Jetzt wird zurückgebissen
Die Geschichte von DOG ist erstaunlich. Von Kanada herkommend hat das Spiel vor gut 30 Jahren zuerst die Schweiz erobert und anschliessend einen Siegeszug quer durch halb Europa angetreten. Und der geht offenbar ungebremst weiter in Form einer Spezialausgabe mit ergänztem Regelwerk, die bei Schmidt Spiele erschienen ist. Dabei ist der Kern des Spiels nicht mehr als eine Art Eile mit Weile (bzw. Mensch ärgere dich nicht), nur dass mit Karten und einigen besonderen Aktionsmöglichkeiten gespielt wird. Das alles ist rasch erlernt und macht den meisten großen Spaß, vor allem zu viert und zu sechst, wenn in Zweierteams gegeneinander angetreten wird.
Das nachfolgende DOG Royal will erklärtermaßen zusätzliche taktische Freiräume öffnen. Dazu werden die Spielfiguren mit einer Hierarchie und speziellen Eigenschaften versehen. Doch funktioniert das auch und braucht es so etwas überhaupt? Der Schweizer im Team von Reich der Spiele ist skeptisch und mit ihm die meisten der Mitstreiter, die teilweise das ursprüngliche DOG seit langem kennen und lieben und nur mit Mühe zu den benötigten Testrunden überredet (andere würden sagen genötigt) werden können.
Hier daher das Wichtigste gleich vorneweg. DOG Royal lässt sich ohne weiteres auch mit den Originalregeln spielen. Wer also noch kein DOG zuhause hat, kann bei Royal problemlos zuschlagen, selbst wenn die neue Ausgabe des Spiels erneut nicht ein Ausbund an Schönheit und Eleganz ist. Wobei als Schweizer gleich angefügt werden muss, dass ohnehin nichts über die wunderhübsche und überaus populäre Holzausgabe von Brändi hinausgeht, einer gemeinnützigen Stiftung, die hierzulande dem Spiel derart den Stempel aufgedrückt hat, dass fast alle nur von „Brändi-DOG“ sprechen und der eigentliche kürzere Name des Spiels weitgehend verdrängt worden ist. Aber das nur so nebenbei.
Viel wichtiger sind die neuen Elemente der Royal-Variante, die es durchaus in sich haben. Zum einen sind da die speziellen Eigenschaften der Spielfiguren. Der Narr darf beim Zieleinlauf bis zu zwei Punkte verfallen lassen, was das Aufschließen im Himmel einfacher macht. Der Bürger hüpft von einigen Spezialfeldern aus aufs nächste freie und kann so erhebliche Wegstrecken zurücklegen, während der Narr ausnahmsweise gegnerische Figuren vor ihrem Haus überspringen darf. Der König schließlich ist langsam und nur mit niedrigen Zugkarten zu bewegen. Dafür verkörpert er die Macht und hindert so andere Figuren am Überholen. Außerdem kann er nur durch andere Könige geschlagen werden. Ansonsten dürfen niederrangige Figuren die mächtigeren durchaus schlagen, aber nicht überholen, was bei DOG Royal zu einem ziemlichen Rückstau auf dem Rundkurs führen kann.
Schließlich gibt es bei DOG Royal neue Spielkarten, mit denen beispielsweise die vorangehende Karte kopiert oder aber eine eigene Spielfigur unmittelbar hinter die nächste vor ihr stehende platziert werden kann. Außerdem lassen zwei Zahlenkarten ausnahmsweise das Überholen von höherrangigen Spielfiguren zu. Das alles tönt am Anfang reichlich verwirrlich und anspruchsvoll, ist aber rasch verstanden und alles andere als kompliziert.
Und das Brettspiel selber verläuft erstaunlich animiert. Dabei ist die Wahl der einzusetzenden Spielfigur mitentscheidend für den weiteren Verlauf des Geschehens. Wenn rundherum mächtige Figuren unterwegs sind, werden insbesondere Narren ganz schön eingebremst und behindert. Andererseits ist ein König im Endspurt gegen andere Figuren meist chancenlos, da diese sämtliche Zugkarten einsetzen dürfen, der König dagegen nur jene mit den tiefen Werten. Ganz generell ist jedoch das Auflaufenlassen anderer Figuren gefährlich, die zwar grundsätzlich nicht überholen, jedoch durchaus schlagen dürfen (ausgenommen Könige), was das Verursachen eines Rückstaus zu einem gefährlichen Unterfangen machen kann.
Wer einmal DOG Royal ausprobiert hat, findet das Grundspiel meist lange nicht mehr so prickelnd. Zu neckisch ist das Agieren mit den Eigenschaften und der Hierarchie der Spielfiguren und zu groß der Ärger, wenn mal wieder etwas in die sprichwörtlichen Hosen gegangen ist. Die Möglichkeiten der Einflussnahme auf das Spielgeschehen sind jedenfalls bei DOG Royal erheblich größer als beim normalen DOG, selbst wenn weiterhin einiges Nachziehglück (oder ein mitdenkender Partner beim Kartenaustausch zu Beginn jeder Spielrunde) nötig ist, um im richtigen Moment die passenden Aktionen starten zu können. Aber vielleicht macht gerade das den scheinbar unwiderstehlichen Reiz des Spiels aus, egal in welcher Variante DOG gespielt wird.
Infos zu DOG Royal
- Titel: DOG Royal
- Verlag: Schmidt Spiele
- Autor: Johannes Schmidauer-König
- Spieleranzahl (von bis): 2 - 6
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
- Dauer in Minuten: 45
- Jahrgang: 2012
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