Infos zu Il Principe
- Verlag: Mind The Move
- Autor: Emanuele Ornella
- Spieleranzahl (von bis): 2 - 5
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
- Dauer in Minuten: 90
- Jahrgang: 2005
Puerto Rico setzte Maßstäbe für tiefsinnige Brettspiele. Nicht zuletzt lag das an den Rollen, die jeder Spieler wählen kann und mit denen er den Spielablauf maßgeblich mitbestimmen kann. Die Anleihen sind bei Il Principe deutlich zu erkennen, auch wenn man sich hier die Rollen erst verdienen muss – und es ganz abgesehen davon um ein völlig anderes Thema und Spielprinzip geht. Denn als Repräsentant einer italienischen Patrizierfamilie gilt es, möglichst viele Siegpunkte zu erzielen.
Der Ablauf des Spiels ist leicht, eröffnet aber ein komplexes System. Anfangs werden neben Geld zunächst Gebäudekarten in vier verschiedenen Farben verteilt. Davon muss nun jeder Spieler zwei verdeckt in die Tischmitte legen. Alle abgelegten Karten werden dann umgedreht und die so entstehenden Sets gleicher Farbe versteigert. Der Auktionsgewinner bekommt die Karten auf die Hand und kann sofort eine Stadt bauen, für die bestimmte Farbkombinationen von Karten und ausreichend finanzielle Mittel nötig sind. Das läuft so lange, bis alle Sets versteigert sind.
Anschließend darf jeder Spieler entweder eine (weitere) Stadt bauen oder Karten ablegen. Städte zu bauen, kostet Ressourcen (Karten und Geld), bringt aber Siegpunkte und die Möglichkeit, Wappenmarker in die Gebiete auf das Spielbrett zu platzieren. Natürlich gibt es auch für Wappenmehrheiten in den Gebieten am Ende des Spiels Punkte – recht viele Punkte sogar. Aber mit jeder gebauten Stadt verteilt man auch Siegpunkte an die Mitspielern, wenn diese in dem Moment passende Rollenkarten besitzen. Ohne gebaute Stadt wird man das Spiel jedoch nur schwer gewinnen können.
Entscheidet man sich lieber dafür, Karten abzulegen, darf man beliebig viele Karten einer Farbe offen ablegen. Das ist für die Rollenkarten wichtig, die jede Runde neu vergeben werden. Denn wer die meisten farblich passenden Karten offen vor sich liegen hat, erhält die große Rollenkarte der Farbe, muss aber die Hälfte dieser Karten umdrehen. Es wird also schwer, die Rollen in der kommenden Runde erneut zu erhalten.
Nach dem Städtebau oder Kartenablegen werden die Rollenkarten verteilt. Die kleine – fast gleichwertige Rolle – geht an den Spieler mit den zweitmeisten Karten der Farbe, der aber keine umdrehen muss. Die Rollen sind Meister/Lehrling (verdeckte Karte zurückdrehen), Bischof/Prediger (bringt sofort einen Siegpunkt), Magistrat/Notar (Karte ziehen), Lord/Ritter (Wappenmarker platzieren) und Bankier/Kaufmann (bringt sofort zwei Geld). Zusätzlich erhalten die Rollenkartenbesitzer Siegpunkte, wenn in ihrer Rollenfarbe Städte mit entsprechendfarbigen Gebäudekarten gebaut werden.
Dieser Ablauf wiederholt sich, bis die Gebäudekarten dem Ende zugehen oder zu Rundenbeginn weniger als vier Städte gebaut werden können. Siegpunkte für die Schlusswertung gibt es für Wappenmarkermehrheiten in Gebieten, das meiste Geld, die meisten Handkarten, für abgelegte Kartensets aus allen Farben, noch im Besitz befindliche Rollenkarten.
Anfangs ist man schier erschlagen von der Notwendigkeit, mit den wenigen Handkarten etwas schlaues anzufangen. Lieber eine verhältnismäßig teure Stadt bauen, die aber Siegpunkte und Wappenmarker bringt? Oder auf Rollenkarten setzen und entsprechend besser Gebäudekarten ablegen? Das fängt schon am Rundenanfang mit der Wahl der zu versteigernden Gebäudekarten an, denn wer will schon den Mitspielern in die Farbe spielen. Rollen bekommt man zudem nur, wenn man die Mehrheit in einer Farbe erreichen kann. Lukrativ, aber noch schwieriger, weil meist schwerer zu kalkulieren, ist es fast, mit dem zweiten Platz die kleine Rollenkarte zu bekommen, denn das Privileg bleibt gleich – nur wenn ein Mitspieler mit farblich zur Rolle passenden Karten eine Stadt baut, erhält man halb so viel Siegpunkte wie der Inhaber der großen Rollenkarte. Zudem bleiben die passenden eigenen Gebäudekarten offen auf dem Tisch.
Hin- und hergerissen zwischen dem Sinnvollen, Machbaren und Gewünschten spielt man sich durch dieses anspruchsvolle Spiel. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es dennoch. Denn wenn beim Kartenziehen und Versteigern einfach eine Farbe nicht kommen will, ist man mitunter vom Bau einer lukrativen Stadt abgeschnitten. Dann heißt es, nicht zu verzagen, sondern die Taktik umzustellen. Gleiches gilt für Situationen, in denen man sich mehrere Rollenkarten (vielleicht teuer) erkämpft hat, dann aber kein Mitspieler eine Stadt bauen will. So erfordert Il Principe eine flexible Spielweise und einen kühlen Kopf zum Kalkulieren der Möglichkeiten (und eventuellen Siegpunkte). Nach OltreMare ein weiteres gutes, ja besseres – und zudem ordentlich ausgestattetes – Spiel von Emanule Ornella, das leicht zu erlernen ist, aber viele Finessen bietet. Klasse.
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