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Der Ringkrieg

Der Ringkrieg von Reich der Spiele

Nun ist sie gekommen, die letzte große Schlacht um Mittelerde. Der Ringkrieg hält Einzug in die Wohnzimmer der Tolkien-Fans und fordert sie heraus. Und eine Herausforderung ist dieses Spiel alle Mal. Denn zunächst will ein 24 Seiten umfassendes Regelheft gelesen und verstanden werden. Dieses ist anders strukturiert als übliche Spielanleitungen und verlangt allein deshalb eine andere Herangehensweise. Die Regeln selbst sind gar nicht so kompliziert. Die Länge der Anleitung liegt eher in der reichhaltigen Zahl von wichtigen Regeldetails begründet. Hat man die Grundbegriffe des Spiels aber erst einmal verstanden, müssen nach und nach nur noch wenige davon nachgeschlagen werden. Dann lernet man auch die Struktur der Regeln zu schätzen. Dennoch ist es mit dem Lesen der Anleitung nicht getan. Man sollte wenigstens ein, zwei Spiele einrechnen, in denen man Fehler macht, vielleicht sogar schlimme Fehler. Für ein Spiel, das in der normalen Version etwa drei bis vier Stunden dauert und zuvor eine längere Aufbauphase erfordert, klingt das abschreckend.

Der Ringkrieg: detailverliebte Simulation der Schlacht um Mittelerde

Aber an dieser Stelle soll niemand vor Der Ringkrieg gewarnt werden. Im Gegenteil. Hierbei handelt es sich vielmehr um das Nonplusultra für Freunde von Spielen mit Tolkien-Thema, die gerne Einheiten in die Schlacht führen. Man findet Zitate aus den Büchern und Filmen und kann die Hoffnungslosigkeit der Freien Völker spüren, die den riesigen Armeen der Schatten gegenüber stehen und alles auf die Ringgemeinschaft setzen (müssen). All das berücksichtigt das Spiel nicht nur, dem Spielbrett wird sogar der Geist der Bücher eingehaucht.

So ist Der Ringkrieg ein enorm vielschichtiges Spiel. Zum einen gibt es die militärische Ebene. Hier kämpfen die Armeen Gondors, Rohans, der Elben, Nördlichen Allianz und der Zwerge gegen die Heerscharen Saurons, Sarumans und der Südländer und Ostlinge. Fast 200 kleine und schön modellierte Einheiten – Fußsoldaten, Reiter, Orks, Olifanten und natürlich Nazguls – kämpfen sich durch Mittelerde, verteidigen ihre Festungen und halten wacker Stand oder versuchen einfach den Gegner zu überrennen. Dazu kommen Würfel zum Einsatz. Im Kampf treffen jede gewürfelte fünf oder sechs und vernichten eine gegnerische Einheit. Festungen, Städte und Befestigungen oder Anführer können die Ergebnisse modifizieren. Kampfkarten bringen zusätzliches Tolkien-Feeling in die Schlacht. Während Verluste der freien Völker ganz aus dem Spiel gehen, können die Einheiten Saurons immer wieder auf das Spielbrett zurückkehren. Wohl dem, dessen Einheiten in der Überzahl oder besseren Position sind.

Auf der anderen Seite steht die Gemeinschaft. Die Ringgemeinschaft wird immer weiter Richtung Schicksalsberg gezogen. Der oder die Spieler der freien Völker setzen alles daran, den Ring zu zerstören. Doch das Auge Saurons sucht nach ihm. Er jagt und verfolgt die Gemeinschaft, wann immer er kann. Die Gemeinschaft reist im Geheimen und der oder die Spieler der Schattenarmeen können sich nie sicher sein, wo sich die Gemeinschaft aufhält. Lediglich die Entfernung vom letzten Standort ist bekannt. Findet er sie aber, erleidet die Gemeinschaft einen Korrumpierungsschaden, indem nach erfolgreichen Jagdwürfelwurf ein Schadensplättchen gezogen wird. Die Macht des Rings greift langsam auf Frodo und seine Begleiter über. Die Bürde des Einen wird schwerer, je näher die Gemeinschaft dem Schicksalsberg kommt. Deshalb werden einerseits die Gefährten der Gemeinschaft nach und nach von dieser gelöst, um Schaden auf sich zu nehmen oder in die Krisenregionen geschickt zu werden, um die dortigen Truppen schlagkräftig zu unterstützen und so Zeit für Frodo zu gewinnen. Spätestens dann muss der Spieler des Schattens schnell zuschlagen oder die Jagd intensivieren, denn ihm läuft jetzt die Zeit davon. Dazu schickt er nicht nur die Nazguls, sondern auch Saruman, den Hexenkönig und Saurons Mund in das Geschehen.

Der Ringkrieg: nach langem Spielspaß verschiedene Spielenden

Dieses sehr gut ausgestattete Brettspiel endet entweder, wenn der Ring zerstört ist, oder die Gemeinschaft endgültig korrumpiert wurde. Oder durch eine militärische Entscheidung. Der Schattenspieler gewinnt dann, wenn seine Armeen Festungen und Städte im Wert von zehn Siegpunkten erobert haben. Der Spieler der freien Völker gewinnt, wenn er so vier Siegpunkte erzielt.

Das klingt ungerecht? Nun, der Schattenspieler hat am Anfang sieben Aktionswürfel (später bis zu zehn), sein Gegenüber nur vier (später bis zu sechs). Diese Würfel bestimmen maßgeblich das Handeln der Spieler. Ob man eine Armee rekrutiert, diese marschieren oder angreifen lässt, die Gemeinschaft weitersetzt oder jagt, eine Karte spielt oder Gefährten beziehungsweise die Günstlinge Saurons bewegt, jedes Mal benötigt man ein passendes Aktionswürfelergebnis. Zudem müssen die teilnehmenden Völker erst aktiviert und in den Kriegszustand gebracht werden, um aktiv in die Schlacht eingreifen zu können. Das ist für den Schattenspieler sehr viel einfacher und schneller erledigt. Aus all diesen Komponenten entwickelt sich ein scheinbares spielerisches Ungleichgewicht zu Gunsten des Schattenspielers. Doch das täuscht, denn das Spiel ist sehr fein und genau ausbalanciert.

So gut ist Der Ringkrieg als strategisches Brettspiel

Taktische und stimmungsvolle Scharmützel sind garantiert, Finten, Überraschungsangriffe und ab und an das Ausspielen einer passende Karte bringen viel Abwechslung in das Spiel. Trotz vieler Glückskomponenten ist der Spielsieg aber alles andere als vom Zufall abhängig. Wer vernünftig plant, seine Würfelergebnisse klug einzusetzen weiß und seine Einheiten und Personen rechtzeitig an die richtigen Stellen beordert, hat einen erkennbaren Vorteil. Und das Spiel bietet eine große Bandbreite von möglichen Entwicklungen. Je nach taktischem Vorgehen der Spieler konzentriert es sich mal auf die Jagd der Gemeinschaft, mal auf die Schlacht um Gondor und Helms Klamm oder aber es werden scheinbare Nebenschauplätze plötzlich zur zentral umkämpften Position auf dem Spielbrett. Der Spielverlauf ändert sich ebenfalls bei drei und vier Spielern, wenn die „böse“ oder beide Seiten (und die Aktionswürfel) geteilt werden und sich die jeweiligen Spieler aufeinander abstimmen müssen.

Ein Mammutspiel für Freunde von „Der Herr der Ringe“, Risiko-Spieler und Liebhaber von vielschichtigen, epischen Taktikschlachten. Trotz einiger Schwächen (zum Beispiel sind die wesentlichen Kennzeichnungen der Karte für Mittelerdeneulinge schwer zu erkennen; die Figuren der Nationen beider Seiten sind alle gleichfarbig, deshalb hat besonders der Spieler der freien Völker Problem beim Unterscheiden seiner Einheiten; Nazguls kippen bei unvorsichtigem Setzen leicht um) ist und bleibt Der Ringkrieg ein sehr gutes Spiel. Mehr als das. Der Ringkrieg ist ganz großes Kino für den heimischen Spieltisch.

Unser Tipp

Es gibt wegen der Fülle von Details viele Regelfragen und zudem einige wenige Übersetzungsfehler (besonders Kartentexte). Beides ist in der Second Edition behoben.

Infos zu Der Ringkrieg

  • Titel: Der Ringkrieg
  • Verlag: Phalanx Games
  • Autor: Roberto Di Meglio, Marco Maggi, Francesco Nepitello
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 120
  • Jahrgang: 2004

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