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Die Kartographin

Die Kartographin - Ausschnitt - Foto von Pegasus Spiele

Lasst uns das unbekannte Land im Westen erkunden! Und wenn wir schon dabei sind, können wir es auch gleich kartographieren. Klingt bekannt? Das könnte daran liegen, dass das (so ähnlich) der Startgedanke des erfolgreichen Flip-&-Write-Spiels Der Kartograph aus dem Hause Pegasus ist. 2020 war es zum Kennerspiel des Jahres nominiert und kam auch beim deutschen Spielepreis auf Platz 2. Nun gibt es nach zwei Erweiterungen eine Fortsetzung, die eigenständig spielbar ist, wieder von Jordy Adan, diesmal zusammen mit John Brieger. Aber was ist denn nun eigentlich anders bei Die Kartographin?blank

Flip & Write als Kennerspiel: Wie spielt sich Die Kartographin?

Karten, Stifte, Zettel: die Basiszutaten eines Flip & Write. Bei Die Kartographin zeichnen wir – wie schon bei Der Kartograph – Landschaften in Tetris-artigen Formen auf unsere Landkartenzettel und müssen diese dabei möglichst günstig platzieren.

Auch diesmal kommt das aus Isle of Skye bekannte modulare Wertungssystem zum Einsatz: Unter vier Buchstabenkarten von A bis D legen wir je Partie andere Wertungskarten aus, die definieren, wofür wir Punkte bekommen (z. B. für möglichst große Waldgebiete). Daneben legen wir die Jahreszeitenkarten aus: Wir spielen über vier Runden/Jahreszeiten, wobei diese immer kürzer werden. Der wichtigste Stapel ist der mit den Erkundungskarten, die uns jede Runde anzeigen, welche geometrische Form wir mit welcher Landschaftsart zeichnen sollen. Und manchmal tauchen durch sogenannte „Hinterhalt“-Karten Monster auf, die wir uns gegenseitig möglichst fies einzeichnen.

Die Kartographin: Was ist anders?

Vom Mechanismus und den Regeln her eigentlich gar nicht so viel. Die Spielbeschreibung oben könnte bis hierhin auch so überschrieben sein: Wie spielt sich Der Kartograph? Wirklich neu ist, dass es Heldinnen und Helden gibt, mit denen wir die Monster vertreiben können (dazu weiter unten mehr). Die aus Der Kartograph bekannten Ruinen gibt es nicht mehr, sie können aber vorkommen, wenn wir beide Spiele miteinander kombinieren (ja, das geht). Und natürlich sind die Landkarten (Zettel) und die Karten (Wertung und Erkunden) etwas anders als beim Vorgängerspiel.

Die Kartographin: Interaktives Flip & Write?

Die meisten Flip-&-Write-Spiele sind eher solitär, und auch hier gilt: Alle kartographieren ihre eigenen Landschaften. Die Kartographin hat (wie schon das Vorgängerspiel) aber durchaus ein (kleines) interaktives Element: die Monster, die am Rundenende Minuspunkte bringen. Taucht beim Erkunden (in den Erkundungskarten) eines auf, tauschen wir unsere Landkarten aus. Denn dann zeichnen wir die geometrische Form nicht für uns selbst ein, sondern bei Mitspielenden. Natürlich möglichst fies: so, dass es maximal Minuspunkte gibt und so, dass das Monster möglichst lange zu Gast bleibt. Das ergibt fast schon ein Feeling wie bei Mensch ärgere Dich nicht.

Nur wie die Monster wieder loswerden? Entweder wir „umbauen“ sie mit anderen Landschaftsfeldern (denn nicht die Monster selbst bringen die Minuspunkte, sondern jedes leere Feld daneben) oder wir nutzen die Heldinnen und Helden. Auch sie sind als Karten in den Erkundungsstapel gemischt. Decken wir eine auf, fügen wir (diesmal bei uns selbst, versteht sich) ein Schwertsymbol ein, von dem ausgehend wir ein Kampfmuster einzeichnen: einfach wieder eine geometrische Form, die aber über bereits Eingezeichnetes gelegt werden darf. Trifft der symbolische Schwerthieb ein Monster, ist dieses ab sofort unschädlich. Und das gilt auch dann, wenn ein Monster erst später dorthin kommt. Allerdings: Wer zeichnet schon ein Monster an eine Stelle, an der es nichts nützt? Die Heldinnen und Helden sind also auch präventiv einsetzbar. Ein schönes (neues) taktisches Element.

Wer spielt hier – und wie viele?

Die beiden Kartographie-Spiele sind klar im Kennerspielbereich einzuordnen. So benennt es der Verlag auch auf den Schachteln. Aber auch wer sonst eher (gehobene) Familienspiele mag und gern mal ein komplexeres Flip-&-Write-Spiel ausprobieren möchte, kann sich an die Spiele heranwagen.

Insgesamt empfinden wir Die Kartographin auf der Komplexitätsskala ein klein wenig über Der Kartograph. Für den Einstieg eignet sich daher das Vorgängerspiel besser, für Kenner ist Die Kartographin vielleicht sogar interessanter.

Wie schon beim ersten Spiel ist die Spielerzahl bei der Kartographin mit „1 – 100“ angegeben, und tatsächlich lässt es sich mit beliebig vielen Mitspielenden spielen. Vorausgesetzt: ausreichend Stifte und genug Platz um den Tisch herum. Irgendwann wird es dann eng beziehungsweise es wird schwierig, die Karten ausreichend einzusehen. Mit wenig Mitspielenden – und ja, auch zu zweit – spielt sich Die Kartographin übrigens genauso gut wie in großer Runde.

Die Kartographin: Erkunden mit wenig Storyline

Beide Kartographie-Spiele sind thematisch an das Kenner-Würfelspiel Roll Player angelehnt. Besonders die neuen Heldinnen und Helden fügen sich wunderbar ins Roll-Player-Universum und die fantastische Background-Story ein. Wie schon bei Der Kartograph spüren wir während des Spielens aber nicht allzu viel vom Thema und noch weniger von der Story. Das Kartographie-Thema funktioniert gut für die Spielmechanismen, wäre aber auch durch ein anderes austauschbar. Dank der gelungenen illustrativen Umsetzung von Lucas Ribeiro und Davey Baker kommt dennoch eine schöne Atmosphäre auf.

Ein besonderes Detail ist dabei die Covergestaltung: Legen wir beide Spiele – Die Kartographin und Der Kartograph – nebeneinander, entsteht ein durchgehendes Bild.

Buntstifte liegen übrigens keine bei, auch wenn viele schon beim Vorgänger lieber mit Farben als mit Symbolen markiert haben. Letztlich ist das Geschmacksache: Mit den Farben ist es übersichtlicher (und schöner), Bleistift lässt sich aber deutlich besser radieren, wenn wir uns doch noch umentscheiden. Wer mag, kann natürlich auch bei diesem Titel (eigene) Buntstifte verwenden.

Fazit: Die Kartographin als gelungenes Flip & Write

Die Kartographin - Schachtel - Foto von Pegasus Spiele

Wie so oft bei Nachfolgespielen ist fraglich, ob man beide Spiele braucht. Die Kartographin bietet nicht allzu viel Neues und ist daher eher eine Ergänzung als ein anderes, neues Spiel. Wer gerne den Vorgänger mit mehr Abwechslung spielen möchte, kann aber getrost zu Die Kartographin greifen (und dann auch beide Spiele kombinieren). Ebenso natürlich alle, die Der Kartograph noch nicht haben, denn Die Kartographin ist komplett eigenständig spielbar – und dabei (ebenso wie der Vorgänger) ein sehr gelungenes anspruchsvolles Flip & Write, das seinen ganz eigenen Reiz entfaltet. Das Einzeichnen der Landschaften macht einfach Spaß, die geometrischen Formen geschickt zu platzieren erfordert taktisches Geschick und die Monster bringen Abwechslung und Interaktion ins Spiel. Für uns eines der schönsten Flip & Write, das immer wieder auf den Tisch kommen wird.

Hier geht’s zur Spielregel

Infos zu Die Kartographin

  • Titel: Die Kartographin
  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autor: John Brieger, Jordy Adan
  • Spieleranzahl (von bis): 1-100
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 30-45
  • Jahrgang: 2021

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