Infos zu Hyperborea: Meister des Stahls
- Verlag: Truant Verlag
Auf einer unbekannten Welt mit zwei Sonnen und drei Monden befindet sich ein Kontinent, der von seinen Einwohnern Tanaephis genannt wird. Dort spielt das Heroic Rollenspielsystem Hyperborea. Ähnlich wie man es von Elric-Romanen kennt, gibt es auf diesem Kontinent Menschen, die Waffen mit besonderen Kräften tragen. Wie Elrics Sturmbringer haben diese Waffen allerdings einen eigenen Willen und ihre ganz eigenen Ziele, von denen die Waffenträger nicht unbedingt etwas wissen müssen. Bei Hyperborea gilt es, einen heldenhaften Waffenträgern und seine Seelen- oder Götterwaffen, wie sie auch genannt werden, zu spielen.
Vom System her ist Hyperborea recht kompakt zu spielen: Mit nur einem einzigen Wurf (Prozentzahl) wird ermittelt, ob man getroffen hat oder nicht, wo und mit welchem Schaden. Im Gegensatz zu einigen Systemen, die bei Kämpfen regelrechte Würfelorgien benötigen, eine erfrischend schnelle Variante. Auf den ersten Blick ist auch die Welt des Spielsystems relativ einfach gestaltet. Ein mächtiger Krieger (Conan lässt grüßen) mit seiner „magischen“ Waffe ist unterwegs, um Ruhm und Ehre auf den Schlachtfeldern von Tanaephis zu erringen.
Auf den zweiten Blick fällt das Konfliktpotenzial auf, das zwischen Waffe und Träger besteht. Beide haben so etwas wie eine telepathische Verbindung miteinander, die dazu führt, dass es eine Art Kommunikation zwischen beiden gibt oder sogar eine Kontrolle der Trägers durch die Waffe. Schaut man sich aber die Sekundäreigenschaften an, reduziert sich die Interaktion beiderseitig auf gewisse Grundverlangen: Gewalt, Reputation, Einfluss, Reichtum und – ? – Sex!
Es liegt natürlich an der Spielgruppe, wie mit diesen relativ plumpen Verlangen umgegangen wird, doch stellt sich in den kleinen Geschichten des Regelbuchs das Ganze so dar, als ob Waffenträger und Waffe mordend, plündernd und vergewaltigend durch die Welt ziehen. Selbst bei den durchaus gewaltbereiten Völkern dieser Welt gelten Träger der besagten Waffen als unberechenbare psychopathische Killer.
Ein System erscheint jedoch überaus suspekt, wenn Waffen biomechanische Sexualorgane besitzen können und ihr Verlangen nach Sex nicht nur durch das Handeln ihrer Träger mit freiwilligen oder unfreiwilligen Opfern befriedigt wird, bei dem sogar Erfahrungspunkte gesammelt werden können. Träger und Waffe verbindet sogar etwas wie Liebe, die durchaus körperlicher Natur sein kann. Aber wer möchte wirklich mit einer Streitaxt – ob sie nun männliche oder weibliche Sexualorgane haben mag – Sex haben?
Die Welt erscheint bei aller beschriebenen Gleichberechtigung männlich dominiert, was sicher daran liegt, dass dieses System aus männlicher Feder stammt – ja es bestätigen sich hier (ausnahmsweise?) gängige Vorurteile gegenüber Männern. Es stellt sich die Frage, ob Frauen an diesem System Spaß haben können. Nur selten können sich Rollenspielerinnen an Hack & Slay-Systemen erfreuen. Hier vielleicht noch weniger, denn es gibt auf Tanaephis sogar Männer hassende Amazonen, die sich meistens beide Brüste amputiert haben. Warum auch immer das äußere Kennzeichnen der Weiblichkeit und damit eines wesentlichen Unterschieds gegenüber Männern abgeschnitten werden muss, bleibt offen – in den Sagen der alten Griechen wurde wenigstens das Fehlen der einen Amazonen-Brust erklärt.
Die Grundidee dieses Systems, eine Seelenwaffe in den Mittelpunkt zu stellen, ist gut, geradezu innovativ, aber hier mit zuviel Hack & Slay und einer übergroßen Prise Sex verbunden: Es grenzt stellenweise an sogar Gewaltverherrlichung. Es bleibt die Frage, ob das wirklich sein musste und die Feststellung, dass dieses System nicht für Rollenspieler unter 18 Jahren geeignet ist!
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