Reich der Spiele
Reich der Spiele >> Rezension >> Villagers

Villagers

Villagers - Ausschnitt - Foto von Kosmos

Auch die größte Stadt hat einmal klein angefangen. Vom Bauernhof, über eine kleine Ansiedlung, als Dorf zur Kleinstadt und weiter, so der normale Gang der Dinge. Viele Dörfer entstanden an wichtigen Punkten, an Straßen, an Pässen, an Furten, an Küsten und so weiter. Noch viel wichtiger als die Lage waren aber die Einwohner. Die, die das Dorf am Laufen hielten, den Unterschied ausmachten und auch in schlechten Zeiten immer mehr Arbeiter anlockten.

Genau um die geht es in dem mittelalterlichen Aufbauspiel Villagers von Kosmos. Als Kickstarterspiel überhaupt erst bekannt geworden, liegt das Spiel von Haakon Hoel Garder nun in der deutschen Übersetzung vor und wird Freunden des taktischen Spiels einige Freude bereiten.

Spielmaterial und Aufbau

Die kompakte Box ist prall gefüllt mit jeder Menge Karten und Münzen. Münzen gibt es mit den Werten 1 bis 100. Bei den Karten wird es schon unübersichtlicher. Acht verschiedene Karten gilt es zu sortieren, zu mischen, auszusortieren und bereitzulegen. Die wichtigsten Karten sind die Arbeiterkarten mit verschiedensten Berufen und nach Ressource eingeteilt, die im Spiel später als Ziehstapel und zur Anwerbung zur Verfügung stehen. Daneben gibt es Startpersonen: Schneiderin, Holzfällerin und Bergarbeiterin, auf der einen Seite die weibliche Variante, auf der anderen Seite die männliche. Dazu fünf Gründungskarten – der Grundstein des Dorfes -, eine Los-Karte, fünf Spielhilfen, Entwicklungen und zwei Markttagkarten. Wieso ein Spiel, welches für maximal vier Spieler gedacht ist, fünf Gründungskarten und fünf Spielhilfen benötigt, bleibt das Geheimnis der Macher. Hat man die Karten sortiert, gilt es zu entscheiden, mit welchen Modulen man spielen will und wie viele Spieler mitspielen. Bei zwei Spielern sind die Regeln anzupassen und nicht alle Karten werden benötigt. Das Spiel beinhaltet zusätzlich drei Module mit besonderen Regeln und Karten. Die Module heißen Profiteure, Entwicklung und Unterstützung.

Villagers - Karten - Foto von Kosmos

Zur Spielvorbereitung werden in der Mitte des Tisches sechs Arbeiter als offene Auslage ausgelegt, diese sind in jedem Spiel identisch. Über den sechs Karten liegen sechs Stapel mit weiteren Arbeitern, je nach Spieleranzahl zwischen vier und acht Karten, die verdeckte Auslage. Unter dem zweiten und dem letzten Stapel liegt jeweils ein Markttag. Die Startpersonen liegen daneben. Und die restlichen Arbeiter liegen als Nachziehstapel bereit. Die Spieler erhalten acht Gold, fünf Arbeiter, eine Gründungskarte und eine Spielhilfe.

Das Ziel ist es, am Ende des Spiels nach dem zweiten Markttag das meiste Gold im Vorrat zu haben. Dies erreicht man durch Goldwerte und Sonderfunktionen auf den Arbeitern.

Baut euer Dorf

Das alles klingt sehr kompliziert, im Spiel selbst erklärt sich aber alles dann doch wie von selbst. Mit den Startkarten kann ich in zwei Phasen nun Arbeiter anheuern, im Spiel „draften“ genannt, und diese anschließend, in der zweiten Phase, ins eigene Dorf auslegen.

Draften muss man zwei Arbeiter plus so viele, wie man Nahrungssymbole im Dorf ausliegen hat, bis zu einem Maximum von fünf Arbeitern. Sobald ein Arbeiter aus der Auslage gewählt wurde, wird er durch einen Arbeiter aus den Stapeln darüber, von links nach rechts, aufgefüllt. Am Ende der Draftphase darf jeder Spieler einen Arbeiter in der Auslage durch Bezahlung vor dem Ablegen schützen. Arbeiter ohne Münzen werden abgelegt und durch Arbeiter vom Nachziehstapel – Achtung: Nicht von der verdeckten Auslage über der Auslage! – aufgefüllt. Nach der Draftphase kann man die Arbeiter von der Hand ins Dorf ausspielen. Diesmal sind es wieder zwei Arbeiter plus einen weiteren pro Bausymbol in eurem Dorf mit einem Maximum von fünf Arbeitern.

Produktionsketten errichten

Das klingt einfach und doch gilt es hier neben der Nahrungs- und der Bausymbole auch die Produktionsketten auf den Arbeitern zu beachten. Um zum Beispiel den Wagner mit neun Gold auslegen zu können, benötigt man einen Holzfäller und darauf eine Radmacherin. Letztere gibt es in der Auslage, erstere Karte nur durch Tausch von Handkarten gegen Startpersonen. Andere Karten benötigen keine Ausgangskarte, wieder andere nur die Gründung als Basis. Daneben muss man auch darauf achten, dass bestimmte Arbeiter nur ausgespielt werden können, wenn andere Arbeiter bereits im Spiel sind und damit die Arbeit erst ermöglichen können. Die Geflügelhändlerin benötigt zum Beispiel einen Tischler. Liegt der benötigte Arbeiter in deiner Stadt, erhältst du Gold, liegt er in einem anderen Dorf oder ist nicht im Spiel, musst du Gold entweder an den anderen Spieler abgeben oder an die Bank zahlen.

So weit so gut. Man draftet Arbeiter und legte diese so lange aus, bis ein Markttag kommt. Am ersten Markttag erhält man so viel Gold, wie im eigenen Dorf offen ausliegt. Am zweiten Markttag werden alle Goldwerte abermals gewertet und anschließend Silberwerte, die sich zum Beispiel durch die Anzahl der Nahrungsmittel oder der Kartenarten im Dorf ergeben. Mit den Modulen ergeben sich jeweils neue Möglichkeiten. Die Module Unterstützung und Profiteur liefern neue Personen mit speziellen Vorteilen. Das Modul Entwicklung sind Gebäude und eben Entwicklungen, die das Leben im Dorf verbessern und mehr Gold oder Nahrung bringen.

Kompliziertes Spiel oder neuer Stern am Aufbauspielhimmel?

Diese Frage habe ich mir direkt nach dem Öffnen des Spiels und dem davor gelesenen Lob an die erfolgreiche Kickstarterkampagne gestellt. Für mich ist die Antwort eindeutig, es ist nicht der neue Stern am Aufbauspielhimmel, eben, weil es zu kompliziert ist. Die vielen Karten, der Spielmechanismus und die vielen optionalen Regeln und Module machen das Spiel noch komplizierter als es das Basisspiel schon schafft. Das sollte eigentlich andersherum sein, zumindest bei optionalen Regeln. Die Karten sind schön anzuschauen, aber hauen einen optisch nun auch nicht vom Hocker. Die Anleitung selbst ist aufgrund vieler Beispiele, die mitten im Regeltext untergebracht sind, auch nicht immer hilfreich.

Um alle Symbole verinnerlichen zu können, benötigt man einige Spiele und selbst dann, wird man immer mal wieder zur Anleitung greifen und sich durch das Chaos dort kämpfen müssen. Die Spieldauerangabe passt gut, ich glaube aber, dass kein Jugendlicher dieses Spiel häufiger als einmal spielen wird und nur wirklich nerdige Jugendliche die Anleitung mehr als einmal anfangen werden. Mir fehlen darüber hinaus, und das ist wirklich schon makaber, denn eigentlich gibt es von allem zu viel, Karten, die etwas zur Lage des Dorfes sagen und die Boni oder Mali geben. Das würde zu dem Spiel besser passen, als immer mehr Arbeiter. Wirklich gelungen ist die Auswertung über den Markttag am Ende des Spiels, der wirklich alles in den Blick nimmt und bei dem auch Kleinigkeiten dann noch über Sieg und Niederlage entscheiden können.

Fazit: Lohnt es sich?

Gesellschaftsspiel Villagers - Cover - Foto von Kosmos

Villagers ist dank eines erfolgreichen Crowdfundings bei Kosmos gelandet und hat deshalb in der deutschen Übersetzung die Chance erhalten, unseren Markt zu erobern. Das wird aber aufgrund der unnötigen Kompliziertheit des Spiels wohl nicht gelingen. Es ist nicht absolut schlecht, aber in der Masse an Aufbauspielen einfach nicht gut und nicht eingängig genug, um sich durchsetzen zu können. Bessere Illustrationen, eine übersichtlichere Anleitung und passendere optionale und zusätzliche Regeln und Module hätten mein Urteil sicher weniger negativ ausfallen lassen.blank

Infos zu Villagers

  • Titel: Villagers - Bau dir dein Dorf
  • Verlag: Kosmos
  • Autor: Haakon Hoel Garder
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 45
  • Jahrgang: 2019

Werbung
kaufen Prüfen, ob Villagers vefügbar ist bei:
Amazon
Spiele-Offensive

Mehr Spiele-Themen entdecken

Kommentieren