Was kann man bei einem Spiel mit Namen Dungeon Fighter schon erwarten? Schier unendliche Verließe mit immer mächtiger werdenden Gegnern, die man in ewigen Würfelduellen nieder machen muss, oder? Auf den ersten Blick ist dies richtig, aber Dungeon Fighter wählt für diesen eher müden Spielaufguss einen äußerst unkonventionellen Ansatz.
Natürlich sind auch hier die Spieler eine furchtlose Heldengruppe, die sich durch ein Labyrinth zufällig gezogener Papppläne kämpfen muss, um den Endgegner zu besiegen und immerwährenden Ruhm zu ernten. Nur versucht Dungeon Fighter dies nicht nur in einen humorigen Rahmen zu packen, sondern auch noch mit einem Geschicklichkeitsspiel zu paaren, womit ein überraschend unterhaltsames Crossover-Spiel entsteht.
Die Spielgruppe betritt ein Labyrinth aus Räumen und Korridoren, in dem sie ihren Weg frei wählen können. Betritt sie einen Raum, muss sie sich dem dort lebenden Monster stellen und es gemeinschaftlich besiegen. Die Kämpfe werden natürlich mit Würfeln ausgespielt, nur zählen diesmal nicht die gewürfelten Augen, sondern die Würfel werden der Reihe nach auf eine Zielscheibe geworfen, die sich in der Mitte des Tisches befindet. Wichtig ist dabei, dass der Würfel immer einmal, und nur einmal, auf der Tischplatte aufdutzt bevor er auf der Zielscheibe liegen bleibt. Je nach dem wo auf der Zielscheibe der Würfel liegt bekommt das Monster mehr oder weniger Schaden, bleibt der Würfel auch noch mit einer bestimmten Seite nach oben liegen, werden zusätzlich Spezialfertigkeiten des Helden ausgelöst.
Ist das Monster besiegt, wird aufgeräumt. Das Monster lässt in der Regel Gold zurück, oder man findet zusätzliche Schätze oder Heilbrunnen, die die Lebenspunkte der Spieler wieder auffüllen. Dann kann es weiter gehen, dem nächsten Monster entgegen oder zu einem Laden, um von dem gefundenen Gold Ausrüstungsgegenstände zu kaufen.
Soweit ist Dungeon Fighter eigentlich nichts Besonderes. Der eigentliche Clou ist, dass verschiedene Räume, Monster oder auch Waffen spezielle Bedingungen an die Art stellen, wie der Würfel auf den Tisch zu werfen ist. Vielleicht muss er aus mindestens zwei Metern Entfernung geworfen werden, oder aus der Drehung heraus, oder mit der Hand des linken Nachbarn, oder über den Kopf, oder im Sprungwurf, oder mit geschlossenen Augen, oder, oder, oder. Auch eine Kombination aus diesen Vorgaben ist möglich! Damit wird Dungeon Fighter endgültig zum Party-Spiel.
Ziel des Brettspiels bleibt es aber, sich durch das Verließ zu kämpfen und am Ende in einer epischen Schlacht den oberfiesen Endgegner zu besiegen und damit das Spiel zu gewinnen.
Dungeon Fighter ist ungewöhnlich, kann aber durchaus Spaß machen. Man darf es nur nicht zu ernst nehmen. Es ist schon schwierig die Würfel so zu werfen, dass sie auf der Zielscheibe liegen bleiben. Muss man noch bestimmte Vorgaben beim Werfen erfüllen, wird dies schnell unmöglich. Dafür ist einem der Spott der Mitspieler sicher, wenn man die absonderlichsten Bewegungen vollführt in der Hoffnung, den Würfel richtig zu platzieren. Am Ende verlieren dann aber doch alle zusammen, schließlich stellt man sich gemeinsam als Heldengruppe den Gegnern. Und Verlieren ist hier an der Tagesordnung, denn der Schwierigkeitsgrad ist extrem hoch (zu hoch?). So haben wir es in mehreren Testpartien nie bis zum Endgegner geschafft, aber vielleicht sind wir auch keine begnadeten Würfelwerfer …
Eine weitere Herausforderung bei Dungeon Fighter ist die Wahl des Tisches, beeinflusst dieser doch sehr das Flugverhalten des Würfels nach dem Aufkommen auf der Tischoberfläche. Glastische haben sich als völlig ungeeignet erwiesen, Kiefer hingegen war unsere bevorzugte Wahl. Auch sollten sich keine Möbel im Raum befinden, unter die ein Würfel rollen und nur mit Mühe wieder hervor gekramt werden kann, denn gefühlt fällt die Hälfte der Würfel im wahrsten Sinne des Wortes unter den Tisch.
Mit den richtigen Leuten in lustiger Runde ist Dungeon Fighter ein nettes, kurzweiliges Partyspiel mit Fantasy-Hintergrund. Wer hingegen ungern verliert und eher ernsthaft spielt, der sollte die Finger davon lassen. Auch schreckt der Fantasy-Hintergrund viele Leute zunächst ab, weshalb ich mich frage, ob es wirklich einen Markt für Dungeon Fighter gibt. Aber darüber muss ich mir zum Glück nicht den Kopf zerbrechen. Insgesamt ist Dungeon Fighter bestimmt kein Spiel, auf das wir schon seit Ewigkeiten gewartet haben, kann aber durchaus zu einem amüsanten Spieleabend beitragen.
Infos zu Dungeon Fighter
- Titel: Dungeon Fighter
- Verlag: Heidelberger Spieleverlag
- Autor: Lorenzo Tucci Sorrentino, Aureliano Buonfino, Lorenzo Silva
- Spieleranzahl (von bis): 1 - 6
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
- Dauer in Minuten: 60
- Jahrgang: 2011
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