Warum dieses Spiel Balloon Pop heißt, ergibt sich schnell aus dem Studium der Anleitung: Ballons werden farblich optimiert in den Himmel geschickt, wo sie in passenden Gruppen platzen und Punkte bringen. Das erinnert an ein Browser-Game. Aus diesen Zutaten entsteht ein einfaches, manchmal sehr witziges Familienspiel. Warum es am bunten Ballonhimmel aber eben durchaus anders als gewünscht kommt, erfahrt ihr in der Rezension zu Balloon Pop von Mikko Punakallio. Das Spiel ist übrigens bei HCM Kinzel erschienen.
Infos zu Balloon Pop
- Titel: Balloon Pop
- Untertitel: Spielend aufsteigen
- Verlag: HCM Kinzel
- Autor: Mikko Punakallio
- Spieleranzahl: 2-4
- Alter ab: 8
- Dauer in Minuten: 30
- Jahrgang: 2025
Unsere Wertung zu Balloon Pop
Der schwierige Start: die Anleitung bringt Ballonträume fast zum Platzen
Vielleicht kennt ihr das: Ihr lest eine Spielanleitung und meint sofort: „Alles klar, verstehe ich.“ Nur um dann zu merken: „Warum steht da nicht das und das zu der und der Situation? Warum steht die eine Passage dort und nicht da, wo ich sie erwarten würde?“ So ähnlich ist es bei der Spielregel zu Balloon Pop.
Ganz ehrlich: Die Regeln sind so einfach und alles steht auch in der Anleitung drin. Aber die Struktur ist abenteuerlich. Es gibt unnötige und langatmige Dopplungen und leider mindestens eine eklatante Lücke: Welche Gruppe ist zuerst zu werten? Das ist entscheidend bei der Punktevergabe, weil daraus Folgewertungen entstehen können. Gibt es freie Auswahl? Warum steht das dann nicht beschrieben?
Nachdem ich bereits über die Anleitung von Ananda gemosert habe, nun das. Ich habe aber keine Geduld mehr. Wir haben 2025 und Spielanleitungen müssen besser sein. Daher bekommt Balloon Pop eine entsprechende Abwertung, weil die Regeln trotz des einfachen Zugangs nicht gut erläutert sind.
Das Material muntert auf
Ganz anders dagegen das Material. Das ist wirklich cool.
Es gibt schöne Tableaus, eine nette Zählleiste, ein Stoffbeutel, schöne Wertungssteine (warum der gelbe Stein aber orange ist, weiß wohl nur der Verlag) und … Ballonsteine. Okay, das hätte man mit ovalen Pappplättchen umsetzen können. Aber, ehrlich: Diese Steine sind doch einfach schick. Sie wirken wie leckere bunte Bonbons, die man einfach weglutschen möchte. Liebe Kinder, lasst das. Und eckige Ballons müsste man erklären – aber hübsch sind sie wie das gesamte Material wirklich.
Der Ablauf bei Balloon Pop
Die Regeln von Balloon Pop sind einfach. Alle haben eine Spielfarbe (Karten von 1 bis 10 und einen Wertungsstein) sowie ein Tableau vor sich. Darauf befinden sich acht Zeilen und sechs Spalten.
Was nun kommt, ist eine Art „Tetris verkehrt“. Wir lassen Ballons aufsteigen, sodass sich möglichst passende Gruppen bilden. Und das geht so:
- Am Anfang einer Runde werden entsprechend der Gruppengröße Viererreihen mit Ballonklötzchen ausgelegt. Um diese bieten alle mit ihren Karten von 1–10.
- Wer die höchste Zahl hat, darf sich zuerst eine Gruppe nehmen – unverändert oder komplett um die Achse gedreht kommt diese auf das eigene Tableau, sodass mindestens ein Ballon in der Fußzeile liegt. Aber Achtung: Die Karten geben senkrecht oder waagerecht vor und mitunter muss auch noch ein Ballon zum Platzen gebracht (= entfernt) werden.
- Nun steigen alle Ballons so lange auf, bis sie auf einen Widerstand in Form anderer Ballons oder den Tableaurand treffen.
- Dann folgt die Wertung. Gruppen aus mindestens vier farbig passenden Ballonklötzen (inklusive Joker) oder mindestens zwei Symbolen platzen und bringen dadurch sofort Punkte. Danach ist die nächste Person am Zug.
Die Wertung hat es in sich
Was aus der Anleitung gar nicht so richtig deutlich wird, bevor man die eignen Ballons in die Lüfte steigen lässt: Es ist richtig viel Taktik gefragt. Denn zum einen gibt es am Ende der Partie recht üppige Sonderpunkte für leere Spalten und die obersten drei Reihen. Zum anderen rücken nach dem Platzen die Ballons von unten nach oben nach. Dadurch entstehen teilweise Kettenreaktion, die neben der Wertung noch einen Zusatzpunkt einbringen.
Gute Vorbereitung für maximale Punkte
Schon bei der Kartenwahl muss man bei Balloon Pop genau hinsehen, welche Steine am besten zur eigenen Auslage passen, mit welcher Karte diese optimal zu platzieren sind und ob sich nach dem Hochsteigen Gruppen bilden. Das alles „virtuell“, in Gedanken. So kommt es immer wieder zu Überraschungen nach dem Einsetzen.
Die meisten Leute achten darauf, irgendwo eine Farbgruppe bilden zu können. Da diese Ballons aber vom Tableau kommen, entstehen anschließend durch das Aufrücken in Lücken spannende Konstellationen. Dabei winken teilweise mehr Punkte, als man vorher geahnt hat. Sicher, das kann man üben und durchkalkulieren. Aber Balloon Pop ist eigentlich ein schnelles Bauchspiel.

Balloon Pop: typische Szene – die neue Ballonreihe wird beim Aufsteigen eine Wertung der gelben Steine auslösen, Foto von Michael Weber
Wenn es klemmt, verhagelt es alle Reihen
Das klingt vielleicht alles einfach. Aber wenn die ausliegenden Farbreihen nicht zur Situation auf dem eigenen Tableau passen, die Karten nicht perfekt genutzt oder die Steine einfach mal in die falsche Reihe gelegt werden, verstopft das eigene Tableau bei Balloon Pop innerhalb von wenigen Zügen. Aber es gibt auch nur acht Züge. Ich hätte mir zwei oder drei mehr gewünscht).
Fast kann man dann dieses typische Quietschen von aneinanderreibenden Ballons hören. So etwas ist fatal, denn so fehlen am Ende die Bonuspunkte für leere Spalten und die obersten Reihen. Ohne diese schwebt der Sieg in weite Ferne.
Peng! Eher mäßiger Wiederspielreiz
Das alles macht Balloon Pop zu einem leicht zugänglichen und schnellen Familienspiel. Trotz der Schwächen bringt es durchaus Spaß und kann für kurze Zeit überzeugen. Die Tiefe der Aufgaben beim Auswählen der Ballonreihen und die Gefahr, trotz guter Karte die falsche Reihe zu erwischen, greifen schön ineinander. Kommt dann noch schlechte Planung hinzu, kann der Spaß am bunten Ballonreigen schnell in Ärger umschlagen.
Mich hat Balloon Pop am Ende doch nicht ganz überzeugt.
Die Idee ist recht frisch und schön umgesetzt. Das Material ist gut, die Mischung aus Glück, Taktik und Ärgern wunderbar. Aber … Peng! Da zerplatzt der Spaß schon. Denn mir fehlt etwas Tiefgang oder ein weiterer Kniff.
So klappt es meistens ganz gut, das Tableau zumindest halbwegs sauber zu halten und ordentlich Punkte einzusammeln. Es fehlt einfach die brenzlige Situation, ein Panikmodus beim Platzieren, der die Nerven etwas mehr strapaziert. Einfach etwas mehr Pep.
Ein gutes Wohlfühlspiel, aber mit eher geringem Wiederspielreiz
Aber das soll Balloon Pop vielleicht auch gar nicht bieten. Es ist ein Wohlfühlspiel für Familien, die in Ruhe und mit moderaten Konflikten eine halbe Stunde Spaß haben wollen. Das ist gut. Das Spiel funktioniert. Das macht auch durchaus Spaß. Aber der Wiederspielreiz steigt anders als die Luftballons für mich persönlich damit nicht in schwindelerregende Höhen.