Infos zu Sheep Race
- Titel: Sheep Race
- Verlag: Ghenos
- Autor: Roberto Mancino
- Spieleranzahl (von bis): 2-6
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 10-
- Dauer in Minuten: 45
- Jahrgang: 2013
Die Aufmachung des Spiels Sheep Race (Ghenos Games) und insbesondere die Schachtelgrafik sind wunderprächtig und sorgen sofort für große Aufmerksamkeit. Und wenn dann noch der Inhalt des Spiels, knuddelige Schafe mit treuherzigem Augenaufschlag und erheblichem Jööh-Effekt als Rennläufer, zum Vorschein kommt, ist es um die meisten der Anwesenden sowieso geschehen. Das Reservoir an interessierten Testpersonen war so für den Rezensenten für einmal fast unerschöpflich, was erfahrungsgemäß leider nicht immer und überall der Fall ist und durchaus anerkennend so festgehalten werden darf.
Um was geht es bei Sheep Race?
Wie unschwer zu erraten, geht es bei Sheep Race um ein Schafrennen, allerdings eines mit unklaren Hintergründen und Grundlagen. Auf der Spielschachtel ist in drei Sprachen die Rede von einem Wettstreit einiger Fachleute aus früheren britischen Kolonien zur Ermittlung des besten Schafzüchters der Welt. Demgegenüber behauptet die deutsche Übersetzung, das Rennen sei am Bayrischen Oktoberfest entstanden. Allerdings ist in der Anleitung dann gleich nachfolgend trotzdem und ebenfalls von einer Rennbahn in England die Rede, auf der der Wettlauf stattfinden soll. Als grundsätzlich unbeteiligter, zur strikten Neutralität verpflichteter Schweizer Beobachter und Leser nimmt man diesen …* Versuch des …* staunend und etwas irritiert zur Kenntnis, enthält sich aber selbstverständlich jedes weiteren wertenden Kommentares. * (Begriffe aus Neutralitätsgründen unkenntlich gemacht)
Wie wird Sheep Race gespielt?
Bemerkenswert ist auch die Rennstrecke selber, die halt schon alles andere als gerecht und chancengleich für alle ist. Die äußerste Bahn 1 beispielsweise führt durch sumpfiges Gelände und über Stock und Stein, während die daneben liegenden immer besser und ebener werden bis hin zur Bahn 6, die über perfekten, kurz getrimmten (englischen?) Rasen führt und wirklich ultraschnell ausschaut. Die entscheidende Frage ist einfach, ob die darauf laufenden Schafe diesen Vorteil dann auch effektiv auszunützen vermögen.
Die ins Sheep Race geschickten Athleten haben dabei durchaus unterschiedliche Eigenschaften, ausgedrückt durch Puste-Klötzchen, die entsprechend dem Vordruck auf den jeweiligen Schafkarten platziert werden. Individuell ist auch die Anzahl Felder, um die das jeweilige Schaf beim Einsetzen von Klötzchen vorgerückt werden darf. Zum Wiedergewinnen der Puste dürfen die Schafe auch stehen bleiben und ausruhen, um anschließend in einem nächsten Zug gestärkt weitergaloppieren zu können. Noch taktischer wird das Geschehen durch die drei unterschiedlichen Kategorien von Klötzchen, die in einem begrenzten Rahmen Zugweiten nach eigener Wahl ermöglichen.
Vor dem Start wetten die Spieler mehr oder weniger verdeckt auf den Zieleinlauf, was ebenfalls eher für einen englischen Ursprung des ganzen Renngeschehens spricht angesichts der sprichwörtlichen Wettverrücktheit der Briten (Stopp, auch diese Feststellung muss aus Gründen der Neutralität selbstverständlich konsequent unterdrückt werden). Es gilt die drei Schafe vorherzusagen, die am Ende auf dem Siegerpodest stehen werden. Das wird ausgedrückt durch Plättchen mit den jeweiligen Rennbahnnummern. Anschließend folgt bereits der Start des Wettrennens.
Das Wettrennen der Schafe
Die Würfel bestimmen in jedem Zug, welches der Schafe bewegt werden könnte. Der aktive Spieler entscheidet allerdings, was effektiv passiert. Rennt das Schaf mit Vollgas dem Ziel entgegen oder trottet es im Sparmodus vorwärts? Oder bleibt es sogar komplett stehen, um Luft und Kraft zu schöpfen für einen möglichen Effort in einem nächsten Zug? Klar, dass da die zu Beginn eingegangenen Wetten der Spieler erheblich in ihre Überlegungen einfließen. Dabei ist zu beachten, dass im letzten Abschnitt der Rennbahn, dem sog. Zieleinlauf, die Schafe nicht mehr ausruhen und neue Klötzchen reinholen dürfen. Wird dabei das letzte Klötzchen eingesetzt, ohne dass das Schaf die Ziellinie überquert, stürzt es erschöpft zu Boden und scheidet aus. Nicht selten bleiben so vermeintliche Siegeskandidaten unmittelbar vor dem Ziel liegen und werden noch von der Konkurrenz überspurtet, wenn sie sich allzu sehr verausgabt haben bzw. wenn der gerade aktive Spieler nicht auf sie gesetzt hat und ihnen daher Übles zuführen will.
Der Einfluss auf den Rennverlauf
Allerdings darf der Einfluss der Spieler nicht überschätzt werden. Die unterschiedliche Beschaffenheit der Laufbahnen drückt sich nämlich in der Wahrscheinlichkeit aus, mit der ihre Zahl gewürfelt wird. Die Maximalsumme der beiden Spezialwürfel beträgt 9. Würfelergebnisse von 1-6 gelten für die jeweilige Bahn, die 7 für die Bahn 6 und die 8 für die Bahn 5, während eine 9 stets das jeweils hinterste Schaf zum Zug kommen lässt. Klar, dass da die schnellen Bahnen 5 und 6 bessere Chancen haben, gewürfelt zu werden. Nach jedem Rennen erhalten die Spieler Siegpunkte, wenn sie auf die richtigen Schafe auf dem Podest gewettet haben. Jeweils die drei besten Schafe aus zwei Vorläufen erreichen das Finale, bei dem nur noch auf den Sieger gewettet werden kann. Wer so zuletzt die meisten Punkte erworben hat, gewinnt das Spiel.
Wie gut ist Sheep Race als Gesellschaftsspiel
So verheißungsvoll das Ganze im Voraus ausschaut, so rasch verflüchtigt sich leider später der effektive Spielreiz. Zu gleichförmig ist der ganze Ablauf und zu gering die Möglichkeit der Einflussnahme auf den Ausgang des Rennens. Entscheidend ist primär, welches Schaf im jeweiligen Zug gewürfelt wird. Der Rest ist abhängig von den eigenen Wetten ganz am Anfang. Die regeltechnische Bevorzugung der höheren, „schnelleren“ Bahnen sorgt dafür, dass meist mehrere Tipps darauf abgegeben werden, worauf der Erfolg des darauf laufenden Schafes kaum noch zu verhindern ist, weil hier ganz einfach zuviele Spieler eigene Interessen daran haben. Einzig in kleineren Runden, wenn weniger Gegner die eigenen Vorhaben durchkreuzen können, kann allenfalls einem Außenseiter zu einem Überraschungserfolg verholfen werden.
Der Ausgang der einzelnen Rennen wie auch des ganzen familientauglichen Spiels ist so einigermassen vorhersehbar, was doch ziemlich ernüchternd ist. Nur Einsteiger und Neulinge neigen dazu, an ihre Einflussnahmemöglichkeiten zu glauben und entsprechende Tipps abzugeben, während spielerprobte Routiniers normalerweise stur auf die Bahnen 4-6 wetten, weil dort ganz einfach die meisten Punkte einzufahren bzw. zu erlaufen sind. Und so tendiert das Interesse an einer Revanchepartie rasch einmal gegen Null, selbst wenn zuvor aufgrund der äußeren Aufmachung des Spiels alle liebend gerne mitmachen wollten. Innerhalb kurzer Zeit haben daher bei uns die Rennschafe kaum noch Auslauf erhalten, sondern versauern zunehmend in ihren Ställen. Desto weniger verständlich ist unter diesen Umständen, weshalb die Bayern derart vehement und mit unlauteren Mitteln die Urheberschaft des Sheep Race für sich beanspruchen wollten …
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