Liebhaber historischer Werke kennen vermutlich Beowulf, das älteste vollständig erhaltene Heldenepos des angelsächsischen Raums, überliefert in Form einer Handschrift aus dem 10. Jahrhundert. Den hauptsächlichen Inhalt des altertümlichen Textes bilden zwei Abenteuer des Gautenfürsten Beowulf, der in seiner Jugend für den Dänenkönig Hrothgar den menschenfressenden Moordämonen Grendel besiegte und auch beim anschließenden Rachefeldzug die Oberhand behielt, den die Mutter des Ungeheuers, eine gefürchtete Seehexe, gegen ihn führte. Es folgten Zeiten des Wohlstands, bevor Beowulf, inzwischen selbst zum König der Gauten gekrönt, im heldenhaften Kampf gegen einen riesigen Drachen unterlag.
Diese dramatischen Geschehnisse bilden gewissermaßen die Grundlage und Rahmenhandlung des Spiels. Es gilt Beowulf auf seinem Lebensweg zu begleiten und ihn bestmöglich aktiv zu unterstützen. Im Spiel wird dabei eine gemeinsame Figur Schritt für Schritt über das stimmungsvoll gestaltete Spielbrett geführt mit seinen insgesamt 36 Ereignisfelder, die jeweils eine Episode der Beowulf-Sage darstellen. Durch Ausspielen von Aktionskarten mit unterschiedlichen Symbolen (Reise, Freundschaft, Klugheit, Mut und Kampf) können die Spieler bei den einzelnen Geschehnissen mitwirken, um Ruhm und Gold zu verdienen.
So heroisch und ambitiös die Ausgangslage, so trivial leider das eigentliche Spiel: Die einzelnen Ereignisfelder unterscheiden sich lediglich in der Art des Erwerbs von Belohnungen (Aktionskarten sowie Ruhmes-, Schatz- und Bündnisplättchen mit aufgedruckten Siegpunkten) oder allenfalls Nachteilen (Wundplättchen und Kratzer). Es gibt dabei Haupt-, Zwischen- und Schatzepisoden, wobei letztere in der Grundvariante ausgelassen werden können.
Zwischenepisoden können nach eigener Wahl der Spieler akzeptiert oder abgelehnt werden. Einige Episoden beinhalten beispielsweise ein Risiko, bei dem zwei Aktionskarten gezogen werden. Tragen diese eines von zwei vorgegebenen Symbolen, dürfen auf die Hand genommen werden, sonst setzt es ein Kratzerplättchen ab. Bei anderen Zwischenepisoden können bestimmte Handkarten oder Plättchen gegen hoffentlich bessere eingetauscht oder eine von mehreren Handlungen ausgewählt werden, welche beispielsweise die Heilung sämtlicher Kratzer erlauben.
Nicht wesentlich interessanter sind die Hauptepisodenfelder, bei denen durch gleichzeitiges oder aufeinander folgendes Ausspielen bestimmter Handkarten ermittelt wird, in welcher Reihenfolge einige vorgegebene Belohnungen oder Nachteile ausgewählt werden dürfen oder müssen. Entscheidend ist dabei der möglichst effiziente Einsatz der zuvor erworbenen Karten. Bei Schatzepisoden schließlich können Goldplättchen erworben und am Ende in Ruhm umgewandelt werden. Wer zuletzt am meisten Siegpunkte erworben hat, tritt die Nachfolge Beowulfs an und gewinnt das Spiel, wobei Wunden und Kratzer negativ zu Buche schlagen.
Das Spiel beschränkt sich letztlich auf eine Aneinanderreihung mehrerer Bietphasen, durchsetzt mit Glückselementen beim Ziehen der Karten und Plättchen. Der Ablauf ist relativ schematisch und vermag kaum zu packen, da insbesondere auch kein erkennbarer Bezug zur eigentlichen Sage besteht. Überdies funktioniert Beowulf eigentlich nur in Vollbesetzung halbwegs gut, da erst hier in den Hauptepisoden alle Belohnungen verteilt werden – auch die nachteiligen, die als einzige etwas Würze ins fade Geschehen auf dem Spielbrett bringen.
Infos zu Beowulf
- Verlag: Kosmos
- Autor: Reiner Knizia
- Spieleranzahl (von bis): 2 - 5
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
- Dauer in Minuten: 75
- Jahrgang: 2005
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