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Ambrosia

Ambrosia - Ausschnitt - Foto von Skellig Games

Bei Ambrosia schwirrt und summt es, denn das neue Spiel von Skellig Games stellt Bienen in den Mittelpunkt. Spieleautor Uwe Bursik gründete den noch jungen Verlag 2017, 2018 erschien mit dem Merkspiel Concerto das erste Spiel. Nun folgten Mice to meet you und eben Ambrosia. Ein taktisches Spiel, das sich je nach Spielerzahl und verwendeter Variante irgendwo zwischen gehobenem Familien- und Kennerspiel bewegt. Im Mittelpunkt stehen gestapelte Spielsteine, die nur in Kombination bewegt werden können. Durch verschiedene individuell einsetzbare Module summt – pardon, spielt – es sich sehr unterschiedlich.

Bienenschwarm, Achtung, fertig, los! Wie funktioniert Ambrosia?

Bei Ambrosia steuere ich meine Bienen und versuche, möglichst viel Honig an ertragreichen Blüten zu gewinnen. Ein Schwarm besteht aus mehreren gestapelten Spielscheiben. Mit einem Teil des Stapels darf ich immer so weit fliegen, wie Bienen bewegt werden. Nehme ich also drei Bienen, sind das drei Felder. Dabei müssen es immer die oberen Bienen sein. Bienen, die unter anderen liegen, können nicht ohne die oberen losfliegen (dadurch sind sie unter fremden Bienen „gefangen“). Und ohne den Schwarm geht ohnehin nichts: Eine einzelne Biene kann nicht fliegen.

Das Ganze findet auf einem Felderkreis statt (je nach Spielerzahl größer oder kleiner). Gewertet wird immer dann, wenn ich keinen Spielzug mehr machen kann, meine Bienen also alle blockiert sind (weil sie unter anderen Bienen liegen oder mit der Schrittzahl kein freies Feld erreichbar ist) oder alleine stehen. Jedem Feld sind Honigpunkte zugeordnet, die auf einer Siegpunktleiste abgetragen werden. Anschließend werden die Bienen wieder gestapelt und es wird erneut losgesummt. Nach jeder Wertung kommt eine selbst gewählte Sonderbiene hinzu, von denen zu Beginn bereits eine im Spiel ist. Diese haben spezielle Fähigkeiten wie z.B. rückwärts fliegen bei der Rebellin oder ein Extrasiegpunkt durch die Sammlerin. Für die Sonderbiene muss aber eine normale Biene aus dem Spiel, die Anzahl erhöht sich also nicht.

Nach einer bestimmten – spielerzahlabhängigen – Wertungsanzahl endet das Spiel. Für alle anderen Spieler findet dann noch eine Schlusswertung statt.

Ambrosia - Material - Foto von Skellig Games

Wunderschönes „Drumherum“

Das Bienen-Thema fügt sich nahtlos ins Spielprinzip ein. Dass die Bienen nur im Schwarm unterwegs sind, ist genauso schlüssig wie das Gelee Royal als Unterstützung oder der Honig als Siegpunkteinheit. Auf der Spielplanrückseite auch mal mit einem Augenzwinkern: Hier kann man von Wurmloch zu Wurmloch reisen.

Christian Opperers gelungene Illustration lässt die Schachtel sofort ins Auge stechen (auf der übrigens auch der Illustratorenname vorne steht – nicht selbstverständlich und sehr löblich). Die Innengestaltung ist zugleich atmosphärisch und humorvoll und macht Ambrosia familientauglich, ohne kindlich zu sein. Die Symbole unterstützen das Spielverständnis hervorragend. All das macht Ambrosia zu einem runden Spielerlebnis.

Die hohe Kunst der Wertung beim Bienenspiel Ambrosia

Auf den ersten Blick könnte man Ambrosia für ein leichtes, ärgerlastiges Laufspiel halten. Und ja, man kann sich durchaus gegenseitig ärgern! Aber das ist noch lange nicht alles. Ambrosia entfaltet eine überraschende taktische Tiefe. Die beiden Grundprinzipien Bewegung und Wertung greifen eng ineinander. Wenn ich meine Bienen nicht selbst entsprechend positioniere, kann es unter Umständen sehr lange dauern, bis ich mal zu einer Wertung komme. Und je weniger Wertungen im Spiel, desto weniger Punktmöglichkeiten. Umgekehrt kann es aber auch sein, dass ich meine Bienen mühsam in die ideale Punkteposition bringe, und dann doch nicht werten kann, weil einer meiner Mitspieler seine Bienen so bewegt, dass für mich plötzlich wieder mehr Züge möglich sind als gedacht. Züge, die mich vielleicht sogar zwingen, die guten Punktfelder wieder zu verlassen. Und dann wird die Wertung womöglich in der weniger guten Position ausgelöst.

Es gilt also, die Balance zu halten zwischen möglichst vielen und möglichst guten Wertungen.

Zugleich kann ich natürlich Mitspieler mit der richtigen Taktik vom Werten abhalten (oder es zumindest verzögern). Bei all dem ist gute Planung wichtig. Das gilt auch für das Bienenstapeln nach der Wertung. Diese werden nicht beliebig aufeinandergesetzt, sondern in Laufrichtung eingesammelt. Das taktische Element ist die Entscheidung über den Startpunkt.

Die Sonderbienen erhöhen durch Ärgerbienen wie die Saboteurin (verhindert das Werten einer bestimmten gegnerischen Biene) die Interaktion und bieten zugleich taktische Möglichkeiten. Beides steigert sich im Laufe der Partie, je mehr Sonderbienen auf der Wiese sind. Da nicht alle ins Spiel kommen, gilt es gut abzuwägen, wann welche Sonderbiene sinnvoll ist.

Bei all dem sind strategische, langfristige Vorüberlegungen hilfreich, sitzen aber zu viele Grübler am Tisch, kann sich eine Partie ziehen. Ambrosia lebt von der Dynamik schneller Entscheidungen und taktischen, auch mal kurzfristigen Reaktionen.

Verschiedene Varianten beim Taktikspiel Ambrosia

Noch mehr Möglichkeiten ergeben sich beim optionalen Spiel auf der Spielbrettrückseite. Hier finden sich diverse Sonderfelder, die auch die Komplexität der Regeln steigern. Zugleich wird das Spiel dadurch unübersichtlicher und ja, ein bisschen chaotischer (im positiven Sinne). Für den Einstieg empfiehlt sich auch für geübte Spieler die Vorderseite. Ist man mit den Regeln vertraut, bietet die Rückseite aber viel Abwechslung und erhöht den Wiederspielwert.

Bei Einsatz der optionalen Ereigniskarten verschiebt sich das Spielgefühl Richtung Familienspiel. Nicht nur, da diese einen gewissen, sonst kaum vorhandenen Glücksfaktor ins Spiel bringen. Dennoch darf man sich nicht täuschen lassen. Auch in den Varianten bleibt Ambrosia im Kern ein Taktikspiel.

Schwierigkeitsgrad und Spielerzahl: Wie viele Honigsammler sind am besten?

Die Einstiegshürde ist für ein Familienspiel recht hoch, man braucht trotz der guten Anleitung eine Partie, um sich zu orientieren und die Sonderregelungen (Sonderbienen, später auch Sonderfelder) im Kopf zu haben. Aber nicht nur deshalb, auch wegen der taktischen Tiefe ist Ambrosia im gehobenen Familienspielbereich an der Grenze zum Kennerspiel zu verorten. Die Altersangabe ab 8 Jahren erscheint etwas niedrig. Spielerfahrene Kinder werden sicher im Kreise der Familie mitspielen können; für ein eigenständiges und taktisch erfasstes Spiel erscheint eine Grenze von 10 Jahren jedoch passender.

Zu zweit spielt sich Ambrosia sehr taktisch, mit mehr Honigsammlern steigt die Interaktion besonders hinsichtlich des Ärgerfaktors. Beides ergibt ein stimmiges Spielgefühl.

Fazit: Ambrosia als Chamäleon unter den Taktikspielen

Ambrosia - Schachtel - Foto von Skellig Games

Taktisches Duellspiel oder leicht chaotisches Ärger-Taktikspiel – Ambrosia ist das Chamäleon unter den Taktikspielen. Je nachdem in welcher Konstellation (Spieleranzahl und Auswahl der Spielkomponenten) man es spielt, hat man ein mehr oder weniger komplexes Spiel. Durch die vielfältigen taktischen Entscheidungen verläuft jede Partie anders (allein schon durch die gewählten Sonderbienen). In Kombination mit dem variabel aufbaubaren Spielbrett und den Varianten ergibt sich ein sehr hoher Wiederspielreiz.

Das Spannungsfeld zwischen Bewegung und Wertung ist in dieser Umsetzung erfrischend neu und hebt Ambrosia über ein bloßes Laufspiel hinaus. Ein rundum gelungenes Bienenspiel voller liebevoller Details, das sowohl Gelegenheits- wie Kennerspieler anspricht.blank

Infos zu Ambrosia

  • Titel: Ambrosia
  • Verlag: Skellig Games
  • Autor: Uwe Bursik
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 45
  • Jahrgang: 2019

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