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Tuchulcha

Tuchulcha von daVinci Games

Bisweilen ist es einfacher, über Spiele zu schreiben, statt über sie zu reden. Tuchulcha zum Beispiel – wie spricht man das eigentlich aus? Von den ganzen anderen sprachlichen Hürden, die die Anleitung so bereithält, ganz zu schweigen. Also erst einmal fort mit dem thematischen Brimborium und schauen, wie das Spiel rein mechanisch gesehen abläuft.

Die Spieler führen ihre (je nach Teilnehmerzahl) acht oder neun Figuren über einen Rundkurs zu ihrem jeweiligen Zielfeld. Als Antrieb dienen zwei Würfel, deren Ergebnisse für ein oder zwei Figuren verwendet werden dürfen. Bei einem Pasch gibt es sogar noch einen Extra-Wurf. Spielfiguren eines Spielers dürfen in beliebiger Anzahl auf einem Feld stehen. Dies ist sinnvoll, da Figuren komplett aus dem Spiel entfernt werden, sobald ein Gegner dieses Feld mit Figuren in selber Stärke betritt. Bestimmte Felder erhöhen noch die Kraft der darauf stehenden Figuren, müssen dafür aber bald möglichst wieder geräumt werden. Andere wiederum sorgen dafür, dass die dort ankommenden Figuren augenblicklich raus sind – ärgerlich, aber nicht immer zu vermeiden, da man einen Wurf nicht verfallen lassen darf. Es gewinnt der Spieler, der die meisten seiner Spielfiguren ins Ziel bringt.

Damit alles aber nicht zu einfach wird, hat einer der Spieler die Möglichkeit, seine Siegbedingung und bestimmte Zugregeln zu ändern. Ab sofort gewinnt er, wenn alle gegnerischen Figuren geschlagen sind, scheidet jedoch aus, sobald ein Mitspieler das Zielfeld erreicht.

Doch ein Spieler der Gegenseite kann nun seinerseits einen Rollentausch vornehmen: Nach entsprechender Ankündigung gewinnt er, sobald er bestimmte vier Felder durch Betreten „versiegelt“ hat, was ihn die jeweilige Spielfigur kostet. Kann er dieses Vorhaben aus Figurenmangel nicht mehr erfüllen, scheidet er sofort aus.

Was zunächst kompliziert scheint, erweist sich schnell als spaßige und kurzweilige Mischung aus Mensch ärgere Dich nicht und Backgammon. Natürlich bestimmen die Würfel größtenteils die Vorgehensweise, doch einige taktische Winkelzüge sind durchaus möglich, speziell zu Beginn, wenn noch viele Figuren zu Verfügung stehen. Die Möglichkeit einzelner Spieler, ihre Siegbedingung zu ändern, erfordert komplettes Umdenken mitten im Spiel und sorgt damit für zusätzlichen Reiz.

Das Problem von Tuchulcha aber ist die thematische Einbettung: Laut Anleitung wird die Gründung Roms durch etruskische Priesterkasten nachgespielt, die ihre „Haruspizes“ auf den „Weg der Reinigung“ ins Heiligtum von „Vertumna“ senden und diese dabei entweder dem Dämon „Tuchulcha“ oder seiner Widersacherin „Lasa Vecuvia“ weihen können. Damit ist das Spiel nicht nur heillos überfrachtet, sondern führt auch den eigentlichen Zweck eines Themas, nämlich den leichteren Zugang zu einem ursprünglich abstrakten Spiel, geradezu ad absurdum. Umfang und Wortwahl der Regel vermitteln den Eindruck eines komplizierten Spiels, was es aufgrund nur einiger weniger Grundregeln nicht ist. Erfahrene Spieler wiederum könnten sich enttäuscht abwenden, wenn sich herausstellt, dass Tuchulcha eben „nur“ ein Laufspiel ist, welches bekannte Mechanismen (wenn auch gekonnt) variiert.

Als Einstieg oder zum Ausklang eines Spieleabends ist Tuchulcha aber allemal eine Empfehlung wert. Am besten in voller Besetzung, da nur dann alle Möglichkeiten zum Tragen kommen.

Infos zu Tuchulcha

  • Verlag: DV Games
  • Autor: Marco Donadoni
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 45
  • Jahrgang: 2004

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