Infos zu Famiglia
- Titel: Famiglia
- Verlag: 2F-Spiele
- Autor: Friedemann Friese
- Spieleranzahl (von bis): 2
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
- Dauer in Minuten: 30
- Jahrgang: 2010
Oftmals gibt es Spiele, die würde man nach der ersten Partie am liebsten in einer dunklen Ecke des Spieleregals verstecken, auf das sie alsdann ihr verdient tristes Dasein als Staubfänger fristen mögen. Mag das in vielen Fällen auch die richtige Entscheidung sein, bei Famiglia wäre es sicherlich die falsche. Brächte man sich doch um den Genuss eines wirklich interessanten, kleinen Kartenspieles, in dem zwei konkurrierende Bandenchefs versuchen, die stärksten und mächtigsten Gangster aus vier ehrenwerten Familien für ihre Zwecke zu rekrutieren.
Jede Familie bei Famiglia besitzt 15 Mitglieder, die einen Rang zwischen null und vier besitzen und hat einen streng hierarchischen Aufbau: es gibt nur einen Paten an der Spitze, pro Rangstufe nach unten gibt es eine Karte zusätzlich. Je höher die Position innerhalb der Familie ist, desto höher sind die Siegpunkte der Karte. Aller Anfang ist schwer und so starten die beiden Gangs mit jeweils einer Null pro Familie. Im Laufe des Spieles kommt es nun zu einer Art Schaulaufen auf der Straße, von der aus die Gangster angeworben werden können, die die Gangs anwachsen und stärker werden lassen. Beim Anwerben der Gangster gilt folgende einfache Regel: Da die Nullen schon den untersten Rang darstellen, schließen sie sich einfach so einer Familie an. Für ein Familienmitglied eines höheren Ranges werden zwei identische Karten derselben Familie des nächst niedrigeren Ranges benötigt. (Zum Beispiel zwei Einer um eine Zweier-Karte zu bekommen). Eine der beiden verwendeten Mafiosos erschöpft sich dabei derart, dass er sich fortan in der Auslage des Spielers zur Ruhe bettet. Die anderen beiden Karten kommen auf die Hand des Spielers.
Zu Beginn sind die Spieler so in der Auswahl der Rang Null – Karten beschränkt. Sollte sich keine passende Karte auf der Straße befinden, darf eine "Straßenkarte" auf den Ablagestapel geworfen und die Straße dann mit so vielen Karten vom Nachziehstapel bestückt werden, wie der Rang der Karte angibt. Nachdem der Nachziehstapel das zweite Mal aufgebraucht wurde und sich so alle Karten entweder in der Straße oder bei den Spielern befinden endet das Spiel nach der laufenden Runde. Nun zählen die Spieler die Siegpunkte aller ihrer im Besitz befindlichen Karten. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt das Spiel.
Famiglia klingt bis dato wenig spektakulär und wäre es auch nicht, wenn die einzelnen Familien nicht auch noch Sonderfertigkeiten besitzen würden. Die Buchhalter bringen bereits verwendete Karten zurück auf die Hand (der Rang der Karte gibt dabei die Anzahl an). Die Brutalos schüchtern Karten auf der Straße derart ein, dass sie ihre Ränge reduzieren, das heißt, sie sind billiger (im günstigsten Fall sogar umsonst) zu bekommen. Die Söldner übernehmen als Joker die Rollen anderer Familien, dabei ist ihr Rang in einer fremden Familie allerdings um eins reduziert. Die Famiglia bringt mehr Punkte als die anderen Familien, ansonsten besitzen sie keine besonderen Fertigkeiten.
Die Familieneigenschaften sind das Salz in der Suppe. Das erschließt sich aber nicht unbedingt auf dem ersten Blick. Famiglia wirkt zu einfach, die Handlungsmöglichkeiten zu beschränkt und so geht man zwar schnell, dafür aber ziemlich planlos an die Reihe und spielt mehr oder weniger vor sich hin. Der erste Anschein trügt aber deutlich und es steckt viel mehr in Famiglia als man vermuten mag. Ohne Planung geht bei dem Kartenspiel nichts, das richtige Handkartenmanagement und das Timing beim Ausspielen der Karten sind von entscheidender Bedeutung. Gute Famigliaspieler sind daran zu erkennen, dass sie eine Kartenhand besitzen, die bis zum Spielende handlungsfähig bleibt. Anfänger daran, dass sie ihr Pulver zu schnell verschießen und am Ende nur Karten auf der Hand haben mit denen sie nichts anfangen können.
Famiglia fängt relativ ruhig an, zuerst geht es darum die Kartenhand langsam aufzubauen, spätestens im zweiten Durchgang geht aber die Post ab. Hier gewinnt, wer die beste Kartenauswahl auf der Hand hat und so seine Maschinerie ins Rollen bringen kann. Eine gewisse Verwandtschaft zu Dominion, natürlich in kleinerem Maßstab, ist nicht zu leugnen, an dessen Variabilität Famiglia natürlich nicht herankommen kann. Erstaunlich ist aber, wie abwechslungsreich ein Kartenspiel mit gerade einmal 60 Karten sein kann. Außerordentlich gelungen ist auch die gesamte grafische Gestaltung mit vielen kleinen Insidergags aus der Film- und Spielewelt und die schmucke Spieleschachtel in Form einer Zigarrenkiste. Ein Kartenspiel, das Sie nicht ablehnen können!
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