Next Station London von Matthew Dunstan war im letzten Jahr (2023) zum Spiel des Jahres nominiert. Den Preis gewonnen hat zwar Dorfromantik, trotzdem dürfte Next Station inzwischen den meisten ein Begriff sein. Auch Steffi Münzer war begeistert und wünschte sich in ihrer Rezension, dass eine Spieleserie daraus wird. Und manchmal werden Wünsche wahr …
Tatsächlich lässt sich inzwischen das U-Bahn-Netz in Tokyo erspielen, passend zu Olympia außerdem Paris. Next Station Tokyo stammt wieder von Spieleautor Matthew Dunstan, die Illustration übernahm erneut Maxime Morin. HCM Kinzel bringt das bunte Flip & Write in der bekannten handlichen Schachtel mit schmuckem Magnetverschluss auf den Markt. Überzeugt auch der Inhalt?
Flip & Write mit Buntstiften: das Next-Station-Prinzip in Tokyo
Wie bei Pick a Pen: Riffe male ich die Verbindungslinien nicht mit Bleistift, sondern mit Buntstiften auf mein Spielblatt (den U-Bahn-Plan von Tokyo). Radieren ist nicht, dafür ist alles schön bunt.
Das Grundprinzip entspricht weiterhin Next Station London: Karte mit Stationssymbol aufdecken, U-Bahn-Linie mit dem aktuellen Buntstift dorthin weiterführen (Details könnt ihr in Steffis Rezension nachlesen).
Einen querenden Fluss gibt es diesmal nicht, dafür sind die Stadtbezirke eher kreisförmig angeordnet und es gibt die grüne Yamanote-Linie, die bereits eingezeichnet ist. Und mit bestimmten Stationskarten darf ich in Tokyo nicht nur Weichen, sondern auch Doppelgleise einsetzen.
Die Punktmöglichkeiten in Tokyo erinnern teils an die in London: Umsteigemöglichkeiten bilden und möglichst viele Stadtbezirke sowie viele Stationen innerhalb eines Bezirks anfahren. Außerdem gibt es Punkte für Touristenhotspots und Minuspunkte, wenn ich eine Station auf der Yamanote-Linie nicht angebunden habe.
Mitgelieferte Erweiterung: Sonderkarten in Tokyo und in London
Auch diesmal lässt sich das Spiel durch Sonderkarten ergänzen. Gemeinsame Ziele bringen Extrapunkte, zusätzliche Effekte erweitern das Spiel. Schön ist, dass sich die Zusatzkarten aus Next Station Tokyo und London jeweils auch im anderen Spiel nutzen lassen (bis auf die gemeinsamen Ziele, die sich auf den spezifischen Stadtplan beziehen).
U-Bahn-Netz zwischen Planung und Glück
Im U-Bahn-Netz fährt das Glück immer mit. Wie viele punkteträchtige Verbindungen ich schaffen kann, hängt nicht zuletzt auch davon ab, wie lange ich dafür Zeit habe. Manchmal kommen alle Stationskarten ins Spiel, bei einer anderen Linie ist im Extremfall schon nach fünf Karten Schluss. Im Spiel zu mehreren fällt das weniger ins Gewicht als im Solospiel, weil es allen so geht.
Aber auch dann kann mir die Reihenfolge der Stationskarten die schönste Planung durcheinanderbringen. Zum Beispiel, wenn ich gerade extra die Jokerkarte als Kreissymbol verwendet habe, um die wichtige Außenstation als Touristenhotspot anzubinden. Und genau im Zug danach folgt tatsächlich ein Kreissymbol, das ich dann aber nicht mehr anbinden kann (weil ich es ja schon mit dem Joker gemacht habe und es keinen weiteren Kreis in der Nähe meiner Linie gibt). Oder wenn das Doppelgleis ausgerechnet dann kommt, wenn meine U-Bahn-Linie gerade gar nirgends auf eine andere Linie trifft. Dann kann ich auch kein Doppelgleis zeichnen.
Trotzdem erfordert Next Station Tokyo ein gewisses Maß an Planung. Einfach ins Blaue hinein fahren funktioniert nur bedingt. Das gilt besonders für die Touristenhotspots, für die ich mindestens eine Umsteigemöglichkeit in einem der äußeren Bezirke brauche. Hier muss ich die U-Bahn-Linien gut aufeinander abstimmen.
Next Level bei Next Station
Next Station Tokyo entwickelt die Elemente aus Next Station London weiter: Während ich in London einfach direkt Sehenswürdigkeiten einsammle, brauche ich in Tokyo für die Touristenhotspots Umsteigemöglichkeiten in bestimmten Bezirken. Und die Umsteigestationen erfordern mehr zusammengeführte Linien als bisher, bringen aber auch mehr Punkte. All das sorgt dafür, dass Next Station Tokyo von der Komplexität her ein klein wenig über Next Station London liegt.
Die Sonderelemente gilt es taktisch einzusetzen; die Doppelgleise lassen sich z.B. besonders gut bei der Yamanote-Linie nutzen; zudem sind das immer Jokerkarten, mit denen auch fehlende Stationssymbole ausgeglichen werden können. Das reduziert das oben erwähnte Glück ein Stück weit. Und auch mit der richtigen Planung kann ich dem Kartenpech entgegenwirken. Ratsam ist es, immer flexibel zu bleiben und möglichst jedes Symbol noch in Reichweite zu haben. Andererseits kann die Runde eben auch schnell vorbei sein … Es gilt also immer abzuwägen, wie wichtig das Anbinden einer bestimmten Station im Vergleich zur Flexibilität ist.
Ist Next Station Tokyo ein gutes Flip & Write-Spiel?
Auch als Solospiel macht Next Station Tokyo viel Spaß, selbst dann, wenn man sonst eigentlich kaum solo spielt. Ebenso kommt es in Spielrunden immer wieder gerne auf den Tisch, wobei es sich zu zweit besonders gut spielt.
Ob man mehrere der Next-Station-Spiele braucht? Das kommt wohl darauf an, wie begeistert man von der Spielereihe ist. Next Station Tokyo variiert das Next-Station-Prinzip jedenfalls gelungen und hält die Balance zwischen Taktik, Planung und Glück. Es macht einfach Spaß, die bunten Verbindungslinien einzuzeichnen und dabei immer wieder neue Wege zu finden, wie sich das Streckennetz optimieren lässt. Einfach ein schönes Spiel für zwischendurch und auch für mehrere Runden am Stück. So, ich plane dann mal die nächsten U-Bahn-Linien.
Infos zu Next Station Tokyo
- Titel: Next Station Tokyo
- Verlag: HCM Kinzel
- Autor: Matthew Dunstan
- Spieleranzahl (von bis): 1-4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
- Dauer in Minuten: 25
- Jahrgang: 2023
Werbung
Nach neuen Spielen schauen bei:
Amazon
Spiele-Offensive