Brettspiel Neuland: Ausschnitt der Schachtel mit Siedlern, Foto von Game Factory
Reich der Spiele Rezension Neuland (Game Factory)

Bei Neuland von Charles Chevallier und Laurent Escoffier ist der Name Programm: Als Wikinger entdecken und erobern wir neues Land, besetzen verlassene Gebäude und nutzen die Ressourcen der Landschaft. Also alles andere als ein neues Thema, eher ein Klassiker. Aber spielt sich das Legespiel aus dem Hause Game Factory auch so klassisch wie das altbekannte Thema vermuten lässt? Und vor allem: Macht es Spaß?

Infos zu Neuland (Game Factory)

  • Titel: Neuland
  • Verlag: Game Factory
  • Autor: Charles Chevallier, Laurent Escoffier
  • Spieleranzahl: 2-4
  • Alter ab: 10
  • Dauer in Minuten: 40
  • Jahrgang: 2024

Unsere Wertung zu Neuland

Überblick: So läuft das Wikinger-Spiel Neuland ab

Im neuen Land müssen wir uns um gleich zwei Gebiete kümmern: Einmal um die große Landschaft, die wir alle gemeinsam entdecken (allgemeiner Spielplan) und einmal um unsere eigene Wikingersiedlung (Spielertableau), die wir nach und nach ausbauen. Dazu nutzen wir die Ressourcen, die wir in der Weite der Landschaft finden: Schafe, Gold, Holz usw., aber auch Gebäude (Burgen, Türme und Hütten).

Neuland: Spielbrett von oben, Foto von Game Factory

Das Spiel geht über 13 Runden, in denen wir unsere 13 Wikingerfiguren auf der Landschaft einsetzen. Eines unserer Ziele ist es, die drei Baustellen (Hafen, Tempel, Palast) in unserer Wikingersiedlung fertigzustellen. Zusätzlich können wir jede Runde weitere sogenannte Aufwertungsplättchen für unser Spielertableau nehmen, die wir dann mit den entsprechenden Ressourcen erfüllen müssen. Das sind im Grunde einfach Aufträge bzw. zusätzliche Ziele.

Der Kniff dabei ist, dass wir die Ressourcen auf dem Spielertableau um die Baustelle (bzw. das Aufwertungsplättchen) drum herum legen. Ist die Baustelle von allen nötigen Ressourcen umgeben, dürfen wir sie umdrehen: Das Bauwerk ist fertig (und bringt Punkte). Ein- und dasselbe Schaf kann also für zwei verschiedene Bauwerke oder/und Aufwertungsplättchen eingesetzt werden – wenn es zwischen den beiden liegt.

Am Spielende bekommen wir Punkte für fertige Bauwerke, aber auch Basispunkte für Ressourcen und Gebäude. Durch erfüllte Aufwertungsplättchen gibt es außerdem noch Bonuspunkte (für bestimmte Ressourcen und Gebäude). Aber Vorsicht: Haben wir Aufwertungsplättchen nicht geschafft, gibt das Minuspunkte. Und zwar nicht zu knapp.

Neuland: Legespiel mit Puzzleaspekt und Worker Placement

Neuland kombiniert verschiedene Spielmechanismen. Es ist zunächst mal ein Legespiel: Wir legen die Ressourcenplättchen (Schaf, Holz, …), die eroberten Gebäude (Burg, Turm, …) und die Aufwertungsplättchen auf die Hexagonfelder unseres Spielertableaus. Legeregeln gibt es kaum, trotzdem wird es dabei auch ein bisschen puzzelig. Wie kann ich die Aufwertungsplättchen und Ressourcen so anordnen, dass ich möglichst viel herausholen kann? Es empfiehlt sich, möglichst flexibel zu bleiben und natürlich möglichst viele Ressourcen mehrfach nutzen zu können.

He, das war meine Burg!

Gebäude brauchen wir übrigens nur für die Baustellen; es lohnt sich aber, ein paar mehr zu haben, denn jedes Gebäude in der eigenen Wikingersiedlung bringt am Spielende noch Punkte (Burgen sind besonders wertvoll). Das allerdings ist leichter gesagt als getan. Wer welche und wie viele Gebäude für seine Baustellen braucht, hängt vom Zufallsprinzip beim Spielaufbau ab (die Baustellenplättchen werden zufällig verteilt). Dabei kann man auch Pech haben: Wenn man gleich drei Burgen oder sechs Hütten braucht, ist es recht unwahrscheinlich, dass man alle drei Baustellen fertigbekommt. Denn auch die Mitspielenden möchten natürlich möglichst viele Gebäude – teils für ihre Baustellen, teils wegen der Punkte und ja, teils auch einfach, um die begehrten Gebäude wegzuschnappen.

13 Wikinger sind gar nicht so viele …

Neuland: die Siedlung wächst mit jedem Plättchen, Foto von Game Factory

Bei all dem müssen wir immer im Blick behalten, wie viele Wikingerfiguren wir noch haben. 13 Runden sind schneller um, als man denkt. Und bei aller Legetaktik gelingt es nicht immer, ausreichend Ressourcen mehrfach zu nutzen. Die Minuspunkte für nicht erfüllte Aufwertungsplättchen sind aber schmerzlich hoch. Wichtig ist, zu wissen, wann es genug ist – sprich rechtzeitig keine neuen Aufwertungsplättchen mehr zu nehmen, die man dann vielleicht gar nicht mehr erfüllen kann. Ein Auge auf die Auslage zu haben schadet aber auch dann nicht: Manchmal ist einem das Glück hold und es gibt ein Aufwertungsplättchen, das perfekt in die eigene Siedlung passt. Eines, das an einer bestimmten Stelle schon fast oder sogar schon komplett erfüllt ist. Die hohe Kunst ist es natürlich, solche Stellen entsprechend vorzubereiten.

Hilfreich kann es sein, sich die verbleibenden Wikingerfiguren als Gedächtnisstütze dort auf das Spielertableau zu legen, wo auf jeden Fall noch eine Ressource hinkommen soll. So behält man leichter den Überblick und verzettelt sich nicht so leicht bei der verbleibenden Anzahl an Wikingern. Denn Ressourcen bekommen wir ausschließlich über das Einsetzen der Wikingerfiguren auf dem allgemeinen Spielplan.

Netzwerke und Routen aus Wikingern

Neuland nutzt also auch Worker-Placement-Elemente. Dabei bekommen wir erst mal ganz klassisch die Ressource des Landschaftsfeldes, auf das wir unseren Wikinger setzen. Für die Gebäude ist es etwas anders, hier müssen unsere Wikinger eine bestimmte Anordnung haben. Türme gibt es zum Beispiel dann, wenn meine Wikinger eine „Straße“ zwischen zwei Türmen bilden, für Burgen brauche ich eine zusammenhängende Ansammlung (ein Netzwerk) aus Wikingern direkt neben der Burg. Selbstredend, dass dabei gerne auch mal die Mitspielenden ihre Wikinger dazwischen setzen und so Pläne, Routen und Netzwerke im wahrsten Wortsinne durchkreuzen.

Neuland: Mischung aus Interaktion und eigenem Spielertableau

Neuland: wuseliges Geschehen auf dem Brett, Foto von Game Factory

Anders als beim Spielertableau gibt es auf dem allgemeinen Spielplan Lege- bzw. Einsetzregeln. Unsere Wikinger können wir nicht einfach irgendwo in die Landschaft stellen. Sie müssen immer an bereits vorhandene Wikinger angrenzen. Das erinnert ein bisschen an die Schiffe aus Catan: Seefahrer, nur dass wir hier auch die Wikinger der anderen nutzen dürfen, um voranzukommen. So entsteht nach und nach ein buntes Knäuel aus Wikingern auf der Landschaft.

Während wir auf der eigenen Wikingersiedlung alle solo vor uns hintüfteln, kommt auf dem Spielplan die Interaktion auch auf taktischer Ebene zum Tragen. Je nachdem, wo ich meinen Wikinger platziere, ermögliche ich den Nachfolgenden, eine bestimmte Stelle zu erreichen – oder eben auch nicht. Dabei gibt es mehrere Ebenen zu berücksichtigen, die Ressourcenfelder an sich, aber auch die oben erwähnte Anordnung der Wikinger.

Wo kommen hier jetzt plötzlich Äxte her?

Und dann gibt es da noch die Äxte, die ein Wettrennelement mit ins Spiel bringen. Zunächst mal sind Äxte eine ganz normale Ressource. Warum Äxte einfach so in der Landschaft herumliegen, erklärt das Spiel übrigens nicht. Schließlich heißt es in der Anleitung, dass der Landstrich, den wir da erobern, bereits verwaist ist. Die Gebäude sind also alle verlassen und wir vertreiben niemanden. Aber wo kommen dann die Äxte her, wurden die einfach zurückgelassen? So oder so: Haben wollen wir sie alle. Denn es gibt sechs verschiedene Trophäen, von denen wir uns im Spielverlauf genau eine nehmen dürfen. Allerdings erst, wenn wir die entsprechende Anzahl an Äxten in unserer Siedlung haben. Je mehr Äxte, desto mehr Punkte. Und natürlich gibt es jede Trophäe nur einmal. Wer zuerst kommt …

Also auf die Äxte, fertig, los? Ganz so einfach ist das gar nicht, denn wir müssen auch hier die Balance halten: Je mehr Äxte ich nehme, desto weniger Kapazität habe ich für andere Ressourcen, die ich eventuell für Aufwertungsplättchen und Baustellen brauche (auch wenn ich dort teilweise auch Äxte brauche). Die Sache mit den (nur) 13 Wikingern …

Wer erkundet gerne Neuland?

Neuland bietet verschiedene Möglichkeiten auf dem Weg zum Sieg, aber nicht so viele, dass es schwer wäre, den Überblick zu behalten. Viele Aufwertungsplättchen, um mehr Punkte für bestimmte Ressourcen zu bekommen – oder viele Ressourcen, die Punkte bringen; Äxte, Baustellen, den Mitspielenden in die Quere kommen, … Bei all dem bietet Neuland eine ausgewogene Mischung aus Glück und Taktik und ist damit klar im Familienspielbereich verortet. Zugleich hat es genug Spieltiefe, um auch Kennerspielenden zu gefallen. Ein ideales Spiel, wenn man Lust auf ein etwas „größeres“, aber nicht gleich abendfüllendes Spiel hat.

Dabei spielt sich Neuland zu zweit genauso gut wie in Vollbesetzung.

Fazit: Auf ins Neuland?

Brettspiel Neuland: Schachtel, Foto von Game Factory Neuland ist thematisch wie spielerisch eher klassisch angelegt, spielt sich aber locker-leicht und macht wirklich Spaß. Dank der Varianz im Aufbau (unter anderem wird der Spielplan aus bis zu vier Teilen zusammengelegt) ist der Wiederspielreiz hoch. Spielt man es zu oft in kurzer Zeit, lässt das aber doch ein wenig nach und das Spiel fühlt sich dann ein wenig wiederholend an. Das Wikingerthema ist schon ein alter Hut und wirkt stellenweise etwas aufgesetzt, trotzdem entsteht beim Spielen eine schöne Aufbau-Atmosphäre.

Alles in allem ist Neuland ein Spiel, das immer wieder (ggf. ab und an mit etwas längeren Pausen) gerne auf den Tisch kommt. Es ist schnell aufgebaut, hat eine angenehme Spieldauer und fühlt sich einfach stimmig an.

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