Reich der Spiele
Reich der Spiele >> Rezension >> Marco Polo II: Im Auftrag des Khan

Marco Polo II: Im Auftrag des Khan

Marco Polo II: Im Auftrag des Khan - Ausschnitt - Foto von Hans im Glück

Ein neues Marco-Polo-Spiel! Nein, keine Erweiterung und keine Würfel-, Karten- oder sonst was-Umsetzung. Sondern eine Fortsetzung, ein eigenständiges neues Spiel. Wieder von Daniele Tascini und Simone Luciani und natürlich wieder bei Hans im Glück. Der Vorgänger Auf den Spuren von Marco Polo (2015) gewann den deutschen Spielepreis und stand auf der Empfehlungsliste zum Spiel des Jahres. Die Erwartungen sind also hoch. Kann Marco Polo II: Im Auftrag des Khan die erfüllen?

Wie spielt sich Marco Polo II: Im Auftrag des Khan? Was ist neu?

Die Spieldauer ist mit 30 Minuten pro Spieler etwas länger angegeben als bei Auf den Spuren von Marco Polo. Im Auftrag des Kahn erfüllen die Spieler Aufträge und reisen erneut quer durch Asien. Zu Spielbeginn bekommt jeder Spieler eine geheime Zielkarte und einen Charakter mit individuellen Sonderfähigkeiten (z. B. mit zwei Figuren reisen). Dice Placement bleibt der Hauptmechanismus. Anders sind die möglichen Aktionen:

  • Die Bücher sind eine Art Markt, bei dem die Spieler direkt Ressourcen bekommen oder sie mit der neuen Handelsware Jade einkaufen.
  • Die vier verschiedenen Gildensiegel bringen im Laufe des Spiels Vorteile, besonders wenn sie später aufgewertet werden.
  • Das Reisen ist das Kernstück des Spiels. Oasen kosten Extraschritte, Routen müssen mit Kamelen und Geld bezahlt werden. In bereisten Städten bauen die Spieler Handelskontore und bekommen dadurch Vorteile und Siegpunkte.
  • Neue Aufträge gibt es beim Auftragsbrett – allerdings nur, wenn man in der entsprechenden Stadt auch ein Kontor hat. Aufträge bringen Siegpunkte und weitere Boni, wenn man die geforderten Waren abgibt.
  • Bei Sonderstädten und Stadtkarten bringen Kontore neue Aktionsfelder für die Würfel.
  • Bei der Gunst des Khan bekommen die Spieler Ressourcen.

Wer an der Reihe ist, muss einmal seine Würfel setzen und die zugehörige Aktion ausführen. Dabei braucht er je nach Feld ein bis drei Würfel. Vor und nach dieser Hauptaktion darf er beliebig viele Zusatzaktionen machen – z.B. einen Auftrag erfüllen oder einen Würfelwurf verbessern (kostet Kamele). Neutrale schwarze Würfel bringen einen Extrazug bzw. -würfel.

Bei Spielende werden noch die Reiserouten ausgewertet: Je mehr unterschiedliche Stadtwappen die Spieler mit einem Kontor „gesammelt“ haben, desto mehr Siegpunkte gibt es dafür (gemäß einer Tabelle). Die Zielkarten vom Spielbeginn bringen Zusatzwappen, wenn die darauf abgebildeten Wappen erreicht wurden, und Zusatzsiegpunkte für bestimmte aufgewertete Gildensiegel.

Die Kunst des Dice Placements bei Marco Polo II: Im Auftrag des Khan

Die Reglementierung auf nur fünf Würfel stellt die Spieler immer wieder vor Herausforderungen, denn manche Einsetzfelder benötigen gleich zwei bis drei Würfel auf einmal. Da gilt es Prioritäten zu setzen, besonders da auch die Mitspieler begehrte Felder wegschnappen.

Neben der Würfelanzahl kommt es auch auf die Augenzahl an. Oft braucht es für ein Einsetzfeld eine bestimmte Mindestaugenzahl, um es überhaupt nutzen zu können. Aber auch die Qualität der Aktion hängt von der Augenzahl ab, z. B. die Schrittzahl beim Reisen oder wie oft eine bestimmte Aktion ausgeführt werden darf. Dabei zählt immer die niedrigste Augenzahl aller eingesetzten Würfel. Hohe Würfe sind oft besser, aber nicht immer. Gerade wenn es um die Kosten geht, sind niedrigere Zahlen hilfreich. Stichwort Felder wegschnappen. Manche Felder (die braunen) können nur einmal besetzt werden, bei anderen (den blauen) fallen Kosten für weitere Nutzer an, und die hängen ab von … genau, der Augenzahl.

Marco Polo II: Im Auftrag des Khan - Material - Foto von Hans im Glück

Überhaupt darf jeder Spieler eine bestimmte Aktion nur einmal besetzen – oder genauer gesagt: Jede Farbe darf nur einmal vertreten sein. Ich kann also nicht zweimal zum selben Buch/Markt und auch nur einmal in einer Runde ein Gildensiegel erwerben. Für manche Aktionen gibt es aber explizit mehrere Einsetzfelder (wie das Reisen). Und dann sind da noch die schwarzen Würfel: die spielerische Hintertür. Denn die sind ja schwarz und nicht z. B. rot oder blau (wenn ich mit Rot oder Blau spiele).

Pro Runde darf jeder Spieler (nur) einen solchen Sonderwürfel kaufen, direkt würfeln und einsetzen.  Manchmal gibt es schwarze Würfel auch anderweitig, z. B. als Stadtbonus. Dann kann der betroffene Spieler mehr als einen schwarzen Würfel in einer Runde verwenden. Das ist aber eher die Ausnahme. Schwarze Würfel bringen damit einen Extrazug oder erhöhen die Würfelanzahl und können taktisch eingesetzt sehr wertvoll sein. Sie kosten aber Kamele, die auch beim Reisen extrem wichtig sind. Ein für das Spiel typisches Dilemma.

Ähnlich verhält es sich bei den Wappen und Kontoren. Wappen kommen mehrfach vor und markieren eher Gebiete als Einzelstädte. Dadurch, dass am Ende nur die verschiedenen Wappen, nicht die verschiedenen Städte Punkte bringen, kommt man immer wieder in Konflikte zwischen sinnvollen Laufrouten, attraktiven Stadtboni, dem Erreichen der Zielkarte und dem Sammeln möglichst vieler verschiedener Wappen. Das ist besonders knifflig, da die Wappen die meisten Siegpunkte bringen (können) und auch oft siegentscheidend sind. Aber auch die Aufträge sind ein großer Siegpunktfaktor, und für die braucht man wiederum bestimmte Kontore. Insgesamt gibt es viele Siegpunktmöglichkeiten und fast ebenso viele Strategieoptionen. Im Auftrag des Khan führen eben viele Wege zum Ziel.

Wer spielt gerne Marco Polo II: Im Auftrag des Khan?

Marco Polo II: Im Auftrag des Khan spielt im Bereich gehobenes Kennerspiel bis Expertenspiel. Zu überblicken gibt es auf dem Spielbrett und bei den Aktionsmöglichkeiten erst einmal sehr viel. Zugang finden geübte Spieler aber dennoch gut; einer der Mitspieler aus den Testrunden fand sogar Die Siedler von Catan (wohlgemerkt mit entsprechenden Erweiterungen) komplexer, auch wenn man darüber sicherlich streiten kann. Die Anleitung ist sehr übersichtlich und unterstützt den Einstieg sowohl für Kenner von Auf den Spuren von Marco Polo als auch für Neulinge hervorragend.

Marco Polo II: Im Auftrag des Khan funktioniert mit jeder Spielerzahl wunderbar, zu zweit ebenso wie zu dritt oder viert. Es lässt sich intuitiv ebenso gut spielen wie mit einer von Anfang bis Ende durchdachten Langzeitstrategie, sodass hier sowohl Bauchgefühlspieler als auch Strategen voll auf ihre Kosten kommen.

Im Auftrag des Khan: Wie gut ist das neue Marco-Polo-Spiel?

Marco Polo II: Im Auftrag des Khan - Schachtel - Foto von Hans im Glück

Marco Polo II: Im Auftrag des Khan ist ein Optimierungsspiel, bei dem man immer irgendwie von allem zu wenig und doch sehr viele Möglichkeiten hat. Viele verschiedene Strategien können zum Sieg führen, wodurch es immer spannend bleibt. Die Möglichkeiten des Dice Placements sind schön ausgelotet und eng mit weiteren Mechanismen verzahnt, sodass sich ein stimmiges Gesamtbild ergibt. Das Ganze spielt sich im Aufbau und Ablauf sehr modular: Jedes Spiel und sogar jede Runde hat andere Voraussetzungen (anderer Charakter, andere Städtekarten, andere Aufträge, andere Waren am Markt, etc.) und erfordert immer wieder neue Strategien. Der Wiederspielreiz ist sehr hoch.

Das bessere Marco Polo? Das muss wohl jeder selbst entscheiden. Marco Polo II: Im Auftrag des Khan ist ein rundum gelungenes Dice-Placement-Spiel für Kenner- und Expertenspieler. Und das nicht nur für Fans von Auf den Spuren von Marco Polo.blank

Infos zu Marco Polo II: Im Auftrag des Khan

  • Titel: Marco Polo II: Im Auftrag des Khan
  • Verlag: Hans im Glück
  • Autor: Simone Luciani, Daniele Tascini
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 30 pro Spieler
  • Jahrgang: 2019

Werbung
kaufen Prüfen, ob Marco Polo II: Im Auftrag des Khan vefügbar ist bei:
Amazon
Spiele-Offensive

Mehr Spiele-Themen entdecken

Kommentieren