Nimalia. Ein tierisches Legespiel behauptet die Anleitung. Und in der Theorie ist die Idee von William Liévin super. Kleine Kärtchen legen, ein Tierreservat bauen und viele Punkte einsammeln. Doch in der Praxis?
Die Minischachtel von Pegasus Spiele zeigt einen Panda vor einer kuriosen Mischung aus Wald, Savanne, Wasser und Eis. Das passt alles irgendwie nicht zusammen. Ich möchte dieses kleine Ding trotzdem mögen. Doch irgendwie …
Vorab das Fazit: Nimalia verschenkt viel Potenzial
Kommen wir direkt zur Bewertung: Autor und Verlag verschenken mit Nimalia ordentlich Potenzial. Die einfachen Legeregeln verstehen alle sofort. Die Punktewertung dagegen ist verzwickt. Vorausschauende Legen ist wichtig. Klingt eigentlich gut, aber dennoch bleibt ein ständiges Gefühl, dass Legen und Punkten nicht im Einklang stehen und das entscheidende Glücksgefühl fehlt. Nimalia belohnt nämlich nicht die schönsten Tierreservate. So kommt kein Gefühl auf, etwas Tolles zusammenzubauen.
Es entsteht nichts Schönes.
Vielmehr ist es ein fast schon stumpfes Punkteoptimieren. Das ist enttäuschend und nimmt viel von dem, was gute Legespiele ausmachen. Dabei sind die Detailregeln richtig gut.
Die Legeregeln: So elegant und so gut
Es beginnt mit den Legeregeln. Zu Beginn der Runde legen alle zeitgleich verdeckt eine von den drei eigenen Reservatkarten aus. Dann drehen alle zeitgleich um und fügen die Karte in das nach und nach entstehende eigene Tierreservat ein. Die Karten zeigen jeweils vier Quadrate mit gleichen oder unterschiedlichen Landschaften sowie Tieren. Eine Karte kann folglich zum Beispiel Eis, Wüste, Wasser und Savanne mit oder ohne Tiere enthalten.
Dabei gibt es nur zwei elegante Legeregeln:
- Ein Raster von 6 x 6 Feldern ist einzuhalten.
- Jede neue Karte muss eine bisher gelegte Karte mit mindestens einem der vier Quadrate überdecken.
Das Resultat ist spannend: Es entsteht ein Tierreservat aus verschiedenen Gehegen, die immer wieder durch neue Karten überdeckt und angepasst werden. Diese Legeregel ist wunderbar.
Nimalia: Reservat ausbauen und punkten
Leider ist der Spaß damit auch schon vorbei. Denn alle haben nur drei Karten. Nach der Auswahl geben sie die restlichen Karten weiter, sodass es eine gewisse Interaktion geben soll. Die Anzahl der Karten ist jedoch so gering, dass ein einfaches Nachziehen ebenso sinnvoll gewesen wäre.
Vorgegebene Punktewertungen
Sind alle drei Karten verbaut, folgt eine Punktwertung. Das geht so fünf Runden lang, bis alle 15 Karten verbaut haben. Die Punktwertung folgt vorgegebenen Abläufen. Zu Beginn jeder Runde kommen vier Wertungskarten auf die Rundenkarte. Diese Karte gibt vor, welche jeweils zwei oder drei Wertungskarten nach jeder Runde zum Tragen kommen. So wird jede Wertung im Laufe der Runden wenigstens zweimal ausgeführt. Mal geht es um bestimmte Tiere oder deren Anordnung, mal um zusammenhängende Gebiete, mal um die Anzahl verschiedener Reservatbereiche. Abwechslung gibt es genug.
Kaum eine Planung möglich
Die Krux dabei: In jeder Partie gibt es zwar andere Punktwertungen und die Reihenfolge der Wertungen ist auch klar. Aber irgendwie will dieser Mechanismus nicht überzeugen. Denn das Planen des eigenen Tierreservats ist kaum möglich. Alle sind den jeweils zur Verfügung stehenden Karten ausgeliefert und können diese nur schadenminimierend legen. Nur selten und dann mit Glück lassen sich punkteträchtige Ausbauten realisieren. Trotz der eigenen Entscheidung, die Karte sinnvoll und vorausschauend zu legen, wirkt die Wertung fast schon zufällig.
Unbefriedigende Reduktion dämpft den Spaß
Die Kombination aus geringer Fläche, dem Zwang zum Überbauen und den Wertungen lässt keinen strategische Reservatbau zu. Alle schauen in erster Linie, bei der nächsten Wertung gut zu punkten. Mehr bietet das reduzierte Angebot leider nicht. Das ist überaus unbefriedigend, zeigen doch große Legespiele eine ganz andere Herangehensweise. Sie lassen Raum, um eine Landschaft zu schaffen und Spaß dabei zu haben. Nebenbei gibt es Punkte. Bei Nimalia wählen eher alle das kleinste Übel.
Schnell mal was legen – aber so?
Wie gesagt: Ich möchte Nimalia wirklich mögen. Ich fühle mich sogar als Teil der Zielgruppe. Ich mag Carcassonne, Kingdomino oder Bärenpark. So wie dort wollte ich etwas erschaffen und für meine kluge Planung belohnt oder für mein Missmanagement bestraft werden.
Doch genau hier lässt mich das Spiel mit einer Leere zurück.
Klein und nicht oho
Ja, Nimalia ist stark reduziert und wird als Minischachtel angeboten. Ja, es hat geradezu großartige Legeregeln. Aber Wertung und Rundenablauf wollen dazu nicht passen. Es ist schnell und macht bis zu einem gewissen Punkt Spaß. Aber genau da, wo andere Legespiele anfangen, richtig gut zu werden, ist Nimalia schon vorbei. Das ist mir deutlich zu wenig. Es ist verschenktes Potenzial. Es schenkt den Tierreservatfans nicht das Glücksgefühl, eine tolle Landschaft zu bauen.
Ja, ich würde es immer mal wieder mitspielen, denn es ist schnell erklärt, schnell gespielt und schnell vorbei. Aber es befriedigt meinen Spieltrieb nicht ausreichend.
Infos zu Nimalia
- Titel: Nimalia
- Verlag: Pegasus Spiele
- Autor: William Liévin
- Spieleranzahl (von bis): 2-4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
- Dauer in Minuten: 30-45
- Jahrgang: 2023
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