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Ultimate Railroads

Ultimate Railroads - Schriftzug des Eisenbahnspiels - Foto von Hans im Glück

2013 erschien Russian Railroads, geschaffen von Helmut Ohley und Leonhard Orgler. Dieses Eisenbahnspiel gewann über die Jahre eine treue Fangemeinde, welche immer wieder mit Erweiterungen gefüttert wurde, die es allerdings nur direkt über den Verlag und nicht die normalen Handelswege zu ergattern gab.

Nun ist Ultimate Railroads auf dem Markt und beinhaltet das Grundspiel und sämtliches bisher erschienenes Erweiterungsmaterial sowie noch eine zusätzliche große Erweiterung namens Asian Railroads! Eine wirklich üppige Menge an Spielmaterial, der Karton ist fast so hoch, wie zwei Standardspiele von Hans im Glück.

Für den Ablauf und die Spielidee des Grundspiels Russian Railroads verweise ich auf den Artikel an anderer Stelle. Hier gehe ich auf die Veränderungen und Erweiterungen ein.

Unterschiede: Wodurch zeichnet sich Ultimate Railroads aus?

Das Grundmaterial ist im wesentlichen gleich geblieben, graphisch wurden Details überarbeitet. Die Industrie- und die Gleispunkteleiste sind jetzt separate Teile, da die Spielertableaus nun doppelseitig bedruckt sind. Die Gleise haben neue Farben und an den Grundregeln wurde etwas gefeilt: Wo es vorher meistens beim Erreichen des letzten Feldes, der Zielstadt einer Strecke, einen festen Bonus von zehn Punkten gab, besteht jetzt die Wahl, stattdessen die erste Schienenart und eine weitere beliebige ein Feld vorzuschieben. Diese Auswahl unterstützt jene, die die längste Strecke ausbauen und die punkteträchtigste Schienenart ins Spiel bringen.

Interessanterweise bietet jetzt das letzte Feld der Industrieleiste ebenfalls den Bonus an sich. Ich hatte bisher nicht den Eindruck, dass diese Leiste Unterstützung bräuchte. Es gibt jetzt mehr Züge, welche mit Reichweite zehn sind im Angebot. Andere auszubremsen über nicht mehr vorhandene Züge fällt damit sehr schwer. Zu guter Letzt gibt es nun ein zusätzliches Plättchen für die letzte Runde, welches zwei Arbeiterinnen ermöglicht, auf der Industrieleiste drei Schritte zu machen. Diese Feinheiten gestalten das Spiel offener.

German Railroads

Die Erweiterung German Railroads zeichnet sich dadurch aus, dass wesentliche Abschnitte der beiden kürzeren Strecken sehr variabel sind. Erreiche ich bestimmte Felder, dann suche ich mir passende Abschnitte aus, die ich auf mein Tableau lege. Bekannte Boni sind neu gemischt, jedoch ist es jetzt möglich, über die Strecken zusätzliche Züge oder Fabriken zu erhalten, sowie Schritte auf der Industrieleiste. Gänzlich neu sind Einkommensmarker, die fortan jede Runde einmal nutzbar sind. Diese verstärkte Auswahl kam gut an und gefiel allen besser, als die amerikanischen Variante.

American Railroads

Die Erweiterung American Railroads hat zwei Linien auf der Industrieleiste, eine verkürzte, fast ohne Fabrikbedarf. Die beiden kurzen Bahnstrecken stellen die Verbindung durch das gesamte Land dar, jeweils von Ost und West gestartet. Werden die jeweiligen Endpunkte erreicht, dann gibt es jede Runde jeweils zehn Punkte, nicht einmalig. Das lässt sich mit einem neuen Ideenplättchen auf jeweils 25 Punkte noch steigern. Bestimmte Felder ermöglichen einen Schritt auf einem neuen gemeinsamen Aktiendisplay, das zusätzliche Schienenbewegungen oder Einnahmen ausschüttet. Auf allen Strecken sind Doppler und allen Schienenarten möglich. Bei dieser Erweiterung zeigte sich deutlich: Wenn jemand konkurrenzlos einen Plan verfolgt, als Beispiel den goldenen Spike zu ergattern und zu nutzen, dann ist der Punktegewinn leichter.

Asian Railroads

Die Erweiterung Asian Railroads bietet einiges Neues. Die Strecken sind länger geworden, die längste hat nun 21 Felder. Diese kann jetzt von drei Zügen bedient werden. Die zusätzlichen Zugfelder sind aber erst freizuschalten. Die Boni auf den Strecken stellen eine neue Mischung dar, nach Art und mit welcher Schiene diese auszulösen sind. Die kürzeste Strecke kann über ein neues Ideenplättchen ausgetauscht werden, welche dann mit umfangreicheren Boni aufwartet. Die Industrieleiste ist zu einem gemeinsamen Tableau gewandelt worden und bietet damit deutlich mehr Interaktion. Eingesetzte Fabriken gelten fortan für alle und erlauben einen Marker zur doppelten Nutzung der Fabrik. Somit wird die Industrie noch interessanter. Asian bietet mehr und stärkere Boni. Auch die Industrie ist stärker in ihrer Wirkung. Sie unterscheidet sich zum Grundspiel am deutlichsten und bedeutet damit für alle alten Hasen viel Abwechslung.

Ultimate Railroads - Material, Ausschnitt - Foto von Hans im Glück

Kohlemodul

Mit dem Kohlemodul kommen noch mehr Optionen ins Spiel. Drei weitere Einsatzfelder ermöglichen den Erwerb oder Einsatz selbiger. Verwendung findet die Kohle als Heizer, um Lokreichweiten oder Fabriknutzung zu erhöhen, sowie in Gießereien, die Boni in bekannter Weise ausschütten. Diese Erweiterung fand den geringsten Anklang in meinen Runden.

Werklok-Erweiterung

Die Werklok-Erweiterung ist ein kleines Einsatzfeld, das drei Aktionen bietet, somit natürlich hochattraktiv, allerdings dürfen alle anderen auch zumindest eine der Aktionen zusätzlich wählen. Das wusste zu gefallen.

Und noch mehr

Darüber hinaus gibt es noch weitere neue Ideenplättchen und zusätzliche Ingenieure, die, mit allen anderen Erweiterungen zusammen genommen, eine schier unendlich anmutende Kombinationsvielfalt für das Railroadssystem bedeuten, wobei die Wirksamkeit der Ingenieure schon stark differiert mit den neuen.

Lohnt sich der Kauf von Ultimate Railroads?

Das Railroads-System bietet nach wie vor einen spannenden Wettlauf um die Aktionen. Diese indirekte Interaktion ist typisch für Spiele mit dem Arbeiter-Einsetz-Mechanismus. Die Vielfalt der Wege ist faszinierend. Es gibt beruhigender Weise keinen Königsweg, auch wenn mir der völlige Verzicht auf Industrie oder das Ideenplättchen mit extra Punkten am Schluss, einen Gewinn schwer vorstellbar machen. Allein nur die längste Strecke mit allen Schienen zu bedienen, diesen Plan erlebte ich selten als Gewinnstrategie. Die Dauer der Punkteberechnung in den letzten Spielzügen bleibt lang, stellt aber kein Problem dar. Natürlich sind die Partien am besten und spannendsten, wo alle mit unterschiedlichen Strategien gleichauf liegen.

Stark zu zweit

Das Spiel zu zweit gefällt mir immer besser, auch deswegen, da es mit 40 – 50 Minuten flott gespielt ist. Auch zu dritt ist die Spielzeit mit 60 – 80 Minuten angenehm und damit meines Erachtens die beste Konstellation. Zu viert dauert es mit 120 Minuten gefühlt zu lange, lässt sich aber auch nur schwer verkürzen, da oft beim eigenen Zug neu überlegt werden muss aufgrund der veränderten Situation. Emil, der Gegner im Solospiel, zeckt einem gerne in die Pläne und ermöglicht eine Partie in 20 Minuten, stellt aber nur Blümchenkaffee dar im Vergleich zu einem Standardspiel.

Viel Abwechslung

Ultimate Railroads - Schachtel - Foto von Hans im Glück

Ich schloss die Bewertung des Grundspiels mit der Bemerkung, dass es wenig mit dem Thema zu tun hat. Das will ich jetzt etwas differenzieren. Abgesehen von den Feinheiten, inwieweit das eigene Vorankommen und Punkte sammeln gestaltet wird und der unglaublichen Varianz, die sich dabei bietet, mit den Erweiterungen umso mehr, was natürlich den besonderen Reiz des Spiels ausmacht, bleibt die Frage: Was macht ein Eisenbahnspiel aus? Streckenbau als wesentliches Element ist gegeben. Technische Fortschritte bei den Zügen mit ihrer Reichweitenerhöhung ebenso. Wesentliche Kernpunkte werden also bedient. Wir bauen nicht alle auf einer Karte und wir bauen alle die gleichen Strecken. Dieser Aspekt und dass bessere, punkteträchtigere Schienen auf gleichen Stecken nochmals gebaut werden müssen, das stört mich vom Spielgefühl her. Wobei mich ein Artikel in der ZEIT milde stimmen lässt: ab 1880 wurde zwischen Buffalo und Chicago, über 800 km, eine Eisenbahnstrecke gebaut, deren Schienen mit Nickel ummantelt wurden. Diese waren teurer, aber robuster.

Eisenbahnspiel für Experimentierfreudige

Dieses Spiel spielt mit den Elementen eines Eisenbahnspiels und zeigt sie in einer Weise, die es bisher so nicht gab. Das finde ich gelungen und gefällt mir. Es ist sehr abstrakt und rechenintensiv, lädt allerdings auch immer wieder zum Experimentieren ein. Das sollte jeder Mensch mögen, der sich überlegt, sich darauf einzulassen. Insofern kann ich es empfehlen! Ein Wermutstropfen bleibt für alle, die sich nach und nach die Erweiterungen besorgten, dass die Asian Erweiterung nicht separat erhältlich sein wird. Dies ist der einzige Aspekt, der mich an diesem Spiel enttäuscht.

 

Infos zu Ultimate Railroads

  • Titel: Ultimate Railroads
  • Verlag: Hans im Glück
  • Autor: Helmut Ohley, Leonhard Orgler
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 90-120
  • Jahrgang: 2021

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