Brettspiel Atua, Ausschnitt, Foto von Schmidt Spiele

Atua ist ein Begriff für die Götter Polynesiens, die einst Inseln erschufen. Und der Name des Brettspiels von Scott Almes, erschienen bei Schmidt Spiele. Das Cover erinnert ein wenig an den Disneyfilm Vaiana, der ebenfalls in Polynesien spielt.

Infos zu Atua

  • Titel: Atua
  • Verlag: Schmidt Spiele
  • Autor: Scott Almes
  • Spieleranzahl: 1-6
  • Alter ab: 8
  • Dauer in Minuten: 30
  • Jahrgang: 2025

Worum geht es bei Atua?

Bei Atua geht es also um Inseln. Anders als bei Trails of Tucana oder Palm Island baue ich meine Insel hier aber nicht nur mit Wegen oder Gebäuden aus. Stattdessen erschaffe ich meine eigene Insel, indem ich sie mit Karten auslege und nach und nach vergrößere. Das Ungewöhnliche dabei ist, dass ich die Karten kreuz und quer durcheinander legen darf.

Inselharmonie im Kartenlegespiel: So funktioniert Atua

Jede Inselkarte zeigt mehrere Symbole. Lege ich eine neue Karte, muss sie mindestens ein Symbol einer anderen Karte verdecken. Ich lege die Karten also übereinander, aber nicht etwa ordentlich in Reih und Glied wie bei Floral, sondern wie es gerade passt: schräg, quer, … ach, egal. Die Insel selbst soll natürlich trotzdem harmonisch und hübsch aussehen: Meer und Insel müssen durch Strand verbunden sein und der Strand muss durchgehend fortgeführt werden.

Bei Atua gibt es gleich drei Nachziehstapel, die festlegen, wann Zwischenwertungen stattfinden. Bin ich an der Reihe, nehme ich eine der vier Karten aus der Auslage und baue sie an meine Insel. Je näher an den Nachziehstapeln die Karte liegt, desto teurer ist sie. Die erste Karte (am weitesten von den Nachziehstapeln entfernt) ist kostenlos. Nehme ich sie nicht, muss ich eine Kokosnuss darauf legen. Und auf die nächste ebenfalls, und so weiter, bis ich die gewünschte Karte erreiche. Das erinnert an Akropolis. Und wenn schon eine Kokosnuss auf einer Karte liegt, die ich nehmen möchte? Umso besser, dann bekomme ich die Nuss gleich dazu (ggf. auch mehrere).

Wertungen bei Atua

Bei den drei Zwischenwertungen darf ich jeweils selbst entscheiden, welche der insgesamt sechs Punktekategorien ich werten möchte (alles kann aber nur einmal pro Partie gewertet werden): Vulkane, Kokosnüsse, verschiedene Symbolkombinationen. Jedes Mal werte ich eine Kategorie mehr (also nach Stapel A nur eine, nach Stapel C drei).

Durch Schicksals- und Bewohnerplättchen kommt noch etwas mehr Tiefe ins Spiel – anfangs können sie für einen leichteren Einstieg weggelassen werden. Kaufe ich ein Schicksalsplättchen, wird auf meiner Insel am Spielende etwas zusätzlich gewertet – vorausgesetzt, ich habe mehr davon als meine Mitspielenden (Vorsicht, darüber kann ich mir auch Minuspunkte einhandeln, wenn ich es nicht schaffe!). Und Bewohner bringen mir Vorteile, wenn ich sie zum richtigen Zeitpunkt einsetze.

Wer am Schluss die meisten Punkte hat, hat die schönste Insel und gewinnt bei Atua.

Kartenlegespiel Atua: kreuz und quer zur schönsten Insel

Die überschaubaren Legeregeln erleichtern den Einstieg. Dennoch erfordert Atua taktisches Geschick und auch ein gewisses Maß an Vorausplanung. Baue ich ein Symbol, das ich noch brauche, an den Inselrand, habe ich später vielleicht Probleme, einen passenden Legeplatz für die nächste Inselkarte zu finden. Schließlich muss ich immer mindestens ein Symbol überdecken, und am besten funktioniert das eben am Rand. Vor allem zu Beginn ist es meist besser, die Karte so zu drehen, dass für mich noch wichtige Symbole im Landesinneren liegen.

Ich kann natürlich auch eine Karte mitten auf die Insel legen, wenn sich das gerade anbietet. Das kann z. B. im Late Game sinnvoll sein, wenn dort ohnehin fast nur noch Symbole sind, die ich bereits gewertet habe. Nur mein Dorf auf der Startkarte und die Vulkane dürfen nicht überdeckt werden, ansonsten kann ich den Legeplatz frei wählen. Das muss man sich immer wieder vor Augen halten – intuitiv baut man meist auch im späteren Spielverlauf an den Rand, ohne weiter darüber nachzudenken. So, wie man es von zahllosen Legespielen gewöhnt ist.

Vulkane vermessen

Ein etwas ungewöhnlicher Mechanismus in Atua sind – neben dem freien Legen der Karten – die Vulkane. Sie sind nicht nur ein Symbol, sondern illustrativ in die Landschaft integriert. Punkte bekomme ich hier abhängig davon, wie weit ein Vulkan von meinem Startdorf entfernt ist. Messen kann ich das mit Hilfe eines speziellen Lineals, das eine Skala von eins bis fünf zeigt. Je weiter weg, desto mehr Punkte. Liegt der Vulkan vom Dorf aus aber gar nicht im Radius der Skala, ist er zu weit entfernt und bringt gar keine Punkte. Hier braucht es manchmal Präzisionsarbeit, etwa wenn der Vulkan gerade so noch im Fünferbereich des Lineals liegt. Da wird dann gefeilt, gedreht und verschoben, bis es wirklich exakt passt. Ein schönes haptisches Element mit dem Lineal und mal etwas abseits der sonst üblichen Pfade.

Timing ist alles – oder?

Übrigens kann es vorkommen, dass ich eine Karte gar nicht legen kann, z. B. wenn ich noch keine Küste habe und auf der Karte fast nur Meer zu sehen ist. Dann muss ich meine wertvollen Kokosnüsse vielleicht früher einsetzen, als mir lieb ist.

Dabei ist Timing ein Schlüsselwort, wenn ich bei Atua erfolgreich sein möchte. Wann werte ich welche Kategorie? Was bringt mir wann am meisten, wo kann ich vielleicht in späteren Runden noch mehr sammeln? Und: Was kann ich aktuell überhaupt werten?

Ausgewogene Symbolpaare und Set-Collection bei Atua

Bei den Symbolen geht es in drei Fällen um Symbolpaare: Fische und Fischer, Vögel und Jägerinnen, Palmen und Kanus. Werten kann ich die aber jeweils nur, wenn ich den Bestand nicht dezimiere. Ich darf nicht überfischen, nicht überjagen und die Palmen nicht komplett roden. Anders ausgedrückt: Es dürfen keine Fischer, Jägerinnen und Kanus übrigbleiben, die kein Gegenstück haben. Ein Kniff, der das Sammeln an dieser Stelle taktischer und spielerisch interessanter macht. Werte ich lieber gleich jetzt die Vögel-Jägerinnen-Kombination, auch wenn das vielleicht noch nicht so viele sind? Oder warte ich noch ab und riskiere, später vielleicht zu viele Jägerinnen zu haben?

Und dann gibt es da noch die grauen Symbole (Totems), die mir vor allem dann Punkte bringen, wenn ich möglichst viele verschiedene habe. Oft ist es sinnvoll, das gegen Ende zu werten. Dann habe ich mehr Zeit, um noch weitere zu sammeln. Nur hilft Zeit nicht immer. Nicht nur das Timing ist entscheidend, auch das Glück (in diesem Fall die Auswahl in der Auslage) spielt mit.

Kokosnüsse, Schicksal und Bewohner

Besonders bei den Kokosnüssen muss ich den richtigen Zeitpunkt für die Wertung abpassen. Schließlich möchte ich möglichst viele davon haben, brauche sie aber auch als Zahlungsmittel. Das verschärft sich noch, wenn man die optionalen Elemente Schicksalsplättchen und Bewohner hinzunimmt. Manche Bewohner bringen mir weitere Kokosnüsse, die ich natürlich für die Wertung nutzen möchte. Also warte ich vielleicht lieber, bis ich das Bewohnerplättchen passend aufdecken kann. Gleichzeitig will ich natürlich auch Schicksalsplättchen einkaufen, bevor meine Mitspielenden sie mir wegschnappen. Nur gebe ich dafür dann wieder Kokosnüsse ab, die ich dann nicht mehr für die Wertung habe. Die Sache mit dem richtigen Timing, da war doch was …

Gerade bei den Bewohnerplättchen muss ich ebenfalls auf den passenden Moment warten. Hier spielt aber auch das Glück eine große Rolle. Denn wenn ich einen Bewohner aufdecke, bekomme ich Punkte abhängig von der aktuellen Auslage, z. B. für jedes Palmenpaar. Es kann lange dauern, bis wenigstens zwei Palmen gemeinsam in der Auslage liegen. Oder es gibt auf einmal jede Menge davon. Hier hat das Spiel also ein kleines Push-your-Luck-Element: auf die Taube auf dem Dach warten oder den Spatz in der Hand nutzen, sobald (falls) er endlich da ist?

Handling und Material bei Atua

Das Spielmaterial ist schön gestaltet. Erwähnenswert sind vor allem die tollen Holzkokosnüsse. Und haptisch ist Atua auf jeden Fall (im positiven Sinne) ungewöhnlich: Am Spielende habe ich teils einen regelrechten Kartenhaufen vor mir liegen, v. a. wenn ich öfter Karten mitten auf die Insel baue. Oder eine Art Kartenfächer, der sich über den halben Tisch zieht.

Leider ist die Handhabung als Kartenlegespiel aber manchmal etwas schwierig. Und die Anleitung, das sei am Rande noch erwähnt, könnte an einigen Stellen eindeutiger sein. Die Karten verrutschen leicht, was gerade bei einem Spiel, bei dem es auf exakte Abstände (Vulkane) ankommt, suboptimal ist. Die im Legespiel sonst üblichen Pappplättchen wären hier nur auf den ersten Blick besser. Denn damit wäre das freie Legen – das Herzstück des Spiels – nicht wirklich machbar. Schließlich überlappen sich die Karten kreuz und quer, Höhenunterschiede durch die Pappe wären dabei problematisch. Die Materialentscheidung für die Karten ist daher nicht nur nachvollziehbar, sondern sicher die beste Lösung. Trotzdem stört das Rutschen den Spielfluss. Vielleicht wäre ein etwas griffigeres Papier für die Karten eine Möglichkeit, damit sie nicht mehr ganz so gut „schlittern“.

Beim Auslegen der Karten braucht es nicht nur für die Vulkane Präzisionsarbeit, sondern auch, wenn ein Symbol gerade so noch unter der neuen Karte hervorlugt. V. a. bei Strandkarten mit viel Wasser ist das manchmal tricky, da der Strand die Ausrichtungsmöglichkeiten einschränkt. Dann muss oft die Spielrunde entscheiden, was noch gültig ist und was nicht.

Ab auf die Insel? Ist Atua ein gutes Legespiel?

Brettspiel Atua, Schachtel, Foto von Schmidt Spiele

Unter anderem durch den nicht zu unterschätzenden Glücksfaktor bleibt Atua klar im Familienspiel verortet, auch wenn es sich mit den optionalen Elementen etwas taktischer spielt als ohne. Es kombiniert Altbewährtes mit eher ungewöhnlichen haptischen Elementen. Mechanismen wie die Multi-Use-Funktion der Kokosnüsse, Set Collection und die Relevanz des richtigen Timings ergeben ein solides Gerüst. Besonders wird Atua durch das sehr freie Legen und das Vulkanlineal. Mal ehrlich: Wann kann man schon mal seine Karten einfach irgendwie kreuz und quer anlegen? Allein das macht Laune.

Auf Dauer wird es aber dann doch etwas eintönig. Der Wiederspielreiz reicht einfach nicht aus, um es regelmäßig auf den Tisch zu bringen. Der ungewöhnliche Ansatz ist toll, trägt aber allein nicht ausreichend, um wirklich ein langfristig besonderes Spielerlebnis zu schaffen. Das ist schade, denn handwerklich ist Atua solide gemacht. Bei aller Kritik ist es ein schönes Spiel für zwischendurch, aber eben auch nicht mehr.

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