Infos zu Amul
- Titel: Amul
- Verlag: Pegasus Spiele, Lautapelit
- Autor: Remo Conzadori, Stefano Negro
- Spieleranzahl (von bis): 3-8
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
- Dauer in Minuten: 30-60
- Jahrgang: 2019
Amul vom finnischen Verlag lautapelit (Vertrieb: Pegasus) stand auf meiner Will-Ich-Spielen-Liste der Messe 2019. Die Spielanleitung des Spiels von Remo Conzadori und Stefano Negro hatte mich bereits im Vorfeld neugierig gemacht. War es die Einfachheit oder die Aufmachung? Vielleicht beides.
Amul – Ein Spiel mit Karten
Das Spielmaterial besteht im Wesentlichen aus rund 170 Karten und einem Spielplan, der aber nur eine Nebenrolle spielt. Von allen Karten nehmen die Marktkarten den größten Teil ein. Sie sind es auch, um die es hauptsächlich geht.
Die Kartenrückseiten sind leider grafisch nicht so gestaltet, dass sie sich auf den ersten Blick voneinander unterscheiden. Dafür ist die Vorderseite umso ansprechender gestaltet. Hier finden sich neben dem Bild verschiedene Symbole u. a. für den Karteneffekt, die Handhabung und – wichtig – für die Wertung. Das ist clever und übersichtlich gelöst und wirkt trotz der Menge an Informationen weder überfrachtet noch störend.
So spielt sich Amul
Neben den Marktkarten, von denen jeder Spieler anfangs fünf erhält, werden noch Palast- und Bazarkarten (sic!) ausgelegt, die sich die Spieler mithilfe der Marktkarten nehmen können. In jeder Runde legt jeder Spieler eine Karte in die offene Auslage (Markt). Anschließend nimmt sich jeder wieder eine aus dem Markt, bevor dann jeder eine Karte offen vor sich auslegt. Dabei wird ein möglicher Effekt der Karte ausgeführt (sofern vorhanden), was ggf. noch dazu führt, dass man eine Palast- oder Bazarkarte nehmen und ausspielen darf.
Im Wesentlichen ist das schon der Spielablauf.
Ziel des Spiels ist es, mit der Auslage möglichst punkteträchtige Karten zu sammeln und ggf. zu kombinieren. Man sammelt Gegenstände, Gewürze, Edelstein, und (fast) alles, was man auslegt, zählt am Ende irgendwie Punkte, wenn man es geschickt kombiniert: Die Lampe zusammen mit dem Öl, Händler und Waren, gleiche einer Sorte oder Sets von verschiedenen. Andere Karten zählen nur Punkte, wenn man eine andere Karte(nart) nicht hat. Abgerechnet wird wie üblich am Schluss, was nach neun Runden und ca. einer Dreiviertelstunde der Fall ist.
Schnelle Runde
Es täuscht nicht, dass Amul nach einer ersten Erklärung bereits so verständlich sein sollte, dass es auch der Letzte verstanden hat. Nur selten muss man mal die Funktionsweise einiger Karten nachlesen, und man sollte auch die Symbole auf den Karten nicht ignorieren. Besonders wichtig ist es, Karten, die man sofort ausspielt und Karten, die man am Spielende auf der Hand haben muss, zu unterscheiden und auch danach seine Auswahl zu treffen. Hat man z. B. nur Karten für das Spielende auf der Hand, kann man möglicherweise in einer Runde keine in seine Auslage legen, sondern muss solche Karten ungenutzt abwerfen – was körperlich wehtut.
Die übersichtliche Spielregel erklärt aber deutlich, worauf es ankommt. Lediglich die Beschreibung, dass zu Spielbeginn alle Palast- und Bazarkarten, die der Spieleranzahl entsprechen, ausgelegt werden, hätte etwas deutlicher gemacht werden können. Hilfreich ist, dass die Kartenfunktionen in einem separaten Beiheft noch einmal ausführlich beschrieben sind, sortiert in alphabetischer Reihenfolge.
Der Spielplan wird eigentlich nicht benötigt. Er dient lediglich dazu, die verschiedenen Plätze (Markt, Bazar und Palast) räumlich voneinander abzugrenzen.
Amul gewinnt seinen Spielwitz vor allem daraus, nicht nur mit den Karten der eigenen Auslage viele Punkte zu machen, sondern dabei auch einen Blick auf die Kartenauslage der Mitspieler zu werfen und zu beobachten, was diese sammeln. Denn manche Karten ziehen ihre Punkte auch aus deren Auslage. Andere, wie die Kamele, bringen mehr Punkte, je weniger davon insgesamt auf dem Tisch liegen. Das ist ein besonders witziger Einfall, weil man einem Mitspieler damit noch kurz vor Spielende gewaltig die Laune verderben kann. Sofern bei Erstspielern in meinen Spielrunden Schwierigkeiten auftraten, waren es diese Zusammenhänge, die man im Hinblick auf die Endwertung beobachten muss. Man muss den Überblick über den Wertungsbereich der Karten behalten. Wer übersieht, dass eine Karte nicht (nur) für die eigene Auslage gilt sondern (auch) für die der Nebenleute, kann bei der Schlusswertung (böse) überrascht werden.
Und auch das gehört zum Spielwitz: Manche Karten werden gar nicht ausgespielt, sondern nach der letzten Runde als Handkarten aufgedeckt. In den Kartenhänden können sich dann noch Überraschungen finden, mit denen die Mitspieler nicht gerechnet haben. Spätestens dann wird Amul sogar ein bisschen strategisch. Dass es nicht ganz ohne den Blick auf die verbleibenden Runden geht, zeigt schon der Umstand, dass man in kurzen neun Runden ein Optimum an Punkten erzielen soll. Und bei z. B. noch fünf Handkarten aber nur drei ausstehenden Runden muss man eben auch Zöpfe abschneiden.
Startspielervorteil und Kartenglück?
Nicht wirklich überzeugend ist die Ermittlung des Startspielers. Dieser wird – nachdem jeder einmal Startspieler war! – durch die Mehrheit an Militärkarten in den Auslagen der Spieler bestimmt. Jedoch ist es ein erheblicher Unterschied, ob man zu dritt oder zu acht spielt. Denn bei nur neun Runden kommt dem Startspieler bei acht Spielern lange nicht die Bedeutung zu, die er bei nur drei Spielern hat. Der Vorteil des Startspielers ist es nämlich, immer die erste Wahl bei der Auswahl der Karten zu haben, also z. B. als Erster eine Marktkarte zu nehmen.
Ebenfalls war einigen Mitspielern das Kartenglück zu dominant. Während ein Spieler sich vielleicht mehrmals aus dem Bazar oder dem Palast bedienen darf, erhält ein anderer keine Karte, die ihm dies erlaubt. Diesen Mangel kann man nicht gänzlich schönreden, und einen überzeugenden Ausgleich dafür gibt es nicht. Zwar ist die Karte, mit der man die Extrakarte zieht, selbst nichts wert, aber die Punktewertung auf der Palast-/Bazarkarten ist häufig deutlich stärker als eine einzelne ausgelegte Marktkarte.
Dennoch hat mir Amul Spaß gemacht und es reizt noch immer, neue Partien zu spielen. Schon deshalb, weil jede Partie anders verläuft und es sich ohne zu verhaken spielt. Es eignet sich bestens als Familienspiel, kann aber auch vor Vielspielern bestehen, sofern diese sich nicht permanent ihr Hirn zermartern möchten.
Hier geht’s zur Spielregel zu Amul
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