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Reich der Spiele Rezension SETI: Auf der Suche nach außerirdischem Leben

SETI: Auf der Suche nach außerirdischem Leben

von Dirk Janßen
5 Minuten Lesedauer

Bock auf eine Runde intergalaktisches Abenteuer? Lust mit riesigen Teleskopen in die Weiten des Weltalls zu starren oder mit Sonden das Sonnensystem zu erkunden? Und seid Ihr auch heiß drauf, schließlich Euren riesigen Supercomputer mit Daten zu füttern, damit Ihr wertvolle Informationen über außerirdisches Leben erlangt. Dann seid Ihr bei SETI: Auf der Suche nach außerirdischem Leben richtig, dem neuen großen Brettspiel von Czech Games Edition (im Deutschen bei HeidelBÄR Games erhältlich). Denn vier Jahre nach Die verlorenen Ruinen von Arnak gelingt Czech Games Edition wieder ein richtig großer Wurf.

Infos zu SETI: Auf der Suche nach außerirdischem Leben

  • Titel: SETI
  • Untertitel: Auf der Suche nach außerirdischem Leben
  • Verlag: HeidelBÄR Games, CGE
  • Autor: Tomáš Holek
  • Spieleranzahl: 1-4
  • Alter ab: 14
  • Dauer in Minuten: 40-160
  • Jahrgang: 2024

SETI: martialische Materialschlacht und rigoroses Regelstudium

Brettspiel SETI: Schachtelillustration, Foto von CGE

Bevor der Spielspaß bei SETI allerdings losgehen kann, gilt es noch zwei Hürden zu überwinden. Das ist zum einen die Materialschlacht, zum anderen das Regelstudium.

Zum Ersten muss man sagen, dass SETI nicht nur spielerisch, sondern auch auf der Waage kein Leichtgewicht ist.

Der Karton ist proppenvoll mit über 3 kg Spielmaterial, das ausgepöppelt, sortiert und nach Spielende in Unmengen von Plastiktüten wieder in den Karton gebracht werden will. Value for money. Aber wer SETI regelmäßig auf den Tisch bringen will, weiß den Komfort eines Inlays schnell zu schätzen.

Die zweite Hürde sind die Regeln. Diese sind zwar ordentlich strukturiert und auch bebildert, aber aufgrund eines Mangels an Beispielen will sich das große Ganze nicht sofort erschließen. Auch nach dreimaligem Lesen bleiben Fragen, die teils nur mit dem offiziellen FAQ beantwortet werden können.

Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen

SETI: Aufbau des Weltraumspiels, Foto von CGE

Dabei ist SETI grundsätzlich nicht kompliziert. Jeder Spieler übernimmt die Rolle einer wissenschaftlichen Einheit, die nach Spuren außerirdischen Lebens im Sonnensystem sucht. Spuren finden wir, indem wir Sektoren mit Weltraumteleskopen scannen oder mit Sonden auf Planeten oder Monden landen. Außerdem können wir auch große Supercomputer mit gesammelten Daten füttern, um Hinweise auf außerirdisches Leben zu erhalten. Hat man ausreichend Spuren gesammelt, entdeckt man tatsächlich Alien-Spezies, was ungefähr in der Hälfte des Spiels für neue Regeln und zusätzliche Möglichkeiten zum Punkten sorgt.

Sektoren im Sonnensystem scannen, Sonden starten, Sonden in den Orbit eines Planeten schicken, Sonden auf Planeten landen und den Supercomputer mit Daten füttern, sind auch die Hauptaktionen, die ein Spieler in seinem Zug machen kann. Alles ist hierbei irgendwie verzahnt und bringt bei richtiger Anwendung die begehrten Siegpunkte. Wer regelmäßig Eurogames auf dem Tisch hat, wird sich bei SETI schnell zurechtfinden.

Multi-Use Cards und ein drehbares Sonnensystem

SETI: die Spielkarten, Foto von CGE

Einen großen Reiz bezieht SETI hierbei aus seinen Multi-Use Cards, einzigartige Handkarte, die für verschiedene Zwecke im Spiel verwendet werden und u. a. gegen bestimmte Ressourcen getauscht oder abgeworfen werden können, um in bestimmten farblichen Sektoren zu scannen oder einfach verschiedene zusätzliche Aktionen zu ermöglichen. Außerdem enthalten einige Karten Missionen, die man während des Spiels für Belohnungen erfüllen kann, oder goldene Felder mit Bedingungen, die beim Erfüllen am Ende des Partie Punkte bringen.

Jede dieser Karten ist hierbei nicht nur liebevoll gestaltet, sondern enthält Flavourtexte, die für thematische Tiefe sorgen  – wenn man die Texte denn liest. Machen wir uns aber nichts vor: Beim Ausspielen von Karten achtet man hauptsächlich auf die Symbole und weniger auf die Bezeichnung und die Texte. Aber dennoch tragen die Karten zum Thema bei.

SETI: viel Material, Foto von CGE

Neben den Multi-Use-Cards sind es die drei Planetenscheiben, die für den “Spaß” bei SETI sorgen. Durch verschiedene Aktionen werden diese Scheiben während des Spiels gedreht, was dazu führt, dass man bei der Planung seiner Aktionen die Bewegung der Planeten vorhersehen muss. Manchmal gilt es, eine Aktion wie bspw. das Scannen in Sektoren schnell auszuführen, ein anderes Mal kann es sinnvoll sein, mit einer Aktion wie bspw. dem Bewegen von Sonden zu warten, weil durch die Bewegung der Planeten weniger Schritte zum Ziel benötigt werden.

Der Zufall spielt bei SETI mit

 

SETI: Teile des Materials, Foto von CGE

Durch die Multi-Use-Cards und die Planetenbewegung kommt aber auch ein gehöriges Maß Zufall ins Spiel. Dieser lässt sich u. a. durch eine Optimierung mittels Technologien entgegenwirken. Hierbei stehen vier Technologien in drei Farben zur Verfügung, die man während des Spiels erwerben und auf seinem Technologietableau platzieren kann. Technologien ermöglichen es u. a., stärkere Scanaktionen durchzuführen oder Vorteile beim Bewegen und Landen von Sonden zu erlangen. Auch das Füttern des Supercomputers kann mittels Bonusfelder attraktiver gestaltet werden.

Hierbei ist SETI ein taktisches und kein strategisches Spiel, denn das eigene Vorgehen muss man immer wieder an die Gegebenheiten anpassen. Gerade die Multi-Use-Cards spielen bei der eigenen Taktik eine entscheidende Rolle.

Das Auge schnalzt mit der Zunge

Optisch holt SETI mich komplett ab. Der Spielplan mit dem Solarsystem in der Mitte sowie das Planetentableau über dem Spielplan machen einiges her. Dem Ganzen setzen die 200 einzigartigen Karten das gern genannte Sahnehäubchen auf. Ja, bei SETI habe ich tatsächlich das Gefühl, gerade Geschichte zu schreiben und meinen Teil zur Erforschung des Weltalls beizutragen. Wenn während des Spiels auch endlich die Alien-Spezies-Tableaus umgedreht werden und das Spiel weitere Regeln und Komponenten erhält, steigert dies tatsächlich noch einmal die (An)Spannung. Wobei die Alien-Völker nicht nur spielerisch ein clever Kniff sind, sondern auch immenses Potential für Erweiterungen beinhalten. Die Gelddruckmaschine wird sicherlich im Hintergrund schon angeschmissen.

SETI macht richtig Spaß, aber hat Längen

SETI: schöne Figuren, Foto von CGE

Ob SETI hierbei mit jeder Spieleranzahl begeistert, kann ich nicht sagen. Gespielt habe ich es mehrmals zu dritt, zu viert und auch solo. SETI hat immer wunderbar funktioniert. Sogar als Solospiel macht es außerordentlich Spaß, da der Automa menschliche Spieler gut simuliert und dank verschiedener Schwierigkeitsstufen langen Spielspaß verspricht.

Für Frust könnte bei sensiblen Spielern aber der ständige Mangel an Ressourcen sorgen. SETI ist kein Spiel, welches einen mit Ressourcen zusch**ßt. Somit will jede Aktion gut überlegt und jede Ressource möglichst sinnvoll eingesetzt werden. Geübte Spieler werden ihre Freude daran haben, aus dem Wenig das Optimum herauszukitzeln. Was wiederum dazu führen kann, dass Grübelei für einiges an Downtime sorgt. Nein! Doch! Oh!

Überhaupt hat eine Partie SETI ihre Längen. Zu viert kann einem das Spiel schon einmal vier Stunden von der Uhr klauen. Allerdings geht dies auch einher mit einem ordentlichen Verlust des Zeitgefühls, so dass nicht vier, sondern maximal zwei Stunden vergangen zu sein scheinen. SETI weiß halt zu fesseln.

Fazit: SETI ist vermutlich mein Spiel des Jahres 2024

Foto von der Spielemesse Spiel 24 in Essen - von Axel Bungart: SETI, aufgebaut

Foto von der Spielemesse Spiel 24 in Essen – von Axel Bungart: SETI, aufgebaut

Zumindest zwischen den Zeilen konnte man sicherlich herauslesen, dass SETI mich restlos begeistert hat. Und das passiert selten bei Hype-Spielen.

Ich kann mich noch gut erinnern, mit welchen Vorschusslorbeeren das Spiel Die Verlorenen Ruinen von Arnak damals bei mir eingezogen ist und wie es bis heute die hohen Erwartungen nicht erfüllt hat. Immer noch suche ich die Magie, die so viele andere Spieler in dem Spiel gefunden haben. Immer noch würde ich auch nach einer Partie Arnak gerne den Drang verspüren, das Spiel direkt wieder auf den Tisch zu packen. Aber bei Arnak galt und gilt bei mir: Aus den Augen, aus dem Sinn. Daran konnten auch die beiden Erweiterungen bisher nichts ändern. SETI hingegen hat dies geschafft.

Schon nach der ersten Partie hatte ich das Gefühl, dass hier etwas Großes und Gutes auf dem Tisch steht. Ein spielerisches Rätsel, das ich knacken will.

Geknackt habe ich es dann aber lange nicht. D. h., eine um die andere Partie kam ich nur als Zweiter oder Dritter durchs Ziel. Mein erster Sieg war dann wie mein erstes Werthers. Wie der kleine Michael kam ich mir vor. Ein Träumchen.

Es ist einfach ein hervorragendes Spiel

Warum ich SETI mit ebenfalls hervorragenden Spielen der letzten Jahre wie Dune: Imperium oder Arche Nova auf eine Stufe stellen würde, kann ich gar nicht genau sagen. Eigentlich kann es nicht das Thema sein, weil mich SciFi-Spiele selten ansprechen.

SETI: SciFi-Spiel, Foto von CGE Aber bei SETI macht es mir Spaß, mit meinen Sonden durch das Weltall zu fliegen und möglichst vor den anderen auf wertvollen Planeten und Monden zu laden oder meine Sonde in deren Orbit zu schicken. Wenn mir hingegen jemand beim Scannen einen fest eingeplanten Sektorsieg doch noch entreißt, meine Planung damit zerstört und ich mich über sinnlos ausgegebene Ressourcen ärgere, ist das in dem Moment zwar unschön, aber es lässt sich trefflich nach dem Ende der Partie über diesen und manch anderen Knackpunkt diskutieren.

Und am liebsten würde ich trotz dröhnendem Schädel das Spielfeld direkt zurücksetzen und eine neue Schlacht um den wissenschaftlichen Ruf starten. SETI hat diese erhoffte spielerische Vielfalt, dieses Entdecken immer neuer Möglichkeiten auf engstem Raum und damit das Potential, über Jahre ein Dauerbrenner im Bereich der Schwergewichte zu werden.

Und daher ist es für mich ganz klar eines oder zumindest das beste Spiel des Jahres 2024. Und ja, Ihr könnt mich gerne nachts für eine Partie SETI wecken. Baut schon mal auf, ich zieh mir nur kurz was Passendes an.

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1 Kommentar

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Icke 3. Januar 2025 - 21:28

Episches Spiel, das mächtigen Spaß macht. Für mich das beste seit Monaten.

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