Infos zu Sybarit
- Verlag: Piatnik
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 18
- Dauer in Minuten: 100
- Jahrgang: 2007
Ein Spiel für Menschen, die gute Dinge im Leben schätzen
„Leben wie junger Sybarit, reisen wie ein junger Gott“ Dieser Ausspruch wird Oskar Wilde zugeschrieben. Aber noch Jahrtausende vor den Zeiten der Dandys, um 750 vor Christus, wurde die Stadt Sybaris gegründet. Zu den überlieferten Kulturschätzen der Sybariten gehört der Nachttopf. Als Vorläufer der mobilen Toiletten wurde er zu den Gastmählern mitgenommen. Noch bedeutender sind allerdings die Erfindung der Badewanne und die ersten überlieferten Lärmschutzgesetze. Um den Schlaf der Anwohner nicht zu stören, durften keine Hähne gehalten werden und lärmendes Handwerk war innerhalb der Stadt nicht gestattet. Die dekadente Lebensweise der Einwohner von Sybaris (die Geschichten darüber ähneln sehr dem von uns bekannten Schlaraffenland) wurde schließlich im antiken Griechenland sprichwörtlich. Obwohl der Spieletitel Sybarit sich als positives Synonym für einen weltgewandten Genussmenschen verkaufen möchte, ist der Sybaritismus ein negativer Begriff für Völlerei und Genusssucht. Ein Sybarit bezeichnet – nett ausgedrückt – einen dem Luxus ergebenen Weichling. Also: auf das Fresssofa schmeißen, auf die – der besseren Verdauung wegen, linke Seite legen und sich das Spiel munden lassen.
Wer an der Reihe ist, muss eine Frage beantworten. Per Zufallsprinzip (es wird eine Spielkarte von einem Romme-Blatt umgedreht) wird ein Wissensgebiet (Essen, Trinken, Benimmregeln und ein Mix aus allen) festgelegt. Danach muss der einzelne Spieler noch blind bestimmen, ob er sich eine Frage zutraut, die mit einen oder drei Punkten belohnt wird. Eine Drei-Punkte-Frage muss nicht unbedingt schwerer sein. Wer konsequent nur die drei Punkte Fragen wählt, wird mit Sicherheit nicht Letzter werden. Die Spielkarte wird auf jeden Fall behalten, die Fragekarte wird nach Erledigung wieder einsortiert. Die Jokerkarten sorgen für ein wenig Durcheinander bei der Punkteverteilung. Wenn die letzte Spielkarte vergeben wurde, passiert zweierlei. Zum einen (wenn noch nicht geschehen) werden die erreichten Punkte von jedem Spieler aufaddiert. Zum anderen zählt jeder seinen Stapel Spielkarten nach der klassischen Zählweise für ein Skat-/Romme-Blatt durch. Wer auf diese Weise die meisten Punkte hat, erhält noch fünf Punkte extra. Gewonnen hat der Spieler mit den meisten Punkten. Aber gewinnen oder verlieren spielt bei einem Quiz um die Gastronomie eh eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist doch der Plauderaspekt.
Das Spiel ist in einer großen Blechbox verpackt. „Wow!“ war beim Anblick der Box öfters zu hören. Von außen sehr Edel aufgemacht. Innen jede Menge Schaumstoff in denen die Spielutensilien verstaut sind. Ein Bleistift, den man eigentlich nicht benötigt, ist auch enthalten.
Das Tückische an den Fragen ist, es gibt wenige bis keine Antwortvorgaben. Entweder man hat das Wissen, oder nicht. Das kann für den unerfahrenen Gastronom sehr frustrierend sein. Ein Ausschlussverfahren bei dem man Antworten eliminieren könnte, kann selten angewendet werden. Die Breite der Fragen gefällt allerdings. Es werden auch Tischmanieren abgefragt.
Allerdings bleiben die Redakteure bei fast allen Antworten eine Erläuterung schuldig. Eine Diskussion über die Antwort kann so nicht aufkommen. Als Beispiel die Frage nach dem Unkraut aus dem auch Wein gemacht werden kann. Die knappe Antwort: Löwenzahn. Danach vielleicht noch ein: „Aha!“, weil sich das keiner so richtig vorstellen kann. Und weiter geht es. Der Wein aus Löwenzahn ist eine Sache, die, wegen der Gärung unter Zusatz von Hefe, zwei Monate dauert. Das dazu nur die Blüten verwendet werden dürfen, bleibt schlicht unerwähnt. Aber genau diese Erläuterungen erweitern doch den Horizont eines Spielers. Das macht doch gerade den Reiz eines After-Dinner-Game aus. Das kurze Gespräch nach jeder Frage. Der Schluck aus dem Weinglas. Ein flüchtiges Innehalten. All das fehlt, wenn Antworten ohne Hintergrundinformationen dahingeklascht werden. Platz wäre auf den Karten genug, die Lösungen sind auf der Rückseite zu finden – das dadurch unerlässliche Umdrehen der Karten nach dem Vorlesen der Frage, in Verbindung mit dem nötigen Abdecken der Antworten mit einer Hand, gefällt mir auch nicht.
Sybarit kann in der vorliegenden Form nur Leuten vom Fach empfohlen werden. In so einer Runde ist die Chance groß, das wenigstens einer was zu den überwiegend dürftigen Antworten sagen kann.
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