Beginn einer Partie noch ein ziemlicher Wettstreit um die Patientenkarten mit den tiefen Werten tobt, wird es gegen den Schluss hin zunehmend schwieriger, die nötigen Punkte für den Erwerb der teuren Karten zu ergattern. Das Geschehen zieht sich so immer mehr dahin, bis endlich irgendwann jemand den rettenden Durchbruch schafft und den zweitletzten Kartenstapel bodigt, der das Spiel beendet, sofern es nicht schon vorher abgewürgt wurde. Die Zahl der Spielabbrüche erreichte jedenfalls in unseren Testrunden zuvor unbekannte Ausmaße und selbst von den Spielern, die bis zuletzt durchhielten, verspürte kaum jemand Lust auf eine spätere nochmalige Partie. Ein veritabler spielmäßiger Flop.

Infos zu PsychoPet

  • Titel: PsychoPet
  • Verlag: Goldsieber
  • Autor: Knut Happel, Christian Fiore
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 6
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 45
  • Jahrgang: 2009

Werbung
kaufen Prüfen, ob PsychoPet vefügbar ist bei:
Amazon
Spiele-Offensive

Mehr Spiele-Themen entdecken

Kommentieren