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Railroad Dice

Railroad Dice von Reich der Spiele

Einige der größten Brettspielklassiker kommen aus dem Eisenbahnbereich, und nicht selten spielen dabei auch Würfel eine wichtige Rolle. Bei Railroad Dice nun ist der Name Programm: Alles dreht sich um die Namen gebenden Würfel, ohne dass dabei der Glücksanteil in Schwindel erregende Höhen getrieben wird. Die Spieler bauen gemeinsam an einer durchgängigen Eisenbahnstrecke ohne Abzweigungen und Kreuzungen. Die mit Geraden und Kurven versehenen Würfel werden dabei auf sieben mal sieben Felder großen Geländeplättchen platziert, welche Wiesen, Gebirge oder Seen zeigen. Neben den Schienen enthalten die Würfel noch Aktiensymbole sowie Fragezeichen, die beliebig als Joker eingesetzt werden können. Jeder Spieler verfügt desweiteren über einen kleinen Sichtschirm. Würfel, die sich hinter diesem Schirm befinden, stellen Geld dar; ihre Symbole spielen dabei keine Rolle. Reihum führen die Spieler einen Zug durch, dessen Kern im Würfeln besteht. Hierfür nehmen die Spieler beliebig viele ihrer Würfel von hinter ihrem Sichtschirm (also Geld) sowie ebenfalls nach Belieben solche mit Joker-Symbol von vor dem Schirm (für jeden davon gibt es einen Bonuswürfel aus der "Bank"). Erwürfelte Schienen können direkt auf dem Gelände platziert werden, wobei Bauten im Gebirge oder über Wasser zusätzlich Geld kosten. Führt der Spieler eines der Streckenenden auf ein neues Plättchen, so erhält er als Belohnung zwei Fragezeichen aus der Bank, die er vor seinen Sichtschirm legt. Mit Aktien schließlich können Wertpapiere von fünf verschiedenen Gesellschaften erworben werden. Wer am Ende einer Runde Mehrheitsaktionär einer Gesellschaft ist, erhält den zugehörigen Direktorenposten und darf als einziger Bahnhöfe dieser Gesellschaft bauen. Die Bahnhöfe sind der Schlüssel zum Gewinn des Spiels, denn nur diese bringen Punkte. Pro Geländefeld darf von jeder Gesellschaft einer gebaut werden, und am Rundenende erhält der aktuelle Direktor Punktechips für miteinander verbundene Bahnhöfe. Dementsprechend umkämpft sind diese Posten, zumal viele Bahnhöfe auch höhere Geldeinnahmen bedeuten. Allerdings gibt es Aktien zunächst nur bei der Bank; erst wenn eine bestimmte Menge im Spiel ist, darf auch bei den Direktoren (und nur bei diesen!) gegen Abgabe eines Geld-Würfels eingekauft werden. Das Spielende ist erreicht, sobald der letzte Bahnhof einer Gesellschaft errichtet wurde, beide Streckenenden nicht mehr regelkonform weitergeführt werden können oder die Bank eine Nachfrage nach Würfeln nicht mehr erfüllen kann und damit gesprengt ist. Sieger ist, wer dann die Mehrzahl an Passagieren befördern konnte, also die meisten Punktechips aufweisen kann. Railroad Dice ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Zunächst stechen natürlich die Würfel und ihre unterschiedlichen Funktionen ins Auge – nicht die sonst üblichen reinen Glücksboten, sondern zentraler Bestandteil der Spielmechanismen. Auch das übrige Material in der prall gefüllten Schachtel präsentiert sich zweckmäßig und in guter Qualität, zumal für das Erstlingswerk eines Kleinverlags. Nicht ganz mithalten kann da die Anleitung. Auf eng bedruckten vier Seiten wird das Geschehen zwar ohne nennenswerte offene Fragen beschrieben, doch das Spiel beinhaltet dermaßen viele Regelfeinheiten, dass häufig nachgeschlagen werden muss. Weiterhin wären Kurzübersichten wünschenswert, um gerade Neulingen die Übersicht über die verschiedenen Phasen und Aktionsmöglichkeiten zu erleichtern. So kann der Einstieg für unerfahrene Spieler durchaus zäh und ermüdend werden. Sind diese Hürden erst einmal überwunden, ist der Spielablauf selbst schließlich unkompliziert und eingängig. Gewöhnungsbedürftig ist, dass das eigentliche Geschehen sich auf lediglich zwei Feldern abspielt, während gleichzeitig eine Miniaturausgabe der Landschaft entsteht, auf die beim Verlassen eines Feldes die dort errichteten Bahnhöfe übertragen werden. Trotz der vielen Würfel spielt das Glück kaum eine Rolle – taktisches Vorgehen ist angesagt, um aus einem Wurf das Beste zu machen. Allerdings werden Fehler selten verziehen, zumal die vier Würfel Geld, die ein Spieler pro Runde mindestens als Einnahmen erhält, kaum ausreichen, um große Sprünge zu machen. Schnell ist der Anschluss verloren, und ist einem dann das Würfelglück nicht hold bei dem Versuch, eine Aktienmehrheit zu erobern, dann kann das Spiel frühzeitig gelaufen sein. Die clevere Idee, lediglich die Aktien des aktuellen Direktors zum Kauf anzubieten, kann häufig leider erst genutzt werden, wenn das Spiel schon kurz vor dem Ende steht. Abhilfe schafft hier eine kleine Regelmodifikation, um den Aktienkauf bei den Mitspielern früher als eigentlich vorgesehen zuzulassen. Zum anderen können beim Verlag Ergänzungspakete mit zusätzlichen Würfeln erworben werden; das Spiel verlängert sich hierdurch etwas, wodurch seine Möglichkeiten sich aber erst voll entfalten können. Somit bleibt festzuhalten, dass Railroad Dice trotz einiger Schwächen in der Umsetzung eine durchaus gelungene Auffrischung des Genres darstellt. Neulingen sei jedoch empfohlen, sich das Spiel möglichst von einem Erfahrenen erklären zu lassen, statt sich selbst durch die Anleitung kämpfen zu müssen. Für Eisenbahnfreaks ist der Hinweis sicher nicht nötig, denn die werden ohnehin blind zugreifen.

Infos zu Railroad Dice

  • Verlag: Wassertal Spieleverlag
  • Autor: Jens Kappe
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 90
  • Jahrgang: 2003

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