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Dreamblade

Dreamblade Tabletop

Schon wieder eines dieser sammelbaren Miniaturenspiele die mit viel Getöse angekündigt werden und dann schnell in der Versenkung verschwinden? Bei Dreamblade soll aber vieles anders gemacht werden als bei bereits bekannten Sammelspielen und sich vor allem auch an Interessenten wenden, welche bisher dieser Art von Spielen eher nicht zugeneigt waren.

Zwei Spieler stellen in einem Duell den Kampf mächtiger sogenannter Dreamlords mit großen parapsychischen Fähigkeiten dar. Dieses Duell findet im Unterbewusstsein des Menschen statt. Die Lords können insgesamt 96 (Alb-) Traumkreaturen beschwören, welche aus vier der menschlichen Gefühle resultieren: Tapferkeit (Valor), Angst (Fear), Wahnsinn (Madness) und Leidenschaft (Passion). Ihre Armee die ohne jegliche Punktbeschränkung zusammengestellt werden kann, besteht aus 16 Figuren wobei maximal drei Kopien einer Figur zulässig sind.

Die Kernstücke des Spieles, die Miniaturen, sind sehr gut modelliert und auch gut verarbeitet und bemalt. Sie werden in Kreaturen und Orte unterschieden. Je nach ihrer Zugehörigkeit zu den einzelnen Gefühlen haben die Figuren unterschiedliche Vor- und Nachteile, zum Beispiel sind die Kreaturen der Leidenschaft sehr angriffstark, können allerdings auch nur wenige Treffer einstecken.

Die Figurenbasen sind sehr standsicher und enthalten alle zum spielen notwendigen Informationen wie zum Beispiel Lebenspunkte, Verteidigungswert, Stärke und Beschwörungskosten. Dem Thema geschuldet sind die Kreaturen teilweise echte Albträume, mithin nichts für kleine Kinder! Die Zielgruppe des Spiels beginnt deshalb auch berechtigterweise erst bei den ab 13 Jährigen.

Wie es bei einem Sammelspiel üblich ist, wird Dreamblade nicht als komplettes Spiel, sondern zufällig sortiert in Starterpacks und Boostern verkauft. Die Einteilung in rare, uncommon und common Figuren ist ebenfalls altbewährt. Ein Starter enthält neben einem schachbrettartigen Spielplan, auch Dreamscape genannt, die Spielregeln in englischer Sprache, Würfel und 16 Miniaturen (eine rare, drei common, zwölf uncommon). 16 Figuren benötigt jeder Spieler zum spielen. Soll die Armee vergrößert oder verbessert werden, stehen die Booster zur Verfügung. Hierin sind sieben Figuren enthalten (immerhin noch eine rare, zwei uncommon und vier common). Zusätzlich ist noch eine Spielmatte aus Kunststoff separat erhältlich, da der dem Starter beiliegende Plan aus Papier nicht sehr widerstandsfähig ist.

Ein erster interessanter Ansatz, welcher das Spiel deutlich von anderen unterscheidet, ist es, das Geschehen auf ein schachbrettartiges Grundfeld zu verlagern. Man könnte sogar so weit gehen und von einem Fantasy-Schach als Miniaturenspiel sprechen. Der Dreamscape, also das Spielfeld, ist in fünf mal fünf, also insgesamt 25, Zellen aufgeteilt. Die Spieler sitzen sich gegenüber, in der erste eigenen Reihe liegen die fünf Beschwörungsfelder, eines davon ist das Portal, nur hier dürfen in der ersten Runde Kreaturen beschworen werden. Die nein Kernzellen in der Mitte sind die sogenannten Schlüsselfelder, für deren Besitz es Eroberungspunkte gibt. Je näher dabei die Kreaturen dem gegnerischen Portal kommen, desto mehr Punkte gibt es dafür. Derjenige Spieler, welcher am Ende der Runde die meisten Punkte durch den Besitz von Schlüsselfeldern und der Zerstörung gegnerischer Kreaturen verbuchen kann, hat die Runde gewonnen.

Jede Runde beginnt mit dem Auswürfeln der Initiativen. Die zusammengezählte Augenzahl bestimmt die Anzahl der Beschwörungspunkte in dieser Runde. Bei niedrigen Würfelwürfen ist es also durchaus von Vorteil, auch Figuren in seiner Armee zu haben, die schwach, aber billig zu beschwören sind, um so schnell Kreaturen auf das Schlachtfeld zu bekommen und den Gegner vielleicht zu überraschen. Eine gut ausgewogene Mischung von Figuren in seiner Armee ist also in jedem Fall ein Vorteil.

Danach folgen die beiden eigentlichen Phasen des Spiels. In der Beschwörungsphase können die Kreaturen oder Orte ins Spiel gebracht werden. Kreaturen erscheinen im Portal oder in den Beschwörungsfeldern, Orte hingegen können in jeder Zelle eingesetzt werden welche von eigenen Kreaturen besetzt ist. Orte haben im Gegensatz zu Kreaturen keine Lebenspunkte oder Stärke- und Verteidigungswerte, können sich nach Ihrer Beschwörung nicht mehr von der Stelle bewegen, wirken sich aber mit Ihren speziellen Eigenschaften auf alle angrenzenden Zellen aus. In der nächsten, der Aktionsphase, hat jeder Dreamlord zwei Züge zur Auswahl. Er muss sich genau überlegen ob er jeweils seine Kreaturen bewegen oder angreifen will. Das gilt pro Zug gleichzeitig für alle seine Kreaturen auf dem Dreamscape. Es kann dabei durchaus vorkommen, dass mehrere Figuren in einer Zelle stehen und hier um die Vorherrschaft kämpfen. Deshalb sollte man seine Züge vorausschauend und sorgsam planen. Mit blindem Aktionismus kann man in diesem anspruchsvollen und taktisch orientierten Spiel keinen Blumentopf gewinnen. In der letzten Phase der Runde werden die durch Eroberungen und Zerstörungen gewonnenen Punkte zusammengezählt. Der Punktbeste gewinnt diese Runde. Danach würde die nächste Runde von vorn beginnen. Der Dreamlord, der zuerst sechs Runden gewonnen hat, ist der Sieger. Das Spiel kann also maximal über 11 Runden gehen.

Dreamblade ist genau das, was es werden sollte. Ein temporeiches Spiel mit einer gesunden und gut funktionierenden Mischung aus schneller Spielbarkeit und taktischem Tiefgang, Spaß und Langzeitmotivation. Man sollte sich allerdings bewusst sein, dass man anders als es einem vielleicht der erste Eindruck mitteilt, hier gehörig seine grauen Zellen anstrengen muss. Fast permanent muss man über die weit reichenden Konsequenzen seiner Entscheidungen nachdenken, in der Hoffnung dass man dem Gegner mit einem schlechten Zug keine Steilvorlage gibt und sich in eine aussichtslose Lage manövriert. In diesem Zusammenhang ist das Spiel Schach als Urtyp aller Taktikspiele sehr nahe. Dazu kommt natürlich noch die Beschäftigung mit der Zusammenstellung seiner Armee. Erst mit einer zunehmenden Zahl von Spielen wird sich die nötige Erfahrung einstellen, um eine Armee erfolgreich zusammenstellen und modifizieren zu können. Hier liegt natürlich auch das Problem, denn Dreamblade ist ein Sammelspiel und um die der eigenen Meinung nach beste Armee in die Schlacht schicken zu können, ist ein recht großer finanzieller Aufwand notwendig. Um etwaige Gegner braucht man sich nicht unbedingt den Kopf zu zerbrechen, denn der Hersteller hat angekündigt, regelmäßig internationale Turniere zu organisieren.

Die Figuren an sich sind trotz Ihres qualitativ hochwertigen Designs und Ihrer guten Verarbeitung von der Optik her recht gewöhnungsbedürftig und werden bei vielen Anverwandten nicht unbedingt das mitgebrachte Geschenk Nummer Eins sein.

Ob der Hersteller mit diesem Thema und der Optik den Massengeschmack getroffen hat, bleibt abzuwarten. Wer also vielleicht durch die verwendete Grafik inspiriert, ein althergebrachtes actionorientiertes Tabletop vermutet, sollte von Dreamblade die Finger lassen. Alle anderen, die sich die Zeit für die Einarbeitung in eines der ungewöhnlichsten Miniaturenspiele der letzten Zeit nehmen wollen, sollten unbedingt zugreifen. Es wäre schade, wenn solch ein Spiel, als verkanntes Genie, wieder in der Versenkung verschwinden würde.

Infos zu Dreamblade

  • Verlag: Wizards of the Coast
  • Spieleranzahl (von bis): 2
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 14
  • Dauer in Minuten: 60

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