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Ruhe in Frieden

Ruhe in Frieden von Reich der Spiele

Auf dem kleinen Friedhof in der Heimatstadt der Spielercharaktere sind nur noch fünf Gräber frei. Leider hat aber auch jeder Spieler in seiner Verwandtschaft Omas, Opas, Onkel, Tanten, die schon lange den Zenit ihrer Lebensspanne überschritten haben und sich sehnlich wünschen, ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof des Ortes zu finden, in dem sie ihr ganzes Leben zugebracht haben.

Da jeder Spieler fünf solcher Familienmitglieder hat, von denen jeder auch noch zu allem Überfluss ein Lieblingsgrab hat, sind natürlich Interessenkonflikte vorprogrammiert. Aufgabe der Spieler ist es nun, dafür zu sorgen, dass die eigenen Familienmitglieder möglichst schnell das Zeitliche segnen, während sich die anderen am besten lange guter Gesundheit erfreuen sollten, denn wer zu spät kommt, den bestraft das Leben (im wahrsten Sinne des Wortes) – auch auf dem Friedhof.

Nun kommt in jeder Runde ein Dr. Tunichtgut bei den alten Leuten vorbei, und man kann sagen was man will, er versteht sein Handwerk: Die Pillen, die er seinen Patienten verabreicht, lassen sie topfit bleiben. Da das aber nicht immer im Interesse des Spieler ist, sollte man ihn des Öfteren mal mit Geld und guten Worten (vor allen Ersteres) dazu überreden, den Alten ein Placebo zu verordnen, das keine Hilfe bringt, sondern es ihnen eher schlechter gehen lässt. Wer dann von "topfit" über die verschiedenen Gesundheitsstufen bis zu "dem Tode nahe" hinab gelaufen ist, kann das nächste Mal sterben und muss begraben werden. Dafür braucht man aber Grabrechte in den angestrebten letzten Ruhestätten – und das nötige Geld.

Bei all diesen notwendigen finanziellen Aufwendungen reicht das Startkapital nicht lange. Netterweise zeigen sich Familienmitglieder recht freigiebig, wenn sich ihr Gesundheitszustand bessert, aber das spricht ja dem Vorhaben, sie schnell unter die Erde zu bringen, entgegen. Entscheidungsnotstand immer wieder, zumal man die Grabrechte zum beerdigen braucht, sie aber auch zum Teil sehr attraktive Sonderaktionen ermöglichen (warum zum Beispiel nicht, wenn ein Grab schon belegt ist, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion noch schnell einen Verstorbenen dazu verbuddeln?).

Wenn der Friedhof voll belegt ist oder ein Spieler keine lebenden Familienmitglieder mehr hat, endet das Spiel und jeder erhält für seine Toten Punkte. Je nachdem, wie sehr das belegte Grab seinen Wünschen nahe kam. Überlebende bringen Minuspunkte und es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.

Das Thema von Ruhe in Frieden ist – wie man gemerkt haben dürfte – reichlich makaber. Ich mag solche Spiele, aber sie sind nicht jedermanns Sache. Wer damit Schwierigkeiten hat, den sollte man nicht zu einer Partie zwingen. Kleinere Probleme mit Regel (kleine Fehler und Unklarheiten) und Material (die Schachtel geht nicht richtig zu und die Pillendose ist ein netter Gag aber unpraktisch) sind zwar vorhanden, aber für einen Kleinverlag verzeihbar gering.

Die Spielmechanismen sind nach den ersten Runden eingängig und alles greift schlüssig ineinander. Dem geneigten Spieler sei aber eine (oder besser noch zwei, drei) Probepartien dringend empfohlen. Die braucht man schon, um zu entscheiden, ob Ruhe in Frieden einem langfristig gefällt.

Das Urteil verschiedener Spieler fiel ganz unterschiedlich aus: von "nett, müssen wir noch einmal spielen" bis "naja, das muss ja nicht sein" war alles dabei. Aber auch bei den wohlwollenden Stimmen gab es immer einen Unterton, der sagte: "Ich würde zwar keine Partie ablehnen – aber irgendwie fehlt doch so der letzte Pfiff, der ein Spiel zu einem Genuss werden lässt."

 

Infos zu Ruhe in Frieden

  • Verlag: Sphinx Spieleverlag
  • Autor: Henning Poehl
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 16
  • Dauer in Minuten: 45
  • Jahrgang: 2003

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