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The Fog – Escape from Paradise

The Fog - Escape from Paradise, Ausschnitt, Foto von Xollox Games

In John Carpenters Horrorfilm The Fog – Nebel des Grauens aus dem Jahr 1980 werden die Einwohner von Antonio Bay von einem geheimnisvollen Nebel heimgesucht. Der Nebel wabert vom Meer ans Land und verschlingt dort jeden, der nicht schnell genug auf den Bäumen ist. Doch selbst das half genau genommen nichts.

Vielleicht hat sich Autor Robert Müller-Reinwarth bei seinem Brettspiel The Fog – Escape from Paradise (XOLLOX Games, Eigenverlag) davon inspirieren lassen, denn dabei geht es ebenfalls um Nebel, der unschuldige Insulaner verschlingt, wenn sie, das ist anders, nicht schnell genug das Eiland verlassen und sich auf Boote retten.

So wird The Fog – Escape from Paradise gespielt

The Fog - Spielaufbau | Foto: Axel Bungart
The Fog – Spielaufbau | Foto: Axel Bungart

1-4 Spieler sollen ihre Insulaner(plättchen) vom Strand auf Schiffe retten. Dazu legen sie zunächst abwechselnd farbige Kunststoffringe unter die Plättchen, um sie für sich zu beanspruchen und später ziehen zu dürfen. Die Auswahl der Plättchen erfolgt reihum und schon dort werden die ersten Weichen auf Rettung oder Opfer gestellt. Die, die am weitesten von den rettenden Booten entfernt sind, haben es am schwersten, diese zu erreichen. In den folgenden Runden versuchen die Spieler, ihre Figuren mit jeweils 7 Bewegungspunkten pro Runde in Richtung der Boote zu ziehen und damit zu retten.

Hürdenlauf bei The Fog – Escape from Paradise

Solange sie ungehindert laufen können, sind alle Insulaner gleich. Doch sobald Hindernisse auftauchen (Bäume, Steine und Büsche, andere Figuren), wird das Fortkommen erschwert. Dann benötigt man mehr Bewegungspunkte, um sich fortzubewegen.

Zum Glück hat jeder Insulaner eine Eigenschaft, die ihm das Weiterkommen vereinfachen soll. Der eine läuft einen Schritt mehr als die Konkurrenten, andere können Hindernisse einfacher (mit weniger Bewegungspunkten) überwinden, wieder andere zwängen sich einfacher durch zwei Hindernisse hindurch. Im Nacken hängt den Spielern dabei immer die Nebelbank, die sie zum Wasser drängt und unbarmherzig jeden eliminiert, der nicht schnell genug fliehen konnte.

The Fog - Boote am Strand | Foto: Axel Bungart
The Fog – Boote am Strand | Foto: Axel Bungart

Insulaner, die am oder in einem Boot sitzen, sind gerettet. Wer möglichst viele seiner Figuren retten kann, dabei auch noch schneller ist als die Konkurrenz und zudem wenige seiner Insulaner dem Nebel überlassen musste, sichert sich damit Siegpunkte und gewinnt am Ende des Spiels.

Rette sich wer kann!

The Fog – Escape from Paradise greift das Spielthema sehr gelungen auf und setzt es ebenso stimmig und atmosphärisch um. Die Spieler sehen den Nebel auf sich zukommen und versuchen, sich mit ausgefahrenen Ellbogen nach vorne zu kämpfen, weg von der wabernden Pappwand. Ein Sprung über einen Vordermann, ein Platztausch im rechten Augenblick – und schon hängt der jetzt hinten stehende mit einem Bein im Nebel.

The Fog - Nebelwand frisst Insulaner | Foto: Axel Bungart
The Fog – Nebelwand frisst Insulaner | Foto: Axel Bungart

Nah am Wasser gebaut

Da die Insulaner zufällig verteilt werden, noch bevor sich die Spieler ihre Schützlinge ausgesucht haben, ergeben sich bereits bei diesem Drafting Vor-und Nachteile. Beliebt sind natürlich die, die sowieso in der ersten Strandreihe stehen und für die es nur noch ein Katzensprung bis ins Boot ist. Doch auch die Hinterbänkler wollen gerettet werden, und jeder Spieler bekommt davon welche ab. Sie zu bewegen, ist in den ersten Runden nur durch einen teuren Platztausch möglich, der viele Bewegungspunkte kostet und wenig Raumgewinn bedeutet. Daher folgt die Rettung eher von vorne nach hinten, bis sich nach und nach die Reihen lichten. Wer sich hier bereits Figuren gesichert hat, deren Eigenschaften man optimal einsetzen kann, hat Vorteile. Erkennen tut man das erst frühestens in der zweiten Partie und wählt dann gezielter seine Insulaner. Ein Insulaner mit einem schlechteren Standort sollte wenigstens eine bessere Eigenschaft haben.

The Fog - Insulaner | Foto: Axel
The Fog – Insulaner | Foto: Axel Bungart

Gelungenes Material

Das Spielmaterial ist gut gelungen. Der Spielplan ist zweiseitig und bietet auf der Rückseite die Möglichkeit, den Strandabschnitt durch zusätzliche Plättchen flexibel zu gestalten. Die Nebelwand wird durch eine horizontale Pappbarriere dargestellt, die sich von hinten über die Spiefiguren in den Spielplanreihen schiebt. Am Spielfeldrand zeigt eine Leiste den Spielern an, bis wohin die Nebelwand in der kommenden Runde zieht. Auch die Insulanerplättchen und die Kunststoffringe lassen sich gut händeln.

Technisch gut gelungen und übersichtlich, nur grafisch ein bisschen spröde, finde ich auch das separate Zugreihenfolgetableau, das nicht nur die Spielerreihenfolge klärt, sondern auch anzeigt, wann der Nebel wieder vorgerückt wird.

The Fog - Rundentableau | Foto: Axel
The Fog – Rundentableau | Foto: Axel Bungart

The Fog – Escape from Paradise: Die Spielregel hält bedingt mit

Mit der Spielregel hatten wir ein paar kleinere Probleme. Im Großen und Ganzen ist sie korrekt, mit Beispielen versehen und vollständig. Lediglich die funktionslosen Start-/Siegplättchen werden, außer dass man sie sich nehmen soll, nicht erklärt. Hier half uns der Autor sofort weiter.

Störend ist, dass die Spielregel bereits die Erweiterungsregeln enthält, für die man aber die Erweiterung erst kaufen muss. So enthält sie einfach unnötige Abschnitte wie beim Spielaufbau als auch bei manchen optionalen Zusatzmodulen, bei denen zwischen Spielplänen unterschieden wird, die man gar nicht hat.

Foto von der Spielemesse Spiel 24 in Essen - von Axel Bungart: The Fog, das Spielbrett
Foto von der Spielemesse Spiel 24 in Essen – von Axel Bungart: The Fog, das Spielbrett

Etwas knifflig wird es, wenn die Insulaner die Wasserlinie erreichen, denn dann ändern sich die Bewegungsregeln. Hier hätte ein redaktioneller Eingriff in die Regeln vielleicht zu einem besseren Ergebnis geführt, denn die – laut Regel vereinfachten – Bewegungsregeln werden hier eher komplizierter dargestellt als nötig.

Die Beschreibung des Spielendes sollte in einem eigenen Abschnitt deutlich hervorgehoben sein. Sie versteckt sich leider an einer Stelle, wo man sie nicht sucht (unter „Insulaner bewegen“) – und damit auch bei Bedarf schlecht wiederfindet.

Macht The Fog – Escape from Paradise Spaß?

Das Spiel wird stark von der guten Aufmachung und seinem gruselig-maritimen Thema getragen. Die Mechanismen sind eher abstrakt und im Grundspiel verläuft eine Partie nicht so variabel, wie man zunächst vermuten mag. Da sich das Spielfeld (im Groben) immer von vorne nach hinten leert, verändert sich auch der Ablauf nicht nennenswert.The Fog - Escape from Paradise, Schachtel, Foto von Xollox Games

Müller-Reinnwarth hat seiner Spielregel aber gleich 11 optionale Spielregeln gegönnt, mit denen die Spieler den Ablauf unterschiedlich stark variieren können. Mal kann man bereits im Boot sitzende Insulaner vertreiben, mal dürfen nicht voll besetzte Boote nicht ablegen oder die Punktevergabe ändert sich. Damit ändern sich die Ziele, aber teilweise auch die Bewegungsmöglichkeiten am Strand.

The Fog ist ein Spiel ohne Glücksfaktor und hohem Interaktionsgeschehen. Fast jeder Zug wirkt sich direkt auf eine andere Spielfigur aus. Vom Spielgefühl ist man ein wenig an Der Untergang von Pompeji erinnert, bei dem man die Einwohner Pompejis vor der nahenden Lavaflut retten soll. Doch der Enthusiasmus, den Pompeji – trotz Glücksfaktors – auch heute immer wieder in meinen Spielerunden entfacht, will bei The Fog einfach nicht entstehen. Das ist dann vielleicht der Unterschied zwischen einem guten und einem sehr guten Spiel.

Infos zu The Fog – Escape from Paradise

  • Titel: The Fog
  • Untertitel: Escape from Paradise
  • Verlag: XOLLOX Games
  • Autor: Robert Müller-Reinwarth
  • Spieleranzahl (von bis): 1-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 45-75
  • Jahrgang: 2024

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