Ananda: Ausschnitt des Titels, Foto Zoch Verlag

Asien, Tempelbau, inneres Gleichgewicht. Das sind die Schlagworte, mit denen uns Zoch die Hintergrundgeschichte von Ananda erzählen will. Das klappt zwar nur so ungefähr, zieht sich aber immerhin durch den Ablauf der Partie. Denn das Gesellschaftsspiel von Dirk Barsuhn ist ein abstraktes Spiel, das aber das Thema sehr gut abdeckt. Wie das funktioniert, verrate ich in dieser Rezension.

Infos zu Ananda

  • Titel: Ananda
  • Verlag: Zoch Verlag
  • Autor: Dirk Barsuhn
  • Spieleranzahl: 2-4
  • Alter ab: 10
  • Dauer in Minuten: 45
  • Jahrgang: 2024

Unsere Wertung zu Ananda

Worum geht es bei Ananda?

Die Hintergrundgeschichte umreißt zugleich die Aufgabe: Alle sollen dazu beitragen, einen (asiatischen) Tempel zu errichten. Dabei setzen alle Spielenden reihum einen Stein, erhalten Nachschub und bekommen Meditationskarten. Mit denen bezahlen sie die Bauaktionen, sammeln aber auch Siegpunkte. Doch, wie funktioniert das im Einzelnen?

Die Spielregeln von Ananda im Detail

Alle erhalten anfangs sechs Bausteine und sechs Meditationskarten, die sie jeweils verdeckt halten. Die Steine zeigen jeweils zwei Muster. Insgesamt gibt es sechs verschiedene Muster (sechs Farben). Auch die Meditationskarten (Handkarten) zeigen diese sechs Farben, allerdings mit verschiedenen Werten (1 – 4).

Foto von der Spielemesse Spiel 24 in Essen - von Axel Bungart: Ananda

Foto von der Spielemesse Spiel 24 in Essen – von Axel Bungart: Ananda

Anfangs liegt ein Stein aus. Wer an der Reihe ist, führt bei Ananda folgende Schritte aus:

  1. Zuerst kommt die eigene Mönchsfigur auf eine freie, ausliegende Fläche. Dabei zählen zusammenhängende Steine mit gleichem Muster.
  2. Diese Fläche ist nun mit mindestens einem Stein mit gleichem Muster zu ergänzen. Dabei kann es passieren, dass neue Steine in höhere Ebenen gelegt werden. Am Ende sind alle die Steine verbunden, die in der Draufsicht zusammenhängen. Wer nicht anlegen kann, muss den Zug beenden.
  3. Nun wird freiwillig mit Handkarten bezahlt. Das nennt sich Meditieren und bedeutet: Die Summe der Karten darf maximal so hoch sein wie die Anzahl der Mustersymbole in der Fläche. Die Differenz aus Anzahl der ausliegenden Symbole in der erweiterten Fläche und dem Wert der Handkarten ist die Anzahl der nachzuziehenden Bausteine.
  4. Am Ende wird das Gleichgewicht hergestellt. Es werden so viele Karten nachgezogen, dass die Anzahl von Karten und Steinen im Vorrat gleich ist. Für beide gilt ein Limit von acht.

Soweit klingt alles einfach. Ist es auch. Am schwierigsten ist im ersten Schritt, dass mehrere Dinge ineinandergreifen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Die Anleitung ist zwar okay, aber ich hätte mir etwas mehr Erläuterung und eine einfachere Darstellung des eingängigen Prinzips gewünscht. Sie ist trotz der simplen Abläufe etwas sperrig konsumierbar.

Voraussetzung für Punkte

So sind durch Mönchsfiguren besetzte Flächen eine Runde lang blockiert. Zugleich sind aber gerade große Flächen interessant, weil diese zum einen mehr Nachschub an Bausteinen versprechen. Zum anderen ist eine starke Erweiterung gleichbedeutend mit der Chance auf mehr Karten. Andersherum: Wer kleine Flächen baut, nutzt weniger Steine und bekommt auch weniger Karten.

Ananda - Spielsituation | Foto: Axel Bungart

Ananda – Spielsituation | Foto: Axel Bungart

Das ist aber noch nicht alles. Denn Punkte gibt es am Ende einer Ananda-Partie für abgelegte Karten. Wer also immer wieder an große Flächen anlegt, kann meistens mehr Kartenwerte ablegen und sammelt so mehr Punkte. Allerdings müssen ausliegend Muster und Kartensymbole passen.

Kein Tauschen möglich: Der Zufall als Punktrichter

An der Stelle wird Ananda etwas frustrierend. Denn wer die Bank voller Steine in den „falschen“ Mustern hat oder eine Hand voller unnützer Karten, verliert Tempo. Mit Glück ist ein Notzug möglich. Mit Pech nur das Versetzen des Mönchsteins und in großer Runde selbst das nicht immer. Einen Ausgleich wie bei ähnlichen Spielen, die Steine oder Karten komplett zu tauschen, gibt es bei Ananda leider nicht.

Blockade durch höhere Ebenen

Foto von der Spielemesse Spiel 24 in Essen - von Markus Nußbaum: Ananda hat tolles Material

Foto von der Spielemesse Spiel 24 in Essen – von Markus Nußbaum: Ananda hat tolles Material

Das alles erschließt sich für viele Leute nicht auf den ersten Blick.

Sie müssen es während der ersten Partie lernen. Hinzu kommt die dritte Dimension.

Das Erweitern der Flächen ist auch durch das versetzte Platzieren auf bereits ausliegenden Steinen möglich. Dadurch ergeben sich neue Optionen, Flächen zu erweitern. Allerdings auch völlig neue Herausforderungen, denn einzelne Lücken können kaum noch geschlossen werden. Das beeinflusst das Bauen erheblich.

Am Ende zählen nur die Karten

Wie bereits erwähnt: Am Ende zählen nur die zum Bezahlen abgelegten Meditationskarten. Die Gesamtpunkte entscheiden über den Sieg bei Ananda.

Foto von der Spielemesse Spiel 24 in Essen - von Axel Bungart: Ananda, der Sichtschirm

Foto von der Spielemesse Spiel 24 in Essen – von Axel Bungart: Ananda, der Sichtschirm

Daraus ergeben sich kleine Strategieansätze, die aber immer wieder durch Glück oder Pech beim Nachziehen der Steine anzupassen sind. Im Prinzip geht es darum, möglichst viele Kartenwerte abzulegen. Das funktioniert am besten an großen Flächen. Das wollen aber alle und zugleich müssen Steine und Karten dazu passen.

Nicht vergessen: Gibt es von einer gewünschten Farbe keine passenden Flächen, ist die Not groß. Denn die begehrten Flächen sind häufig durch gegnerische Mönchsfiguren blockiert …

Macht das Legespiel Ananda Spaß?

Wer jetzt aufmerksam gelesen hat, wird eine Ähnlichkeit zu Einfach Genial, insbesondere Einfach Genial 3D feststellen. Gerade zu Einfach Genial 3D gibt es erhebliche Anknüpfungspunkte durch identische Legeregeln. Während dieses Spiel das weniger hübsche, aber bessere Material beinhaltet, überzeugt Ananda durch die bessere thematische Verknüpfung und die größere Flexibilität. Aber:

In Ananda steckt spielerisch etwas mehr drin.

Zu starker Zufall erschwert das Optimieren

Ananda: Material aufgebaut, Foto Zoch Verlag

Trotzdem kann mich das Legespiel Ananda nicht ganz überzeugen. Es macht Spaß, es bietet spannende Ansätze zu Optimierungen. Am Ende ist der Einfluss des Zufalls beim Nachziehen aber unverhältnismäßig groß. Wer Pech hat, findet kaum noch Anschluss. Denn nur dann, wenn freie Flächen, passende Steine und Meditationskarten das gleiche Muster zeigen, lassen sich ordentlich Punkte machen. Mitunter gibt es zwar eine Fläche und viele eigene Steine, aber nur eine einzige Karte mit niedrigem Wert auf der Hand. Dann fehlen am Ende Punkte.

Allerdings soll das nicht darüber hinwegtäuschen, dass gerade das Zusammenspiel aus Steinen und Karten auch den Nachschub in der einen oder anderen Weise beeinflussen kann. Wer viele Steine legt, bekommt meistens mehr Karten. Wer wenige Steine an große Flächen legt, kann dennoch viele Karten ausspielen usw. Aber eben immer nur dann, wenn alles zusammenpasst.

Nicht perfekt, aber es macht Spaß

Bleibt am Ende die Frage nach dem Spielspaß: Ja, Ananda macht Spaß. Es hat tolles Material, auch wenn die Steine etwas rutschig sind. Sie sehen aber gut aus und liegen schön in der Hand. Die dritte Dimension und das Zusammenspiel aus Fläche/Mönchsfigur, eigenen Steinen und Meditationskarten sind gelungen und versprechen viele Optimierungsansätze.

Auch wenn der Zufall einen Einfluss hat, weil das Korrektiv durch Tauschen von Steinen oder Karten fehlt: Ananda ist spannend, bietet viel in einem Spiel und ist thematisch stringent umgesetzt. Neulinge haben trotz Schwächen der Anleitung keine Probleme, die Regeln zu verstehen. Die Dimension des eigenen Handelns zeigt sich jedoch erst spät in der ersten Partie. Schön, dass eine zweite oder dritte Runde durch die überschaubare Spielzeit von häufig deutlich weniger als 45 Minuten möglich sind.

Lieber zu zweit

Ananda: Schachtel, Foto Zoch Verlag

Einzig die Anzahl der Personen macht einen erheblichen Unterschied:

Zu zweit bietet Ananda deutlich mehr Taktik.

In voller Besetzung ist es ein Hauen und Stechen sowie vielen besetzten Flächen. Das schränkt die eigenen Möglichkeiten mehr ein.

Mir macht Ananda Spaß. Hätte ich die Wahl, würde ich dennoch lieber Einfach Genial 3D spielen. Einfach, weil es in seiner Schlichtheit noch schöner ist. Thematisch ähnliche Spiele wie das selten zu findende Shenshi oder Titel wie Tajuto sind zwar ebenfalls wunderbar, Andanda ist aber der deutlich elegantere Titel. Es ist ein schönes Legespiel, das mit einfachen Regeln viele Möglichkeiten bietet.

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1 Kommentar

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bleibgernanonym 4. Februar 2025 - 23:01

Anders als bei Nova Roma finde ich das Material hier mittelmäßig. Die Steine sind zwar schön, aber rutschen sehr leicht. Die Karten sind eher dünn.

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