Catan Energien: Ausschnitt des Titels, Foto von Kosmis
Reich der Spiele Rezension Catan – Energien

Das Zeitalter der Energiewende und des Umweltschutzes hat auch Catan erreicht. Die virtuelle Insel hat sich virtuell entwickelt: In Catan Energien (Klaus & Benjamin Teuber, Kosmos) werden aus Dörfern Forschungsstädte mit allem, was das so mit sich bringt. Vor allem: Dreck!

Infos zu Catan – Energien

  • Titel: Catan - Energien
  • Verlag: Kosmos
  • Autor: Klaus Teuber und Benjamin Teuber
  • Spieleranzahl: 3-4
  • Alter ab: 12
  • Dauer in Minuten: 90
  • Jahrgang: 2024

Die Spieler sind nun nicht mehr nur herausgefordert, ihre Dörfer und Forschungsstädte über Straßen zu verbinden und auszubauen, sie müssen auch für die notwendige Energie sorgen. Dabei entscheiden sie selbst, ob sie diese „quick and dirty“ oder teurer, dafür aber nachhaltig produzieren wollen.

So wird Catan Energien gespielt

Catan Energien - Spielsituation | Foto: Axel Bungart

Catan Energien – Spielsituation | Foto: Axel Bungart

Mit Ausnahme der Bezeichnungen für die Ansiedlungen ist erst mal nicht viel anders: sechseckige Geländetafeln, Häfen, Zahlenplättchen und Würfel, Rohstoff- und Entwicklungskarten. Als neue Ressource gibt es nun Forschungskarten, die für den Bau von Kraftwerken benötigt werden.

Jeder Spieler hat ein eigenes Ablagetableau für seine Spielelemente. Zu den bekannten Siedlungssteinen kommen Scheiben für Kraftwerke: braune für dreckige (fossile) und grüne für nachhaltige Energiefabriken. Kraftwerke liefern Energie, die die Spieler auf verschiedene Arten nutzen können. Zum Beispiel, um das Handkartenlimit zu vergrößern, sich Rohstoffkarten zu kaufen oder Umweltverschmutzungen zu beseitigen.

Catan Energien - Spielertableau | Foto: Axel Bungart

Catan Energien – Spielertableau | Foto: Axel Bungart

Die Spielfläche wird von einem Rahmen umgeben. Er hält aber nicht nur die Geländetafeln im Zaum. Auf dem Rahmen befinden sich neben der Siegpunktleiste mehrere kurze Leisten mit Ablagefeldern für Ereignis-Chips. Von diesen Chips wird zu Beginn jedes Spielzuges (mindestens) eines aus einem Säckchen gezogen und auf eine der Leisten gelegt. Sie versinnbildlichen die fortschreitende Umweltverschmutzung. Immer, wenn eine der Leisten gefüllt ist, passiert etwas. Meist nichts Gutes. Man verliert Rohstoffe oder eine Forschungsstadt ist so verschmutzt, dass sie keine Erträge abwirft, wenn ihre Zahl gewürfelt wird usw.. Bei den grauen Leisten trifft es eher die Spieler, deren persönliche Umweltbilanz schlecht ausfällt.

Je mehr grüne Kraftwerke die Spieler bauen, desto besser wird ihre Umweltbilanz und desto mehr grüne Chips wandern in den Beutel. Wird ein grüner Chip gezogen und damit eine Leiste vervollständigt, passiert etwas, das die Spieler bevorteilt, die nachhaltiger Energie produzieren und bestraft die anderen.

Energiegewinnung auf Catan

Das Spielprinzip selbst ist nahezu unverändert. Es wird gewürfelt, werden Rohstoffe ausgeschüttet, Siedlungen und Straßen sowie – neu – Kraftwerke gebaut. Doch genau die Kraftwerke machen den großen Unterschied.

Catan Energien - Forschungsstadt mit Kraftwerken | Foto: Axel Bungart

Catan Energien – Forschungsstadt mit Kraftwerken | Foto: Axel Bungart

Kraftwerke werden an Siedlungen angebaut und einer Geländetafel zugeordnet. Dörfer können nur ein Kraftwerk aufnehmen, Forschungsstädte drei. Sie werfen immer dann Energie ab, wenn die Zahl der betreffenden Geländetafel gewürfelt wird.

Durch bestimmte Ereignisse werden auf den Zahlenchip einer Geländetafel oder auf Siedlungen Marker für Umweltschäden gelegt. Solange diese darauf liegen, werden dort keine Rohstoffe produziert. Die Spieler können sich mit der Abgabe von Energie davon befreien.

Der räuberische Inspektor

Natürlich gibt es auch weiterhin einen Bösewicht. Aus dem Räuber wurde hier der Umweltinspektor, dessen Aufgabe am Ende dieselbe ist: Erträge verhindern und Spieler um Rohstoffe erleichtern. Ob da ein Schuss Ironie dabei war, aus der eigentlich ehrenwerten Aufgabe des Umweltschutzes einen Störenfried zu generieren?

Das Spiel endet, wenn entweder alle Plättchen aus dem Beutel gezogen wurden oder wenn einer zehn Siegpunkte erreicht hat. Doch das Spielende ist tricky: Endet die Partie, nachdem das letzte Plättchen aus dem Beutel gezogen wurde, gewinnt nicht derjenige, der dann die meisten Siegpunkte hat, sondern wer mehr grüne Kraftwerke gebaut hat – netto! D. h., es wird die Differenz aus der Anzahl grüner und brauner Kraftwerke gebildet. So kann sogar gewinnen, wer die wenigsten Siegpunkte hat.

Catan Energien - der Umweltinspektor (links); rechts: verschmutzte Stadt | Foto: Axel Bungart

Catan Energien – der Umweltinspektor (links); rechts: verschmutzte Stadt | Foto: Axel Bungart

Catan und der Umweltschutz

Bei Catan Energien drängt das catansche Spielprinzip so weit nach vorne, dass das Thema zunächst nicht so ins Gewicht fällt. Ob man Siedlungen so oder so nennt, macht für das Spielgefühl zunächst keinen Unterschied. Insofern sind Catan-Fans bei Catan Energien gut aufgehoben.

Und doch setzen die sich mit jedem Zug füllenden Ereignisleisten die Spieler von Beginn an latent unter Druck. Je schlechter die persönliche Öko-Bilanz auf dem eigenen Spielertableau, desto mehr müssen die Spieler mit negativen Folgen rechnen, wenn eine der Leisten voll ist. Hinzukommt, dass es eine globale Verschmutzungsleiste gibt. Sie zeigt an, wie viele Chips zu Beginn eines Spielzugs aus dem Beutel gezogen werden müssen. Für jedes neue braune Kraftwerke aber auch für Dörfer und Städte, die die Spieler bauen, steigt der Wert auf dieser Leiste an – die globale Verschmutzung eben. Werden bestimmte Wert überschritten, müssen in jedem Zug zwei oder sogar drei Chips aus dem Beutel gezogen werden.

Dies betrifft somit auch die Spieler, die eher ökologisch bauen, doch bevorteilt es sie auch. Denn letztlich verkürzt das die Spieldauer, und wenn das Spiel frühzeitig endet, weil es keine Chips mehr im Beutel gibt, gewinnt derjenige, der am „saubersten“ gebaut hat.

Global denken, lokal handeln

Ein Spiel um das Thema unseres Zeitalters wäre völlig sinnfrei, wenn es nicht eine Message transportieren wollte. Catan Energien vermittelt das recht gut, ohne dabei oberlehrerhaft zu werden. Vielmehr müssen die Spieler feststellen, dass die Handlungen in ihrem Mikrokosmos die gesamte Spielsituation beeinflussen. Zusammengefasst lautet das: Je stärker man die Umwelt mit dreckigen Kraftwerken verschmutzt, desto schnelles geht es mit Catan zu Ende. Nur, dass es auf Catan dann noch einen Sieger gibt. Da setzt sich dann doch das Spielerische durch.

Macht Catan Energien Spaß?

Catan Energien - Forschungskarten (Mitte) | Foto: Axel Bungart

Catan Energien – Forschungskarten (Mitte) | Foto: Axel Bungart

Spielt man mit der zufälligen Verteilung der Landschaftsplättchen und liegen die Zahlenchips ungünstig, kann es am Anfang einer Partie einen Mangel an einzelnen Rohstoffen geben, der erst nach und nach behoben werden kann. Stockt der Bau von Forschungsstädten, erhält man weniger Forschungskarten und damit stockt auch der Bau von Kraftwerken und man gewinnt weniger Energie. Mit Energie kann man aber u. a. fehlende Rohstoffe ersetzen. Eine Partie Catan Energien kann dann besonders zu viert ganz schön herausfordernd, um nicht zu sagen zäh, anlaufen. Auch darin unterscheidet es sich nicht von der Standardausgabe. Der Unterschied ist aber, dass die Zeit – in Form der zu ziehenden Ereignischips – weiterläuft und das Spielende damit unweigerlich näherrückt, während sich der Ressourcenmangel beim normalen Catan nur auf die Spieldauer auswirkt. Dadurch wirkt das Spiel aber deutlich behäbiger.

Fängt es dann doch an zu „rollen“, tritt ein ähnlicher Effekt ein: Durch den Bau von grünen Kraftwerken kommen neue Chips in den Beutel, und das Spielende wird herausgezögert. Auch da verlässt der ökologische Gedanke Catan Energien. Denn die Spieler stehen vor der Entscheidung, noch grüne Kraftwerke zu bauen und damit die eigene und globale Situation zu verbessern oder das Spiel einfach auslaufen zu lassen, weil man mit seiner Ökobilanz ohnehin in Führung liegt.

Catan Energien: Spielschachtel, Foto von Kosmis

Dass am Ende somit tatsächlich gewinnen kann, wer nach Siegpunkten nichts damit zu tun gehabt hätte, ist zumindest gewöhnungsbedürftig, wenngleich wieder im Thema.

Materialtechnisch und von der Spielregel her macht man mit Catan Energien jedenfalls nichts verkehrt. Alles ist einwandfrei. So ist es am Ende die Entscheidung, ob man ein Spiel mit Thema Umweltschutz haben möchte oder nicht.

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