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Metropolys

Metropolys von Reich der Spiele

Wie baue ich eine Stadt? Nun, in der Annahme dass solch profane Dinge wie Begrünung durch Parks, Gärten oder Straßenbäume ebenso wenig in der Zukunft eine Rolle spielen werden wie soziale, medizinische und Bildungs-Einrichtungen (Schulen, Bibliotheken, Krankenhäuser, Feuerwehr, etc.),

ist es natürlich sinnvoll, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Hochhäuser! Braucht man schließlich überall: zum Wohnen, zum Arbeiten, zum Angeben, um einen Hubschrauber drauf landen zu lassen, um Flugzeuge reinfliegen zu lassen oder einfach nur um festzustellen, dass die Luft oben etwas dünner sein kann. Abwasserkanäle, Telefonkabel oder gar Internetglasfaser kann man später immer noch vergraben. Öffentlicher Personennahverkehr? Pah, alles Quatsch, es zählt nur das Geschäft. Und das beginnt nun mal mit dem Erwerb eines Grundstücks.

Folglich dreht sich in Metropolys alles um den Erwerb geeigneter Baugrundstücke – der eigentliche Gebäudebau geht dabei praktisch ganz von allein. Praktischweise hat irgendein bürokratischer Stadtplaner die Stadt bereits in (äußerst hässliche, aber wenigstens futuristisch wirkende) Planquadrate eingeteilt, die zugegebenermaßen eigentlich nicht quadratisch sind. Aber dafür müssen wenigstens keine Flüsse begradigt werden! Doch es kommt noch besser: Auch die Wolkenkratzer, die zu errichten sind, liegen bereits in fertiger Baugröße vor! Fertighäuser in Maxi-Ausführung sozusagen. Da bleibt zwar kein Spielraum mehr für architektonische Meisterleitungen, aber wie gesagt: Es geht ja ums Geschäft.

Natürlich wollen auch andere an solch einem Mammutprojekt verdienen, deshalb werden die Baugrundstücke auch immer nur an diejenigen Investoren vergeben, die die lukrativsten Gebäude errichten wollen. Das sind gleichzeitig auch die höchsten. Und da alle dreizehn Türmchen unterschiedlich groß und entsprechend nummeriert sind, ist auch der direkte Vergleich mit den Konkurrenten einfach. Etwas merkwürdig mutet nur das Vergabeverfahren (Versteigerungsmechanismus) an, da haben die Stadtväter wohl ihrem Spieltrieb freien Lauf gelassen: Ein Bauherr darf Interesse an einem Grundstück anmelden, indem er eines seiner dreizehn Häuser draufsetzt. Der nächste Bieter darf nun auf ein benachbartes (!) und freies Grundstück bieten, muss aber ein höheres Gebot abgeben – sprich: Gebäude setzen. Das geht so lange, bis niemand mehr höher bieten will oder kann. Im späteren Verlauf lassen sich dabei auch herrliche Sackgassen planen und die Mitspieler – pardon: Konkurrenten – austricksen. Gegen Spielende kommt es zudem häufiger vor, dass die offen liegenden Restgebäude zu fiesen Zwickmühlen geradezu einladen. Wer nämlich zu früh alle seine mittleren Gebäude verbaut, steht irgendwann vor der Entscheidung, ein lukratives Gelände einem Konkurrenten für einen Vierer-Bau zu überlassen, oder doch den eigenen teuren Zwölfer-Turm zu opfern. Wer die Tücken des Marktes beherrscht, macht sich hier vielleicht keine Freunde, verbessert seine Siegchancen jedoch erheblich.

Dass Metropolys nicht schon nach fünf Minuten errichtet ist, liegt im Wesentlichen daran, dass in jeder Bietrunde nur der Sieger sein letztes Gebäude stehen lassen kann. Dieses wird umgedreht und zeigt nun keine Nummer mehr, zählt dafür ab sofort zu den festen Bestandteilen der neuen Stadt. Alle anderen vorgehenden Gebotsgebäude müssen wieder abgerissen werden, schließlich will das Baugewerbe ja auch profitieren – und Einfamilienhäuser sind in Metropolys nicht vorgesehen.

Trickreich und knifflig wird die Herausforderung Metropolys (Ystari Games), wenn man den Ehrgeiz verspürt, am Ende der bedeutendste Bauherr zu sein. Dafür genügt es nämlich nicht, in einzelnen Stadtvierteln die wertvollsten Prestigebauten zu besitzen, sondern man muss auch der einen oder anderen Interessenvereinigung huldigen. Während es für den einen Investor deshalb Extrapunkte gibt, Grundstücke beiderseits von Brücken zu besitzen, mag ein anderer ein Faible für Gebäude an großen Plätzen pflegen. Mit ein wenig deduktivem Geschick gelingt es vielleicht, die Konkurrenz hier und da noch ein wenig zu ärgern. Und selbstverständlich gibt es für jedes Grundstück noch einen Extrabonus in verschiedenen Formen, der glücklicherweise von vornherein bekannt ist (offen ausliegt) und weitere Extrapunkte bescheren kann.

Na, inzwischen ein wenig die Übersicht verloren vor lauter Möglichkeiten Punkte zu sammeln? Macht nichts, Prestige bekommt man eben nicht geschenkt, sondern muss hart erarbeitet werden! Zusätzlich erschwert durch die farblich gewagte und ebenfalls unübersichtliche Stadtplangestaltung.

Wer sich vom Design und dem in jeder Runde ähnlichen Ablauf nicht abgestoßen fühlt, oder gar ein an Fritz Langs utopischen Filmklassiker angelehntes sozialkritisches Spiel erwartet, findet in Metropolys ein vielschichtiges und forderndes Bauspiel mit innovativen Elementen. Für Fans von Versteigerungsspielen ist Metropolys sogar ein absoluter Pflichtkauf.

Infos zu Metropolys

  • Verlag: Ystari
  • Autor: Sébastien Pauchon
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 30 - 60
  • Jahrgang: 2008

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