Infos zu Futuropia
- Titel: Futuropia
- Verlag: 2F-Spiele
- Autor: Friedemann Friese
- Spieleranzahl (von bis): 1-4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
- Dauer in Minuten: 90
- Jahrgang: 2018
Ich bin meine Arbeit los, nun bin ich endlich arbeitslos. Grundsätzlich kann man kaum präziser in die Welt von Futuropia einleiten. Denn nicht mehr, nicht weniger ist Ziel dieses interessanten Wirtschaftsspiels von Friedemann Friese (2F-Spiele). Das mag nun erst einmal relativ einfach und vielleicht sogar langweilig klingen, ist es aber absolut nicht. Grundsätzlich erschlägt einen der Inhalt des Spielekartons zunächst. Dranbleiben zahlt sich allerdings aus.
Worum geht es bei Futuropia?
Nachdem das Spielmaterial gesichtet wurde und die Anleitung soweit durchgearbeitet ist (dies nimmt doch etwas Zeit in Anspruch), könnte einem durchaus ein Gedanke durch den Kopf schießen: „Fallout Shelter“ als Brettspiel? Denn das gesamte Spiel erinnert doch in groben Zügen an den Mobilphone-Klassiker. Daher verwundert es auch nicht, dass das Spiel auch eine Solospieleroption zur Verfügung stellt. Ansonsten sind maximal vier Spieler möglich. Je nach Spielerzahl kommen andere Wohnraumkarten sowie Nahrungs- und Energiegeneratoren ins Spiel. Die Karten zeigen hier sehr übersichtlich an, für welche Spielerzahl sie genutzt werden sollen. Beginnen darf jeder Spieler mit einem entsprechend gekennzeichneten Wohnraum, zwei Nahrungs- und einem Energiegenerator, sowie drei Menschen. Diese Menschen müssen nun leider alle an den Generatoren arbeiten, denn sie benötigen Nahrung, der Wohnraum benötigt Energie. Also ist es schnell Ziel des Spiels, Roboter zu kaufen, um die Menschen von den Arbeitsplätzen zum „Faulenzen“ in die Wohnräume ziehen zu lassen.
Der Clou: Je nach dem, was wir nun als Aktion ausführen, erfolgt (fast) immer ein Check, ob es sich selbst trägt. Laden wir neue Menschen in unsere Wohnanlage ein, müssen wir gegenchecken, ob wir genügend Nahrung besitzen, bei Robotern gilt selbiges für Energie, beim Testlauf der Generatoren produzieren diese ihre Ressource, die für Roboter oder Menschen wieder verbraucht werden kann. Nun wurden vier Aktionen beschrieben (Energiegenerator kaufen, Nahrungsgenerator kaufen, Roboter kaufen, Menschen einladen); die fünfte und einzige ohne Testlauf nutzbare Aktion ist es, Geld in Form von Subventionen zu erhalten. Zu beachten gilt es, dass eine Aktion erst wieder ausgeführt werden kann, wenn alle Aktionen einmal ausgeführt wurden. Man dreht entsprechende Aktionskarten von der farbigen auf die schwarz-weiße Seite und erst wenn alle Seiten schwarz-weiß sind, können die andern wieder umgedreht werden, es sei denn, man nimmt genug Geld in die Hand, dann kann es auch schneller gehen.
Die letzte Spielrunde wird eingeleitet, sobald ein Mitspieler die letzte von zwei Generatorenkarten zieht oder in einer Anlage mindestens 25 Menschen leben. Nun darf jeder Spieler noch eine Aktion ausführen und danach wird abgerechnet. Es wird geguckt, ob sich die gebaute Anlage selbst trägt, also autark ist und wie viele Ressourcen, Geld, Menschen, Generatoren und Wohnräume vorhanden sind. Dafür gibt es Punkte, und wie sollte es anders sein, der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt Futuropia.
Lohnt sich das Wirtschaftsspiel Futuropia?
Ich habe mich anfänglich schwer mit dem Wirtschaftsspiel getan, weil ich es für etwas undurchschaubar empfunden habe und musste mich mit Freunden gemeinsam etwas „durchquälen“. Aber das war es sowas von wert, denn es macht inzwischen wirklich unheimlich Spaß. Besonders immer wieder neue Strategien auszuprobieren, die Strategien der anderen früh genug zu durchschauen und eventuell verhindern zu können. Oder sogar einfach, alleine für sich zu spielen und zu gucken, wie man eine perfekt autark funktionierende Anlage bauen kann. Gleichzeitig bietet das Spiel viel Abwechslung, die Wohnraumkarten lassen sich umdrehen, um spezielle Räume ins Spiel zu holen, die alles anders werden lassen können.
Das Material macht einen sehr hochwertigen Eindruck und es sind genügend wiederverschließbare Plastiktütchen vorhanden, um das schier unendliche Material übersichtlich verpacken zu können, keine Selbstverständlichkeit mit den Tüten. Mich hat das wirklich begeistert. Die Illustrationen sind ebenfalls sehr schön und gut gelungen. Lediglich die Anleitung hat uns anfangs etwas vor Probleme gestellt, sodass wir sie am Ende alle einmal gelesen haben, mit dem Resultat, dass wir es uns dann gemeinsam erklären und entschlüsseln konnten. Beim erneuten durchlesen, fragte ich mich allerdings, warum ich das nicht gleich so verstanden habe.
Sollte einem das „normale“ Spiel zu einfach werden gibt es noch neun Zusatzaktionen, diese werden gemischt und zwei gezogen, welche nun für die Dauer eines kompletten Spiels je eine nicht unwichtige Veränderung des Spielablaufs bewirken. Somit erhält das Spiel sich einen hohen Wiederspielwert.
Ich kann abschließend nur sagen, dass Futuropia ein wirklich gelungenes Wirtschaftsspiel darstellt, wenngleich (und das versucht es auch absolut nicht abzustreiten), es sich nur um den Aufbau einer Utopie handelt. Spieler, die bei Wirtschaftsspielen an realitätsnahe Marktwirtschaft oder einem spielerischen Umsetzen von Ökonomie denken, werden hier nicht glücklich. Spieler, die nach einem Strategiespiel mit etwas Witz und der ständigen Hoffnung suchen, irgendwann in einer Welt ohne Arbeit leben zu können, sollten sich Futuropia näher ansehen.
Werbung
Nach neuen Spielen schauen bei:
Amazon
Spiele-Offensive