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San Gimignano

San Gimignano von Reich der Spiele

„Die Stadt der Türme“ lautet der Untertitel von San Gimignano. Dabei handelt es sich um eine Stadt in der Toscana, die für ihre Geschlechtertürme bekannt ist. In diesem eigentlich eher abstrakten Brettspiel geht es folglich darum, solche Türme in zuvor abgegrenzten Gebieten zu bauen und dabei den Mitspielern die Baumöglichkeiten einzuschränken. Ausgestattet ist das Spiel mit original Steinen der Marke „Anker“ (die mit den Steinbaukästen).

San Gimignano hat grundsätzlich ganz einfache (und verständliche) Regeln. Man legt Gebietsplättchen aus, platziert einen Spielstein (in jedem Gebietsfeld dürfen maximal zwei Spielsteine liegen) und wenn man vier verschiedene Gebiete unmittelbar miteinander verbunden hat, darf man dort einen Turm bauen. Am Ende gewinnt der Spieler, der die meisten Türme gebaut hat. Wie zu erahnen ist, klingt das einfacher, als es ist. Pro Zug darf man nur einen Stein als Markierung seines „Besitzanspruches“ legen. Mit einem zweiten Stein kann man das Gebiet in den folgenden Runden für die Mitspieler sperren, was bei strategisch wichtigen Gebieten unbedingt geboten ist. Allerdings erleidet man einen „Tempoverlust“, denn „sperrt“ man ein Gebiet, können die Mitspieler in der gleichen Zeit ein zusätzliches anderes Feld besetzen. Knackpunkt ist, dass vier verschiedenfarbige Gebietsfelder nebeneinander besetzt werden müssen, um in einem davon einen Turm bauen zu können. Schafft man dieses, entfernt man unwiderruflich alle dort platzierten Spielsteine. Damit reißt man Lücken in die Gebietsketten und schneidet mit etwas Glück den Mitspielern, häufig genug aber sich selbst, von weiteren Baumöglichkeiten ab. Bei geschicktem Turmbau, kann man die drei übrigen Gebiete schon in der folgenden Runde erneut nutzen, um mit dem Besetzen eines vierten (passenden) Feldes erneut einen Turm zu bauen.

San Gimignano ist ein schwer verdauliches Spiel. Man weiß nicht, wo man es hin stecken soll. Spielt man munter vor sich hin, ohne auf die Mitspieler zu achten, hat man vielleicht die größten Siegchancen. Versucht man andere Spieler zu blockieren, verliert man wertvolle Zeit für eigene Bauvorhaben. Richtig planbar ist San Gimignano nicht, obwohl es einen feinen Mechanismus beinhaltet, der Freunde taktischer Spiele reizen wird. Es ist sperrig, aber gut. Es gibt kein wirkliches Mittel, um zu gewinnen, wohl aber Mittel, einen Sieg der Mitspieler zu verhindern. Leider kann man dann selbst kaum als Sieger den Tisch verlassen – meistens freut sich dann ein Dritter, wenn der sich relativ neutral verhält.

Nur wenige Spiele entziehen sich derart konsequent einer Wertung wie San Gimignano. Aber genau das ist das große Plus des Spiels: Selbst nach mehreren Partien hat man bei San Gimignano nicht das Gefühl von Langeweile. Es ist und bleibt eine Herausforderung, die sich in unterschiedlicher Zusammensetzung der Spieler immer wieder anders spielt. Und von eben dieser Zusammensetzung hängt der Erfolg der Spieltaktiken ab. Lediglich ein Manko hat das Spiel: Das Brettspiel entscheidet sich bereits vor der Endphase – häufig kann ein Spieler schnell viele Türme bauen und liegt beinahe uneinholbar vorne.

Der unerfreuliche Gestank der Spielsteine ist unseres Wissens der natürliche Geruch von Leinöl, ein wesentlicher Bestandteil der „Anker“-Steine. Also, keine Chemie-Keule, sondern ein natürlicher, aber unangenehmer Duftstoff. Wir empfehlen, die Spielsteine mehrere Tage im Freien ausdünsten zu lassen.

Infos zu San Gimignano

  • Verlag: Piatnik
  • Autor: Duilio Carpitella
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 50
  • Jahrgang: 2002

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