Wenngleich die Spieleanleitung gekonnt die große Vorlage umschifft, ist es doch offensichtlich: Ravensburger hat mit Hit eine Adaption des Laufspiel-Klassikers Mensch ärgere Dich nicht gewagt. Eine Abwechslung möchte Ralf zur Linde durch das Deckbau-System schaffen. Anstatt zu würfeln, werden Karten gekauft und gezogen und damit das Schicksal mehr in die Hände der Spielenden gelegt. Doch kann Hit mit diesen Änderung den allen bekannten Frust des Originals verhindern? Und wollen wir das überhaupt?
Infos zu Hit (Ravensburger)
- Titel: HIT
- Verlag: Ravensburger
- Autor: Ralf zur Linde
- Spieleranzahl: 2-4
- Alter ab: 8
- Dauer in Minuten: 30-45
- Jahrgang: 2024
Deckbau statt Würfelglück
Das Gesellschaftsspiel Hit kommt völlig ohne Würfel aus. Jeder Spieler besitzt sechse Startkarten. Jede Runde werden die obersten drei Karten des eigenen Nachziehstapels gezogen und in beliebiger Reihenfolge gespielt. Diese Karten können beispielsweise eine vorgeschriebene Anzahl an Zügen einer Figur bewirken, eine neue Figur von der Bank aufs Feld holen oder einfach Geld einbringen. Dabei gibt es ganze 18 Kartentypen, die verschiedene Effekte haben – teilweise auch mehrere.
Nach dem Ausspielen der drei Handkarten kann der Spieler noch aus dem Vorrat neue Karten kaufen. Diese sind nun für das ganze Spiel Teil seines Decks, wodurch man seine Strategie nach eigenen Vorlieben anpassen kann. Ist der Nachziehstapel aufgebraucht wird das Deck gemischt und ergibt den neuen Stapel. Das Deck wächst somit nach und nach. Wenn der erste Spielende all seine Figuren auf den Zielfeldern versammelt hat, ist das Spiel vorbei – ganz klassisch!
Bekannter Ärger oder neue Freude?
Der erste kleine Ärger kommt beim Öffnen des Spiels. Das Material ist nicht überzeugend, dafür das Spiel aber vergleichsweise günstig. Ein dünnes, leicht gekrümmtes Spielfeld und beim Herauslösen anreißende Münzen steigern aber nicht die Vorfreude auf das Spielen.
Die verschiedenen Karten erlauben eine Abwechslung und verringern das Gefühl, dem Würfelgott hilflos ausgeliefert zu sein. Aber gerade dieser Zufall und die Einfachheit machen Mensch ärgere Dich nicht für mich so zeitlos und wundervoll. Den Klassiker kann ich mit meinen Großeltern und anderen Leuten spielen, die sonst kein Brettspiel anfassen würden. Das System von Hit ist dafür nicht geeignet.
Die Macht über die eigenen Züge
Aber wenn man sich auf den etwas anspruchsvolleren Spielfluss einstellt, kann man mit Hit großen Spaß haben. Für mich fühlt es sich toll an, die Macht über seine Züge zu haben und geschickt das eigene Deck den Bedürfnissen anzupassen. Einige Karten sind immer gut, andere scheinen in besonderen Situationen oder entfalten erst in Kombination mit passenden Karten ihre ganze Kraft. Außerdem führen gewisse Karten zu einem besseren Abschluss, wodurch kein ewiger Kreislauf des Schlagens entsteht, der sicher schon jedem einmal gefrustet hat.
Außerdem hat Hit eine schöne Lösung für die Variation der Spielerzahl gefunden. Zu viert werden nur drei Spielfiguren benutzt und für drei Spielende gibt es auf der Spielplan-Rückseite eine eigene, dreieckige Karte. Somit wird das Spiel nie zu lang oder zu langweilig! Mir gefällt der frische Wind und ich habe meine Freude mit Hit, sowie alle am Test beteiligten Mitspieler.