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Café Melange

Gesellschaftsspiel Cafe Melange - Foto von Clicker Spiele

Wiener Caféhaus-Atmosphäre. Gediegenes Klimpern von Kaffeetassen, einschläfernde Klaviermusik übertüncht von leisem Murmeln und irgendwo im Hintergrund ein leicht überheblich genäseltes „Küss die Haaand“. Da sitzen sie, mehr Alt als Jung, und lassen sich die Sachertorte schmecken. Abgehalfterte Prominenz hat sich zwischen die Bürgerlichen geschummelt. Letztere genießen deren Anwesenheit, lassen es sich aber keinesfalls anmerken. Die bekannte Wiener Bescheidenheit halt.

Ein schöner thematischer Rahmen! In Café Melange von Stephan Riedel (Clicker Spiele) versuchen zwei bis vier Spieler, ihre Café-Gäste im Café zu platzieren und das möglichst an Tischen, an denen Prominente sitzen, denn das kann am Spielende erquicklich viele Punkte geben.

So wird Café Melange gespielt

Im Café gibt es elf Tische, runde, quadratische und rechteckige in drei verschiedenen Farben und, damit keiner stehen muss, Stühle in vier verschiedenen Farben. Ein Spieler verfügt im Spiel zu dritt und viert über zwei Sätze unterschiedlich geformter Markierungssteine, die immer Zweien seiner Gäste (Pappplättchen) gleichzeitig als Reservierungssteine dienen. Man spielt eine bis drei Handkarten aus, die einem Gast einen Platz entweder an einer Tischart (im Sinne von Form oder Farbe des Tisches) oder auf Stühlen einer bestimmten Farbe reserviert. Genauer gesagt zunächst auf allen Plätzen, die infrage kommen. So kann es sogar zu Überschneidungen kommen, die mehreren Gästen verschiedener Spieler denselben Platz reservieren. Unrealistisch? Das kann einem in jedem Touristenhotel passieren. Durch das Ausspielen weiterer Karten reduziert sich die Möglichkeit der Sitzplätze auf genau einen, auf dem der Gast schließlich platziert wird. Andere Reservierungen für diesen Platz haben dann das Nachsehen. Dafür gibt es 0-4 Punkte sofort und, wenn am Schluss mindestens ein Prominenter mit am Tisch sitzt, weitere in Abhängigkeit von den auf den Plättchen angegebenen Punktewerten. Das Spiel endet, wenn einer alle seine Gäste platzieren konnte oder so viele Gäste im Café sitzen, dass der Kellner überfordert das Handtuch wirft. Es gewinnt, wer die meisten Punkte machen konnte.

Das Modell ist bekannt aus Tobago (Zoch Verlag), in dem die Ortung des Schatzes in gleicher Weise vonstattenging oder auch Old Town (Clicker Spiele), was aber in sich logisch noch vertrackter ist. Moduliert wird das Ganze dadurch, dass die Spieler in jeder der drei Spielphasen (die jeweils nach Erreichen einer bestimmten Gästeanzahl eingeläutet wird,) jeweils eine Aktionskarte ausspielen dürfen, die Sonderpunkte einbringen oder Gästekonstellationen durcheinanderwirbeln können.

Wie gut ist das Gesellschaftsspiel Cafè Melange?

Café Melange spielt sich recht einfach. Die Spielregeln eröffnen einem einen schnellen Einstieg, da sie sowohl vollständig als auch übersichtlich das Spielgeschehen beschreiben. Eher unübersichtlich ist aber die Farbgebung des Spielmaterials. Die Farbe der Tische weicht von denen auf den Spielkarten ab, was anfänglich für Verwirrung sorgt. Überhaupt sind die Farbkompositionen besonders des Spielplans bestenfalls noch mit dem Versuch zu entschuldigen, eine gewisse vorkriegszeitlich-unschuldige Atmosphäre darstellen zu wollen. Das habe ich aber schon bedeutend besser gesehen.

Partien ohne ausreichend Interaktion

So richtig gepackt hat das Spiel keinen von uns. Man erwartet bei einem solchen Spiel ja keine Überraschungen. Aber dem Spielgeschehen fehlt es insbesondere an unvorhersehbaren Wendungen, die die Pläne der Spieler, ihre Gäste und Prominente zusammenzubringen, durchkreuzen. Alleine einige Aktionskarten, die die Spieler optional ziehen können, leisten genau das. Allerdings kommen diese – wenn überhaupt – nur zufällig ins Spiel. Darüber hinaus sind die Aktionskarten generell sehr unterschiedlich stark. Während man mit der einen Karte nur einen einzigen (lächerlichen) Punkt machen kann, wenn zum Zeitpunkt des Ausspielens eine bestimmte Bedingung erfüllt ist, kann man mit einer anderen, mit der man zwei Gäste untereinander die Plätze tauschen lässt, bis zu zwölf Punkte machen. Da sind die Mittel sehr unausgewogen, da eben jeder im ganzen Spiel maximal drei Karten ausspielen kann.

Der Interaktion käme zugute, dass laut Spielregel ein Spieler (A) keine Punkte für einen seiner Gäste erhält, wenn es einem anderen Spieler (B) gelingt, durch das Ausspielen seiner Karte(n) nebenbei den exakten Sitzplatz einer der Gäste von Spieler A zu definieren. Wenn es denn öfter gelingen würde, wäre dies ein gelungenes Mittel, die Interaktion zu erhöhen und damit den linienförmigen Ablauf zu verästeln. Nur scheitert das meist schon daran, dass ein Spieler mehr als eine Karte ausspielen und damit in vielen Fällen in einem einzigen Zug bereits einen Gast platzieren kann – noch bevor ein anderer Spieler eingreifen könnte. Manche sahen darin übrigens auch einen Startspielervorteil, der meines Erachtens aber zu vernachlässigen ist. Zu zweit verliert Café Melange noch einmal, weil zu wenig Interaktion stattfindet.

So plätschert Café Melange leider (!) so ein bisschen vor sich hin. Thematisch ist die Idee wirklich schön umgesetzt. Und durch die echten Charaktere der Promis, die auf den Plättchen abgebildet und in der Spielregel näher beschrieben werden, ist es alles andere als beliebig. Aber es hat wohl schon seinen Grund, dass kaum einer eine zweite Partie spielen möchte, womit die Frage nach dem Wiederspielreiz schon beantwortet wäre.

Vom Anspruch her gesellt es sich zwischen Tobago und Old Town ein. Als Familienspiel taugt es durchaus schon wegen der übersichtlichen Spieldauer, vermag aber auch da taktischen Anforderungen kaum standzuhalten. Wer die nicht braucht, soll es ruhig mal ausprobieren.

Infos zu Café Melange

  • Titel: Café Melange
  • Verlag: Clicker Spiele
  • Autor: Stephan Riedel
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 45-60
  • Jahrgang: 2013
  • Video:
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