Infos zu Die Wikinger-Saga
- Titel: Die Wikinger-Saga
- Verlag: Schmidt Spiele
- Autor: Knut Happel, Christian Fiore
- Spieleranzahl (von bis): 2-4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
- Dauer in Minuten: 60-90
- Jahrgang: 2020
Das Brettspiel Die Wikinger-Saga von Christian Fiore und Knut Happel (Schmidt Spiele) führt die Spieler durch nordische Heldensagen. Das passt mir gut, weil Ragnarök, Gungnir und Bifröst bislang Begrifflichkeiten waren, die meiner Lebenswelt eher abgingen und ich nun spielerisch Wissenslücken füllen darf. Die Spieler kämpfen sich mit ihren Wikingern durch sieben Abenteuer der nordischen Myhologie, bis es schließlich im achten Abenteuer zum Finale an den Toren der Götterstadt Asgard kommt. Auf Stegen und Schiffen versuchen die Wikinger dabei Beute zu machen: Beim Vormarsch auf Gold- und Siegpunkte schlagen sie einen gefährlichen und ungewissen Weg ein. Ein Schritt zuviel oder zuwenig und schon droht ein Unglück.
So spielt sich Die Wikinger-Saga
Im Zentrum jedes Abenteuers steht der Spielplan und der darauf befindliche, schiebbare Wikingersteg. Die Spielerfiguren kommen zu Beginn jedes Abenteuers auf das erste Feld des Stegs und bewegen sich von dort geradlinig auf das Stegende zu. Noch bevor die Reise beginnt, wird weiter hinten auf dem Spielplan eine Abenteuerkarte platziert, die die Spielfiguren samt Steg erreichen müssen, um Siegpunkte und Gold zu erbeuten. Die Abenteuerkarte verspricht meistens Belohnungen. Es gibt aber auch Felder, die mit Strafen belegt sind, die man also tunlichst nicht betreten sollte, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Und das ist manchmal gar nicht so einfach: Zur Fortbewegung unserer Figur besitzt jeder Spieler ein Kartendeck aus anfangs sieben Wikingerkarten auf denen die Werte stehen, um die sich die Spielfiguren nach vorne (und manchmal sogar zurück) bewegen können. Von den drei zufällig aus dem Deck gezogenen Handkarten entscheiden sich die Spieler für jeweils exakt eine, die die Spieler dann gleichzeitig umdrehen und auswerten. Um den Wert der gelegten Karte bewegt sich die Spielerfigur nach vorne. Belohnungen beziehungsweise Strafen triggern, sobald die Spielfigur auf einem Feld der Abenteuerkarte zum Stehen kommt. Vorsichtig sollte man immer sein: Schießt man mit der Bewegungskarte über das letzte Feld der Abenteuerkarte oder gar des Wikingerstegs hinaus, erhält man eine Strafe und das Abenteuer wird für den übermütigen Spieler unfreiwillig beendet.
Das ist auch schon das ganze Grundprinzip von Die Wikinger-Saga. Ich versuche aus meinem begrenzten Kartenvorrat die Karten zu spielen, die mich mit größter Wahrscheinlichkeit auf eins der Belohnungsfelder der Abenteuerkarte bringen, aber nicht darüber hinaus. Nur wenn ich ein Feld der Abenteuerkarte treffe, erhalte ich anschließend die Möglichkeit die Runde freiwillig zu beenden und die Figur nach Hause zu holen, ansonsten muss ich eine weitere Karte spielen.
Das Ganze wird nochmal erschwert, weil zu Beginn jeder Spielrunde eine zufällige Wegkarte aufgedeckt wird, die den Wikingersteg, auf dem sich die Spielfiguren befinden, um einige Felder nach vorne schiebt und damit das ganze Unterfangen schlechter planbar macht. Hatte ich gerade noch eine Wikingerkarte mit einer wunderbar passenden Sieben auf der Hand, um auf einem Feld zu landen, was mir wertvolle Siegpunkte einbringt, führt das Verschieben des Wikingerpfades um drei Felder nach vorne dazu, dass die gleiche Sieben mich plötzlich auf ein Feld führt, was zum Verlust einiger Goldstücke führen würde. Ich bräuchte nun also eine Vier, die ich aber möglicherweise gar nicht auf der Hand habe, ärgerlich. Läuft es richtig schlecht, bringen mich alle meine Handkarten auf Felder, die mit Strafen belegt sind, oder katapultieren mich über den Wikingersteg hinaus, was ebenfalls mit Punkte- oder Goldverlust bestraft wird. Man ahnt es bereits: Das Wikingerleben ist kein Schach, sondern schon ein recht glücksabhängiges Unterfangen.
Nur die Stärksten dürfen mit
Am Ende jedes Abenteuers kann ich eine Wikingerkarte aus dem Spiel nehmen, um diese unter meinen Walhallaschild zu legen. Im letzten Abenteuer, die Regenbogenbrücke Bifröst, darf ich nur Karten nutzen, die ich vorher unter den Schild gelegt habe. Außerdem sind nur diese Wikingerkarten am Ende des Spiels die aufgedruckten Siegpunkte wert. Dadurch wird mein Kartendeck langsam, aber sicher kleiner und ich muss mich um Verstärkung kümmern. Zwischen den Abenteuern hat der Spieler dazu mit gewonnen Goldstücken die Möglichkeit, neue Wikingerkarten anzuwerben und sein Deck damit zu verbessern. Diese verfügen häufig über besondere Fähigkeiten. Schade ist es, dass richtig gute Karten häufig schnell unter das Walhallaschild gelegt werden und dadurch nur selten zum Einsatz kommen. Ein befriedigender Spielfluss will dadurch nicht immer aufkommen.
Spannend bis zum Schluss
Die Stärke von Die Wikinger-Saga ist, dass sie kurzweilig ist. Die Auswahl ist schnell getroffen, die Spieler decken gleichzeitig die Karten auf, alle sind nah am Geschehen. Am spannendsten ist das Spiel, wenn die Entscheidung ansteht, ob man seine Spielfigur zurückzieht und die Runde beendet oder ob man eine weitere Runde lang versucht, eine Belohnung abzuholen, immer mit dem Risiko verbunden, durch eine überraschend hohe Wegkarte über die Abenteuerkarte hinauszuschießen und eine Strafe zu bekommen.
Leider bleibt die Interaktion dabei etwas auf der Strecke: Die Spieler spielen autark vor sich hin und einzig beim Kaufen neuer Wikingerkarten kann die Reihenfolge von Bedeutung sein, hier hat man die Möglichkeit, den nachfolgenden Spielern Karten wegzukaufen. Außerdem erhalten Spieler, die auf der Punkteleiste hinten liegen, mehr Karten aus ihrem Deck zu Beginn eines Abenteuers auf die Hand, was der Spielrunde das befriedigendes Gefühl gibt, dass ein Rückstand einfach aufgeholt werden kann. Tatsächlich kann sich der Spielstand jederzeit stark ändern, sodass es bis zum letzten Abenteuer spannend bleibt.
Die Wikinger-Saga wirbt mit einem großen Abwechslungsreichtum. Zur Gestaltung des Spiels gibt es eine große Auswahl an insgesamt 35 verschiedenen Abenteuerkarten, aus denen vor jedem Spiel acht zu einem Abenteuer zusammengestellt werden. Die anstehenden Abenteuer werden auf der Rückseite der Karten ausführlich beschrieben. Die Texte können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Wikingerthema beliebig ist und das Spielprinzip genauso gut mit Fahrrädern, Katzenbabys oder Zaubertränken funktionieren würde.
Wir haben das Vorlesen der Texte nach den ersten beiden Partien eingestellt, weil sie sehr lang und für das Spiel nicht notwendig sind. Stattdessen habe ich mir die Karten außerhalb der Spielrunde durchgelesen und fühlte mich wunderbar unterhalten. Einige Abenteuerkarten schütten besonders viele Münzen, andere besonders viele Siegpunkte aus. Das ist nett und die große Varianz an möglichen Reiseverläufen ist sicher gut gemeint, aber das Spielgefühl ändert sich kaum. Man versucht, in jedem Zug aus den Karten in seiner Hand so viel wie möglich zu machen und seine Chancen zu optimieren, am Ende der Runde auf einem der gold- oder siegpunkteträchtigsten Feldern zu landen – am besten mehrmals. Daran ändert die ausliegende Abenteuerkarte erst mal wenig, die vom Spiel versprochene „unendliche Varianz“ wirkt auf mich überzogen.
Auch der aufwendige Aufbau senkt den Wiederspielreiz etwas: Bevor das Spiel samt Material der acht zugehörigen Abenteuer fertig sortiert auf dem Wohnzimmertisch steht, könnte eine Partie Can’t Stop bereits abgeschlossen sein.
Unter der Oberfläche bleibt die Wikinger-Saga ein etwas aufgeblasenes Glücksspiel. Wer damit kein Problem hat und ein einfaches und gut ausgestattetes Brettspiel sucht oder – wie ich – noch Nachholbedarf in Sachen nordische Heldenmythen hat, kann sich die Wikinger-Saga bedenkenlos näher anschauen.
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