Dragon Dale (Corax Games) ist ein Spiel von Peter Kuhn für 2-4 Spieler. In einer nordeuropäisch angehauchten Fantasiewelt stehen sich auf einer Insel vier Fraktionen gegenüber. Die Kontrolle von Gebieten mit Runensteinen ist wichtig, wird aber alleine nicht reichen. Nicht selten werden Hunderte Punkte in Spielen aller Art gesammelt, bei Dragon Dale reichen vier Punkte für den Sieg. Schlüssel ist die Kontrolle der zentralen Bäume.
Infos zu Dragon Dale
- Titel: Dragon Dale
- Verlag: Corax Games
- Autor: Peter Kuhn
- Spieleranzahl: 2-4
- Alter ab: 14
- Dauer in Minuten: 90-150
- Jahrgang: 2024
Die Regeln: Wie funktioniert das Spiel Dragon Dale?
Jede Fraktion, asymmetrisch aufgestellt, muss dafür unterschiedliche Wege gehen, um die Bäume zu beherrschen. Dafür bewegen sich verdeckt Spielfiguren über das Brett, die beim Aufeinandertreffen oft überraschend und unerwartet agieren. Obendrein zieht noch ein Drache seine Bahnen über die Insel und vertreibt immer wieder die Spieler. Allerdings wird er mit der Zeit schwächer und verliert an Einfluss.
Das Zugmanagement ist entscheidend
Das Zugmanagement ist bei Dragon Dale essenziell. Jeder Spieler hat zwei Aktionen, eine wird häufig für die Bewegung eigener Figuren genutzt. Die ist oft eingeschränkt von den Möglichkeiten der Gebiete. Dann gibt es Aktionskarten, an diese zu gelangen ist mühsam. Für ihr Ausspielen und ihre Wirkung müssen bestimmte Figuren an bestimmten Orten angelangt sein. Ein weiteres Spielelement sind Marker. Sie sind der Treibstoff des Spiels. Ohne sie sind die meisten Aktionen oder Karten nicht spielbar. Sie liegen zumeist mit ihren verschiedenen Symbolen verdeckt auf dem Plan verteilt und müssen mühevoll gesammelt werden, sodass ihr Einsatz mit Bedacht geplant sein will.
Die Fraktionen bei Dragon Dale
Jeder Fraktion besteht aus drei oder vier Personen oder Gruppen. So gehören z. B. zu den Kelten die Jäger, Holzfäller und ihre Königin. Für alle gibt es jeweils verschiedene Begegnungskarten, die zum Tragen kommen, sobald man auf Figuren anderer Spieler trifft. Wer die höhere Initiative hat, dessen Verhalten kraft eigener Karte wird zuerst ausgeführt, was nicht ausschließt, dass das zweite Verhalten ebenfalls zum Einsatz kommt. Dieses Ungewisse und gegenseitige Belauern macht einen wesentlichen Reiz von Dragon Dale aus, da von Verdrängung und Positionstausch der Figuren über Kartenerwerb und -abgabe vielfache Verhaltensmuster möglich sind.
Und dann war da noch der Drache
Nicht nur die anderen Spieler können einem in die Quere kommen, nein, es gibt da auch noch den Drachen. In der Mittelphase des Spiels finde ich die Begegnungen mit ihm am spannendsten. Anfangs ist er so stark, dass es immer auf den Positionsverlust der eigenen Figur hinausläuft. Im Spielverlauf ändert sich die eigene und die Stärke des Drachens und dann ist das Ergebnis offen.
Der Spaß: Dragon Dale ist ein Juwel, das aber harte Arbeit erfordert
Das Spielmaterial ist überwältigend! Stimmig gezeichnete Spielpläne und Handkarten liegen bei sowie aufwändig gestaltete Spielfiguren. Da wurde von Verlagsseite sich sehr viel Mühe gegeben, ein atmosphärisch dichtes und ansprechendes Gesamtbild zu schaffen!
Was gefällt mir nicht an Dragon Dale? Die Marker sind in ihrer jeweiligen Form einem der Fraktionen zugeordnet und haben eine gewisse Häufigkeit für das Symbol derselben. Oft greifen die Spieler in den Beutel und ziehen diese Marker. Dabei wird dieses Fühlspiel im eigentlichen Spiel Zeit kosten – ohne wirklichen Mehrwert. Das ist nur eine Kleinigkeit, der Zeitaufwand im Ganzen ist aber enorm, zu zweit gute zwei Stunden, zu viert erlebte ich keine Partie unter vier Stunden. Wobei eine lange Spieldauer in meinen Augen nicht per se schlecht ist. Wenn ich mich allerdings durch eine lange Phase der Orientierungslosigkeit schleppe, dann empfinde ich sie als quälend. Damit ist in den ersten Partien zu rechnen.
Sperrige Spielanleitung

Foto von der Spielemesse Spiel 24 in Essen – von Riemi: Dragondale
Leider ist die Regel an vielen Stellen wenig eingängig und mit einer Vielzahl von Ausnahmesituationen gespickt. Schnell und leicht werden viele davon übersehen und/oder in der Planung nicht berücksichtigt. Beispiele: Welche Karteneffekte kann ich überspringen oder nicht, ist leicht zu überlesen, ebenso die Unterschiede zwischen Stärken und Ermächtigen. Die Drachenbewegung ist sperrig. Häufiges Nachlesen ist vonnöten.

Foto von der Spielemesse Spiel 24 in Essen – von Markus Nußbaum: Präsentation von Dragon Dale
Wenn ich jetzt die Regeln nach vielen Partien lese, kann ich sagen: Ja, es steht alles drin und wird auch ausgiebig erklärt. Aber ich fühlte mich nicht geführt. Bis ich den Überblick gewann, wurde der Geduldsfaden arg strapaziert. Was mir fehlt, ist ein ausführliches Beispiel von einigen zusammenhängenden Spielzügen. Der Verlag GMT Games beispielsweise macht das ganz hervorragend mit einem separatem Playbook. So weit muss es nicht zwangsläufig gehen, am Regelende oder ein fortlaufendes auf der zweiten Hälfte der Regelseite würden mir schon genügen. Ich empfand den Weg als dornig bis zu dem Punkt, wo ich sagen konnte, mir gefiel diese Partie Dragon Dale.
Beachtliche Spieltiefe und Fraktionen animieren zum Ausprobieren
Den Überblick zu gewinnen über die Möglichkeiten der eigenen Fraktion, ist das A und O des Spiels. Wer diese Mühe nicht scheut, wer frei nach Hans Sachs sich durch drei Meilen Hirsebrei spielt, landet im Schlaraffenland von Dragon Dale, denn das Spiel wartet mit einer Spieltiefe auf, die zu beeindrucken weiß. Die Aktionen selbst sind nicht so schwer. Die Fraktionen spielen sich unterschiedlich. Dies kennenzulernen und auszuprobieren macht Spaß.
Nur eine eingeschränkte Empfehlung
Zu zweit gefiel es mir gut, da spielte es sich am zügigsten. Zu viert sollten es alle gut kennen.
Das Spiel lässt sich dabei nicht in gängige Kategorien einsortieren. Es ist sicher kein konfliktfreies Eurospiel, kein Ressourcenmanagement, aber auch keine reine Konfliktsimulation. Es hat was Neues und somit Frisches an sich.
Die Einstiegshürde ist hoch, der Zugang sperrig. Insofern kann ich Dragon Dale nur eingeschränkt empfehlen für Geduldige, die ein Juwel finden, wenn sie sich das Spiel erschlossen haben.