Infos zu Kabale und Hiebe
- Verlag: Hans im Glück
- Autor: Lutz Stepponat
- Spieleranzahl (von bis): 2 - 6
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
- Jahrgang: 2006
Wer die Charaktere bei Ohne Furcht und Adel liebt, darf sich freuen. Ähnlich gestrickte Handlanger stehen den Spielern bei Kabale und Hiebe zur Seite. Allerdings werden sie hie zur Mehrheitsfindung an Zielkarten gelegt und wirken bei Zwischenwertung mit ihren Eigenschaften.
Jeder Spieler erhält einen Satz identischer Einflusskarten, besser als Charakterkarten bezeichnet, von denen er drei auf die Hand nimmt und die anderen als Nachziehstapel bereithält. Das Spiel läuft über sechs Runden, in denen jeweils pro Spieler eine Zielkarte ausgelegt wird. Diese gibt es in sechs verschiedenen Symbolen in verschiedenen Werten. Und genau um diese Karten geht es nun. Denn wer Charaktere mit der größten Stärke (Zahlenwert auf den Einflusskarten) anlegen kann, gewinnt die Karte. Am Ende des Spiels werden in einer teilweise komplizierten Addition inklusive eventueller Verdopplung die Werte der gewonnenen Zielkarten ermittelt. Wer die größte Summe erreicht, gewinnt das Spiel.
Der Ablauf einer Runde ist simpel. Man legt eine Einflusskarte verdeckt an eine Zielkarte. Liegt dort bereits eine, wird diese umgedreht. So entstehen Reihen von offenen Karten, die von einer verdeckten beendet werden. Beim Umdrehen entfalten einige der Charaktere ihre Spezialeigenschaft sofort. Der Entdecker wandert zum Beispiel sofort in die nächste Reihe (und kann so eine Kettenreaktion mit anderen Entdeckern auslösen), der Meuchler entfernt die ihn aufdeckende Karte oder der Verräter tauscht einfach zwei Zielkarten. Die Runde ist beendet, wenn in jeder Zielkartenreihe mindestens so viele Charaktere liegen, wie ihr Wert vorgibt.
Nun wird in einer vorgegebene Abfolge überprüft, ob bestimmte Charaktere in den Reihen liegen, die erst bei Rundenende ihre Fähigkeiten einsetzen. Ein Musketier verhindert alle Sonderfähigkeiten, der Zauberer entfernt alle Karten mit Werten ab zehn, der Kleine Riese bekommt pro anderer Karte in der Reihe drei Punkte hinzu und die Kombination Knappe und Prinz in gleicher Farbe gewinnt immer.
Ein schönes Funspiel mit Charakteren entwickelt sich aus diesen zwar bekannten, aber immer wieder schönen Mechanismen. Zwar ist die Punktwertung am Ende gewöhnungsbedürftig, aber darauf kommt es kaum an. Es macht einfach spaß mit einem Bettler dafür zu sorgen, dass die niedrigste Summe die Zielkarte gewinnt, mit einer Hexe alle Karten mit einem Wert unterhalb der Zehn zu entfernen oder mit dem Sturm die Reihe zu schließen, obwohl noch Charaktere passen würden. Taktieren ist möglich, viel wichtiger ist aber bluffen und das Abschätzen, welche Karte wohl zuletzt gelegt wurde.
Zwar scheint die Spielanleitung auf dem ersten Blick alles genau zu erklären, doch schnell kommt eine Frage auf. Was heißt jede weitere Karte in der Reihe? Nachfolgende oder alle anderen? Hier wäre etwas mehr Sorgfalt in der Formulierung angebracht gewesen. Zur Auflösung: Gemeint sind alle anderen Karten. Ähnliches gilt für den Drachen, der den aufgedruckten Zahlenwert aller anderen Karten verringert. In der Anleitung steht jedoch, dass "die Zahl aller Karten" verringert wird. Wie jetzt? Die Anzahl der Karten in der Reihe? Den Wert aller Karten, auch der Drachenkarte? Es sollen sich selbst erfahrene Spieler über solche Fragen schon die Köpfe eingeschlagen haben …
Wichtig ist es die Wertung nicht aus den Augen zu verlieren, denn wer Zielkarten in allen Symbolen sammelt, darf die Punktzahl der jeweils stärksten Karte verdoppeln. Das ist ein großer Vorteil, aber zugleich auch Kritikpunkt am Spiel, denn das Gewinnen der Zielkarten ist von einem nicht zu unterschätzenden Glücksfaktor beim Nachzeihen des eigenen Stapels abhängig. Dennoch ist Kabale und Hiebe ein wunderbares Spiel, bei dem man zwischen Bluff, Fiesheit und Taktieren jede Menge Optionen hat. Ein kurzweiliger, sehr zu empfehlender Spaß. Dies gilt besonders in Runden zu fünft und sechst, wenn das spielerische Chaos durch viele Sonderfähigkeiten entsprechend groß ist, zu zweit lässt man aber besser die Finger davon.
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