Reich der Spiele

Firenze

Firenze von Pegasus Spiele

Es gibt Spiele, bei denen einfach alles passt: Eine schöne Aufmachung, übersichtliche Regeln, gradlinige Abläufe und das richtige Verhältnis zwischen eigener Gestaltungsfreiheit und unbeeinflussbaren Elementen – Firenze bringt alles mit, was ein tolles Spiel ausmacht. Dennoch wurde es (für viele überraschend) von der Jury Spiel des Jahres nicht einmal auf die Empfehlungs-, geschweige denn auf die Nominierungsliste gesetzt. Offen und zu prüfen bleibt, ob dafür Gründe erkennbar sind.

Wie unschwer zu erraten, spielt Firenze in Florenz. Die Spieler verkörpern Adlige, die einander durch den Bau immer höherer Türme gegenseitig auszustechen suchen. Derartige Türme gab es wirklich. Sie hießen Geschlechtertürme und begannen in der Toskana im frühen Mittelalter wie Pilze aus dem Boden zu sprießen. Primär Verteidigungszwecken dienend, bezweckten sie bald einmal auch, das Prestige der jeweiligen Erbauer im Vergleich mit anderen Familien und Sippen zu mehren. Folgerichtig gewinnt bei Firenze am Ende der Spieler mit den meisten Prestigepunkten.

Der prächtig gestaltete Spielplan zeigt in der Mitte sechs farbige Türme mit mehreren Etagen. Diese entsprechen einzelnen Aufträgen zum Bau von Türmen im Verlauf des Spiels. Mehrere Etagen werden mit speziellen Plättchen belegt als Ausdruck der Sonderpunkte, die es dort zu gewinnen gibt. Jeder der Spieler erhält ein kleines Tableau als Bauvorplatz und einige Bausteine. Sechs Aktionskarten vom Nachziehstapel werden jeweils mit vier zufällig gezogenen Bausteinen bestückt, dann geht’s schon los.

Jede Runde kann der aktive Spieler genau eine der Aktionskarten mit den darauf befindlichen Bausteinen rausnehmen. Die Karte ganz links in der Ablage ist dabei gratis, die anderen müssen durch Ablegen von eigenen Bausteinen auf den vorangehenden Karten bezahlt werden. Wenn gewünscht, darf zusätzlich ein einzelner Stein der Auslage durch drei beliebige Bausteine aus dem eigenen Vorrat ersetzt werden. Das ist ziemlich teuer, möglicherweise aber wichtig und nötig. Die Bausteine dienen nämlich dem Errichten persönlicher Türme auf dem eigenen Bauplatz, wobei farblich sortenrein vorgegangen werden muss.

Sämtliche angefangenen Türme müssen im eigenen Zug um mindestens einen zusätzlichen Baustein derselben Sorte aufgestockt werden, was von entscheidender Bedeutung für alles andere ist. Ist kein passender Stein verfügbar, scheitert das ganze Projekt, worauf der angefangene Turm vollständig abgerissen und ein Teil der verwendeten Steine in den Nachziehbeutel zurückgelegt werden muss. Besser wäre es vielleicht, die benötigten Steine rechtzeitig zu sammeln oder aber zumindest einen Teil der angefangenen Türme zu werten, solange das noch möglich ist. Andernfalls muss gehofft werden, die benötigten Steine in der nächsten Runde einsammeln zu können. Das kann indessen ganz schön ins Auge gehen, entweder weil Bausteine der benötigten Farbe gar nicht nachgezogen oder aber vorgängig durch andere Spieler rausgepickt wurden.

Wer also allzu forsch und ohne Absicherung durch einen ausreichenden Steinevorrat baut, muss möglicherweise vorzeitig die Segel steichen. Andererseits droht die Gefahr des Zuspätkommens, wenn bloß behutsam und auf Sicherheit bedacht gebaut wird und jemand anderes den angestrebten Turm schneller beendet und die Punkte wegschnappt. Dabei herrscht volle Transparenz, ist doch stets ersichtlich, welche Bauten auf den diversen Vorplätzen gerade in Entstehung begriffen sind und wer so in Konkurrenz zu anderen Bauherren steht.

Für zusätzliches Salz in der sprichwörtlichen Suppe sorgen die Aktionskarten, die zusammen mit den Bausteinen aus der Auslage genommen werden und die besondere Eigenschaften aufweisen. Sie dienen meist dem eigenen Vorteil und können bei passender Gelegenheit eingesetzt werden, wobei einige Karten durchaus auch andere Spieler treffen können. Neben den Bausteinen kann also auch die Karte selber Grund genug sein, um von einem der Spieler ausgewählt und rausgenommen zu werden. Der Turmbau zu Firenze gleicht so einem permanenten Hochseilakt, bei dem Verschiedenstes zusammenpassen muss und der bis zuletzt spannend bleibt, besonders wenn gegen Ende einer Partie hin die tieferen Etagen bereits erstellt sind und immer mehr gleichfarbige Steine für ein erfolgreiches Projekt benötigt werden, sich andererseits aber die Bautätigkeit der einzelnen Spieler auf immer weniger noch verbleibende Türme konzentriert.

Bei all diesen tollen Elementen des Spiels sollten allerdings einige kleinere Mängel nicht unerwähnt bleiben. Zum einen beginnt das ständige Hantieren mit den Aktionskarten und Bausteinen, die in die Auslage genommen und nach jedem Zug verschoben werden müssen, rasch zu nerven. Ärgerlich auch, dass die Sujets der Karten durch die darauf abgelegten Steine zumindest teilweise verdeckt werden. Zudem können gewisse Längen entstehen, wenn die Spieler sich gegenseitig Steine wegschnappen, die für die letzten noch verbliebenen, lukrativen Aufträge benötigt werden. Möglicherweise sind es genau solche Kleinigkeiten, welche die Jury dazu bewogen haben, Firenze auf keine ihrer Listen aufzunehmen. Schön und interessant ist das Spiel aber trotzdem.

Infos zu Firenze

  • Titel: Firenze
  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autor: Andreas Steding
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 90
  • Jahrgang: 2010

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