Reich der Spiele
Reich der Spiele >> Rezension >> Oktoberfest

Oktoberfest

Brettspiel Oktoberfest - Ausschnitt - Foto von Rio Grande Games

Mit über 100 Litern pro Kopf ist Bier eines der beliebtesten Getränke in Deutschland. Umso  erstaunlicher, dass es bisher kaum Spiele rund um das Thema Bier bzw. Bierbrauen gibt. Und noch erstaunlicher, dass das Thema nun nicht von einem deutschen, sondern einem amerikanischen Spieleautoren aufgegriffen wurde, der das  wohl bekannteste Volksfest Deutschlands zum Thema seines Handelsspiels gemacht hat: Oktoberfest.

Worum geht es beim Brettspiel Oktoberfest?

In Oktoberfest von Joshua Gerald Balvin schlüpfen wir in die Rolle von Bierhändlern, die den kühlen Gerstensaft ersteigern, damit Festzelte auf der Wiesn beliefern und natürlich den größtmöglichen Profit herausschlagen möchten. Der Verlag Rio Grande Games bewirbt das Spiel als taktisches Auktionsspiel und kultiges Wiesn-Spektakel mit einfachem Einstieg.

Der Spielplan lässt uns einen Blick aus großer Höhe auf das Gewusel des Festplatzes werfen. Sechs große Festzelte stehen darauf, umrahmt von Fahrgeschäften und riesigen Brezeln, aufgeblasenen, gigantischen Ballonhunden und einem Parkplatz (vielleicht haben die Grafiker schon die ein oder andere Maß beim Gestalten getrunken). Das Ganze ist umrahmt von weiß-blauen Girlanden und Margeriten – zünftig.

Das Material besteht aus fünf Sichtschirmen in den Spielerfarben. Darauf eine Bierkutsche vor dem jeweiligen Lieferant. Nun noch die Spielkarten, Münzen und Chips auf ihren Plätzen verteilt und aufi geht’s. Wir Bierlieferanten bestreiten einen ganzen Tag auf dem Oktoberfest, gegliedert in die drei Phasen Vormittag, Nachmittag und Abend. Jede Phase besteht wiederum aus mehreren Zügen. Wer am Zug ist, kann sich dafür entscheiden, ausliegende Biersorten zu ersteigern, Bierfässer zu verkaufen oder ein Festzelt zu schließen und damit eine Wertung auszulösen.

So läuft eine Partiue bei Oktoberfest

Brettspiel Oktoberfest - Material - Foto von Rio Grande Games

Auf dem Parkplatz des Plans liegen immer drei Reihen von Karten aus. Jede Reihe enthält wiederum drei Bierkarten, die man ersteigern kann. Es gibt sechs Biersorten im Spiel mit so klangvollen Namen wie Dirndlbräu, Schaumkrone oder Edelgut, sowie Jokerkarten, die eine beliebige Biersorte ersetzen. Die Karten haben unterschiedliche Werte aufgedruckt, in der ersten Phase von 1-4, in der zweiten Phase von 5-6 und in der Abendphase die wertvolle 7. Die Auktion an sich läuft so ab, dass der aktive Spieler die Reihe Karten bestimmt, auf die gesteigert werden kann und die nachfolgenden Spieler dann genau ein Gebot abgeben können. Am Ende kann der aktive Spieler sich dann entscheiden, ob er das Gebot nochmal erhöht und die Karten einstreicht oder das Geld vom Höchstbietenden kassiert.

Mit zwei von den ersteigerten Karten darf der erfolgreiche Bieter dann zwei Zelte seiner Wahl beliefern, die dritte wird abgeworfen. Beim Beliefern der Zelte muss man allerdings beachten, dass man zwar Karten auf bereits dort liegende Karten ablegen kann, diese aber immer einen höheren Wert haben müssen. Für jede der abgelieferten Biersorten darf man zusätzlich, sofern man über genügend Barmittel verfügt, Bierfasskarten erwerben. Diese kann man anstelle der Auktionsmöglichkeit im späteren Spielverlauf verkaufen, um an das dringend benötigte Geld zu kommen. Aber Achtung: Wird ein Festzelt geschlossen, dienen Bierfasskarten auch dazu, Siegpunkte zu erhalten. Man muss also im Auge behalten, ob und von wie vielen Karten man sich trennen will.

Ein Zelt wird geschlossen, indem der aktive Spieler dies bestimmt und es dann wie bei der Auktion reihum darum geht, möglichst die Mehrheit an Besucherchips auf den Zelten zu erreichen. Jeder legt also auf sein favorisiertes Zelt Chips ab, wobei es auch hier wieder einige Setzregeln zu beachten gilt. Am Ende entscheidet der aktive Spieler, welches Zelt nun tatsächlich geschlossen wird und nur dieses wird dann auch gewertet. Die Punkte pro Zelt werden ermittelt und der zuoberst liegenden Bierkarte gutgeschrieben. Gut, wer zu diesem Zeitpunkt über die höchste Anzahl eben dieser Bierkarten verfügt, denn er erhält die meisten Siegpunkte gutgeschrieben. Geschlossene Zelte werden erst in der nächsten Phase abgeräumt und sind dann wieder geöffnet.

So werden die Tagesphasen nach und nach durchgespielt und es kommen immer wertvollere Karten ins Spiel. Übrigens wird auf die Auktionsmöglichkeit zu Beginn verzichtet, wenn es keine Möglichkeit gibt, diese Karten auf Zelte abzulegen. Es ist dann erforderlich, Zelte zu schließen, um wieder an freie Ablageplätze zu kommen. Wenn das zehnte Zelt geschlossen und gewertet wurde, endet das Spiel.

Brettspiel Oktoberfest: Ein Vergnügen wie auf der Wies’n`?

Brettspiel Oktoberfest - Schachtel - Foto von Rio Grande Games

In meinen Spielrunden kam Oktoberfest unterschiedlich gut an. Der auf der Schachtel angepriesene einfach erlernbare Spielablauf wird leider durch die sehr textlastige Spielregel gehemmt. Der Teufel liegt hier im Detail, denn es gibt viele Regeln während der Phasen, Aktionen und Wertungen zu beachten, und vielfach mussten wir in der Regel nachschlagen, um strittige Punkte zu klären. Auch stellte uns die grafische Gestaltung vor Herausforderungen. Vier der Bierkarten passen sich farblich den Biermarkern an (die Biermarker werden genutzt, um eine Jokerkarte zur Biersorte zuordnen zu können), nur bei den orangefarbenen Karten der Marke Dirndlbräu hat man sich für gelb gestaltete Chips entschieden, die wiederum farblich besser zu den gelben Karten der Marke Massperle gepasst hätten. Deren Chips sind aber unsinnigerweise schwarz. Das führte immer wieder zu Verwirrungen auf dem Spielplan. Auch erinnert das rautenförmige Startspielerplättchen mit dem „S“ in Frakturschrift eher an ein Uniformteil aus dem 2. Weltkrieg. Da hätte man besser zu einem kleinen Maßkrug gegriffen. Apropos Maßkrug: Für die deutsche Ausgabe zieren wenigstens stilechte, randvolle Krüge das Cover, wo auf der amerikanischen Originalausgabe Pilsgläser vorhanden sind.  Beim Spielen sollte man vielleicht auf den Gerstensaft verzichten, denn hier muss man auf jeden Fall einen klaren Kopf behalten.blank

Infos zu Oktoberfest

  • Titel: Oktoberfest
  • Verlag: Rio Grande Games
  • Autor: Joshua Gerald Balvin
  • Spieleranzahl (von bis): 3-5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 14
  • Dauer in Minuten: 90
  • Jahrgang: 2018

Werbung
kaufen Prüfen, ob Oktoberfest vefügbar ist bei:
Amazon
Spiele-Offensive

Mehr Spiele-Themen entdecken

Kommentieren