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Der Herr der Ringe: Der Ringträger

Der Herr der Ringe: Der Ringträger; Ausschnitt, Foto von Schmidt Spiele

Klaus-Jürgen Wrede ist vielen als Erfinder der Spielereihe Carcassonne bekannt. Er hat aber auch viele andere Gesellschaftsspiele erfunden. Dazu gehört auch das 2024 bei Schmidt Spiele veröffentlichte kooperative Spiel Der Herr der Ringe: Der Ringträger. Ob es Spaß macht, verrate ich in dieser Rezension.blank

Material und Illustrationen

Der Herr der Ringe: Der Ringträger; Aufbau des Spiels, Foto von Schmidt Spiele

Zunächst fällt das Material auf. Die Illustrationen sind passend, einige Bilder stammen aus den Filmen von Peter Jackson. Das ist schön, wenn das auch für den Spielablauf keine tragende Rolle bedeutet. Die Figuren sind leider nur aus Pappe. Die Karten sind aus strukturiertem Material, sind aber schnell verbogen und an den Kanten eingedellt. Beides geht besser. Dafür ist die Aufmachung insgesamt gut und angenehm zurückhaltend.

Aber es gibt ein Highlight: Es liegt ein Ring dabei. Der Ring! Aus Metall und graviert.

Dazu gibt es ein Band, sodass der Ring wie im ersten Teil der Filmtrilogie am Hals oder eben in der Hand getragen werden kann. Dass er so auch prima weitergegeben werden kann, ist sogar Bestandteil des Spielablaufs.

Der Herr der Ringe - Der Ringträger: der eine Ring; Foto von Michael Weber

Der Herr der Ringe: Der Ringträger ist ein Laufspiel für Familien

Inhaltlich geht es darum, die Gefährten schnellstmöglich nach Mordor zu bewegen und den Ring zu vernichten. Dabei hetzen die Ringgeister die Gemeinschaft und kommen immer näher. Der Anspruch ist dabei nicht zu niedrig, aber für Familien mit Kindern ab 10 Jahren zu meistern. Der Herr der Ringe: Der Ringträger macht aber durchaus auch in Runden mit erfahrenen Leuten Spaß.

Gemeinsam gegen Sauron

Besonders verzwickt: Ohne Abstimmung untereinander wird es schwer. Denn der Weg nach Mordor ist verschlungen und gabelt sich immer wieder. Um voranzukommen, sollten sich daher alle absprechen, wer wann welche Karten oder Aktionen nutzt. Denn die Macht Sauron liegt wie ein schwerer Schatten über dem Kartendeck. Der Böse versucht, den Ringträger zu korrumpieren und auf seine Seite zu ziehen. Schafft er das, wird diese Person zum Handlanger Saurons und torpediert die Gemeinschaft zusätzlich.

Der Ringträger: bis nach Mordor oder zum Untergang

Der Herr der Ringe - Der Ringträger: die Jagd durch Mittelerde; Foto von Michael Weber Wie gut, dass der Ring innerhalb der Runde wechseln kann. Durch bestimmte Karten wird der bisherige Ringträger erlöst und ist damit vor Sauron vorläufig sicher. Währenddessen versuchen alle, die wenigen sinnvollen Karten zielgerichtet auszuspielen und zu nutzen. Denn nur so kommen die Gefährten weiter und ziehen nach Mordor. Gelingt das, gewinnen die Gefährten. Holen die Ringgeister die Gefährten ein, gewinnt Sauron. Das heißt: Alle verlieren. Es sei denn, es gibt einen Handlanger Saurons, dann gewinnt dieser allein.

Regeldetails: Der Weg zeigt sich erst spät

Der Mechanismus ist so einfach wie spannend. Vier Karten auf der Hand, eine ist nur den anderen Personen am Tisch sichtbar. Ein Stück Landkarte liegt bereits aus, die Ringgeister haben die Hatz aufgenommen und die Gemeinschaft startet ins Abenteuer.

Der Herr der Ringe - Der Ringträger: Helferkarten sind nützlich; Foto von Michael Weber

Wer man der Reihe ist, muss zunächst prüfen, wie viele Karten „Saurons Macht“ auf seiner Hand und auf der Hand aller anderen für ihn sichtbar sind. Jede Karte lässt nicht nur die Ringgeister vorrücken, sondern korrumpiert auch den aktuellen Ringträger.

Anschließend werden Helferkarten nach dem gleichen System ausgelegt. Diese unterstützen einmalig nach Belieben die Runde während der späteren Reisephase. Diese Hilfe ist mehr als willkommen, denn sie blockieren die Ringgeister, sorgen für mehr Karten, lassen die Gemeinschaft vorrücken oder – ganz wichtig – sorgen für einen Wechsel des Ringträgers. Letzteres ist sehr wichtig, um den aktuellen Ringträger vor Saurons Macht zu befreien.

Beide Teilaktionen bringen richtig Würze und Interaktion in den Ablauf von Der Herr der Ringe: Der Ringträger. Denn so sind alle mit ihren zu den anderen zeigenden Karten am Ablauf beteiligt.

Der Herr der Ringe - Der Ringträger: die dunkle Macht korrumpiert den Ringträger; Foto von Michael Weber

Zwei Aktionen und die Reise

Die eigentlichen Aktionen sind dann eher einfach und meistens aus der Not geboren:

  • Landschaftskarte aufdecken und den Weg nach Mordor somit sichtbar erweitern. So lässt sich die Herausforderung des Weges nach Farbfeldern und Weggabelungen besser einschätzen.
  • Karte an Landschaftsbereich auslegen. Diese Karten erlauben später das Passieren der gleichfarbigen Felder. Einige erlauben alternativ Sonderaktionen, die überaus hilfreich gegen Sauron sind.

Dann rückt die Gemeinschaft vor oder die aktive Person nutzt Sondereigenschaften der Karten und Helfer. Das ist schon alles. Somit ist Der Herr der Ringe: Der Ringträger ein recht einfach gehaltenes Laufspiel, bei dem aber immer der Druck durch Sauron Macht spürbar ist.

Saurons Handlanger wird aktiv

Der Herr der Ringe - Der Ringträger: das Deck von Saurons Handlanger; Foto von Michael Weber

Sollte eine Person im Laufe der Partie fünf Karten „Saurons Macht“ vor sich vereinen, verfällt er dem Bösen. Das passiert übrigens anfangs schneller als gedacht. Erst nach und nach wird eine Strategie klar, das durch Wechsel des Ringträgers oder Karten zu vermeiden. Passiert es dennoch, wird die Person nun als Handlanger Saurons aktiv. Sie erhält ein eigenes Kartendeck und kann die Gemeinschaft auf vielfältige Weise torpedieren.

Saurons Handlanger muss jedoch seine Aktionen teuer durch Karten bezahlen. Erleichtert wird ihm das durch die weiteren Karten „Saurons Macht“, die diese Person weiterhin bekommt und zum Zahlen nutzen kann.

Zwischen langweilig und extrem spannend

Klar, der Zufall spielt durch das Ziehen der Karten eine gehörige Rolle. Läuft es ganz schlecht, verliert die Ringgemeinschaft schon kurz nach dem Start. Mit etwas Können lässt sich das Risiko aber minimieren. Karten werden geschickt genutzt, Aktionen gemeinsam geplant, der Weg besser koordiniert.

Der Herr der Ringe - Der Ringträger: Die Karten zeigen Motive aus den Filmen; Foto von Michael Weber

Dennoch schwebt immer der Schatten Mordors über den eigenen Aktionen. Allein schon beim Nachziehen kommt es zu einem fiesen Kniff. Eine Karte darf man für sich selbst verdeckt und für die anderen sichtbar ziehen und auf die Hand nehmen. So haben alle die Option, die Karte gleich im nächsten Zug zu nutzen. Aber: Handelt es sich um „Saurons Macht“ muss diese ebenfalls sofort im nächsten Zug ausgelegt werden.

Ein Dilemma, das richtig Kopfschmerzen bereiten kann.

Allein dadurch wird Der Herr der Ringe: Der Ringträger zu einem guten Spiel. Wenn vielleicht auch nicht zu einem perfekten.

Monotoner Ablauf, aber mit dem gewissen Reiz

Allerdings verlaufen die Partien alle recht ähnlich. Wohl gibt es verschiedene Ausgänge. Mal spaziert der Ringträger fast unbehelligt nach Mordor, mal tauchen nach wenigen Zügen die Ringgeister in gefährlicher Nähe auf. Mal will keine passende Helferkarte auf die Hand kommen, mal ziehen mehrere Leute nacheinander mehrere „Saurons Macht“. In solchen Runden wird Der Herr der Ringe: Der Ringträger recht schnell öde.

Doch, es macht auch Spaß
Gesellschaftsspiel Der Herr der Ringe: Der Ringträger; Schachtel, Foto von Schmidt Spiele

Aber in den meisten Partien kommt es zu einer engen Jagd, die erst kurz vor Ende entschieden wird. Dass dabei alle in die Atmosphäre der Romane von J. R. R. Tolkien eintauchen sollten, um besonders viel Spaß zu haben, steht außer Frage. Wer Der Herr der Ringe: Der Ringträger als einfaches Laufspiel mit Kartenelementen sieht, wird wenig Freude haben. Wenn aber die Karten mal gut verteilt sind, sieht das ganz anders aus. Dann stürzt sich Gandalf vor die Ringeister und hält sie auf, dann nimmt Boromir dem Ringträger den Ring ab, trägt Arwen die Hobbits ein Feld weiter oder findet Aragorn neue Wege. Ja, dann macht Der Herr der Ringe: Der Ringträger Spaß.

Nicht so gut wie andere Tolkien-Spiele

Dennoch sind die Spiele Der Herr der Ringe von Knizia, aber auch Der Herr der Ringe: Gemeinsam zum Schicksalsberg oder Der Herr der Ringe: Adventure Book Game die insgesamt ansprechenderen Veröffentlichungen. Wer gern komplexe Zeitfresser mag, sollte sich Der Ringkrieg ansehen. Ein ganz anderes Spielprinzip bietet Similo: Der Herr der Ringe, das eher auf Assoziation und Deduktion setzt.

Infos zu Der Herr der Ringe: Der Ringträger

  • Titel: Der Herr der Ringe: Der Ringträger
  • Verlag: Schmidt Spiele
  • Autor: Klaus-Jürgen Wrede
  • Spieleranzahl (von bis): 3-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 45
  • Jahrgang: 2024

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