Hell leuchten mir die weißen Lettern „Untold – Das Abenteuer wartet“ von dunkelblauem Grund entgegen. Der hübsch illustrierte Spielekarton verspricht zudem Außerirdische, wilde Seeschlachten, kämpfende Magier, Schatzsuchende und vieles mehr. Wer möchte da nicht sofort loslegen? Das Erzähl-Rollenspiel, vertrieben von Asmodee, richtet sich an bis zu vier Spielende ab zehn Jahren. Ob in Untold auch wirklich ein Abenteuer drin steckt, erfahrt ihr hier.
Wie funktioniert Untold?
Zu Beginn platzieren die Spielenden das Storyboard in der Mitte und legen verdeckte Szenenkarten auf die vorgesehenen Plätze. Dieses Storyboard wird der rote Faden für die Handlung sein. Insgesamt macht das Material einen aufgeräumten und hochwertigen Eindruck.
Auf einem Episodenguide-Fragebogen werden die Grenzen der entstehenden Geschichte festgehalten. Gemeinsam wird das Setting bestimmt. Ein Beispiel: Die heutige Episode spielt im Jahr 4019, die Erde ist durch den Klimawandel nicht mehr bewohnbar und die Menschen sind verstreut in der Galaxie auf unterschiedlichsten Raumstationen.
Wir befinden uns auf der Wissenschafts-Station Delta Nexus VII-T, die auf der Suche nach einem neuen, bewohnbaren Planeten ist. Die Technik ist hoch entwickelt. Außerirdisches Leben ist nicht bekannt.
Mein Tipp: Wer zu Beginn noch mit seiner Phantasie hadert, kann auch auf bekannte Settings zurückgreifen: Die Welt von Harry Potter oder Herr der Ringe. Das Marvel-Universum. Doctor Who. Alles ist möglich. Alternativ können Story Cubes verwendet werden.
Story Cubes
Herzstück von Untold sind die Rory’s Story Cubes®. Neun Würfel, die mit unterschiedlichsten Motiven bedruckt sind. Einfach würfeln und von den Bildern die Phantasie anregen lassen. Wobei dieser keine Grenzen gesetzt sind: Ein Türschloss kann zum Beispiel eine verschlossene Tür sein. Oder ein Geheimnis. Oder eine verschlossene Charaktereigenschaft.
Szene 1 Ein heikles Dilemma – And Action!
Die erste Szenenkarte wird umgedreht und die Story Cubes gewürfelt. Gemeinsam werden ein Ort und eine Bedrohung ausgewählt. Die beiden Würfel bleiben auf der Szenenkarte. Zusammen mit unterschiedlichen Symbolen auf der Szenenkarte ergibt sich eine konkrete Bedrohung. Vorgefertigte Satzbausteine in der Spielanleitung helfen bei der Formulierung. Ein Beispiel: Die Episode beginnt im (Buchsymbol) wissenschaftlichen Archiv der Raumstation, in dem (Aliensymbol) ein Fremder jemanden attackiert.
Was ist eine Geschichte ohne Akteure? Jeder Spielende erhält nun einen Charakterbogen und füllt diesen aus. Welcher Name, welche Rolle, welche Motivation soll der Charakter haben? Hat er eine spezielle Fähigkeit oder besondere Items? Natürlich sollte er in das festgelegte Setting und in die erste Szene passen. Gemeinsam werden alle Charaktere vorgestellt. Ein Beispiel: Dr. Loretta Silverton, Leiterin der Abteilung Astrophysik, möchte unbedingt die erfolgreichste Wissenschaftlerin in ihrem Forschungsgebiet sein, erstrebt Ruhm und Ehre sowie den Nobelpreis. Sie ist sehr intelligent und trägt einen Kommunikator, einen armbanduhrgroßen, sprechenden Computer, in dem u. a. das ganze Wissen der Menschheitsgeschichte abrufbar ist.
Wann geht es denn endlich los?
Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, jetzt können die Spielenden Fragen stellen oder Aktionen ausführen. Gestellte Fragen werden mit gewürfelten Story Cubes durch die anderen Spielenden selbst beantwortet. Ein Beispiel: Wer ist der Fremde in der Bibliothek? Er ist ein (Uhrsymbol) Zeitreisender, der die aktuellen Forschungsergebnisse von Delta Nexus VII-T stehlen und vernichten will.
Aktionen werden mit „Ich versuche …, in dem ich …“ oder „Ich möchte …, mithilfe von …“ formuliert. Ein Beispiel: Dr. Silverton möchte das Sicherheitspersonal mit ihrem Kommunikator rufen.
In einem Pen & Paper Rollenspiel würde das Ergebnis nun ausgewürfelt. Bei Untold gibt es Ergebniskarten: von unglaublich erfolgreich bis zu furchtbarer Fehlschlag. In einigen Fällen werden noch Reaktionskarten ergänzt. Auf diesen sind diverse Smilie-Gesichter abgebildet, die man in den Erzählstrang einbauen muss.
Die zweite Szene folgt und fügt der Episode eine unerwartete Wendung hinzu. In Szene drei wird ein neuer Ort implementiert. Die Wahrheit wird in Szene vier aufgedeckt und der finale Showdown erfolgt in Szene fünf. Dazwischen wird gefragt, gewürfelt und erzählt und es werden Aktionen ausgeführt. Ergänzend stehen einige Sondermarker zur Verfügung. Mit denen können die Spielenden während einer Aktion Ideen einbringen, Hintergrund-Storys ergänzen, gewürfelte Story Cubes nachträglich ändern oder einfach eine Pause einlegen, um Fragen zu klären. Die Spielanleitung führt ausführlich durch die Geschichte, das Storyboard hilft, alles auf einen Blick zu erkennen.
Zum Schluss können Charakter- und Episodenbogen noch ergänzend ausgefüllt werden und zu einem späteren Zeitpunkt weitere Episoden erspielt werden.
Für wen ist Untold geeignet?
Untold ist weder ein Pen & Paper Rollenspiel, noch ein Brettspiel. Niemand gewinnt oder verliert, es gibt noch nicht mal eine Spielerreihenfolge. Charaktere und Aktionen werden spontan entworfen, aber die dramaturgische Handlung wird durch das Storyboard und nicht durch einen Spielleiter vorgegeben. Das Regelwerk ist leicht verständlich und keine mathematischen Höchstleistungen beim Berechnen der Charakterwerte erforderlich.
Untold ist ein guter Einstieg, um in das Rollenspielgenre hineinzuschnuppern. Spielende sollten aber vor Beginn wissen, dass sie kein klassisches Brettspiel erwartet. Ein wenig Neugier, Phantasie, Kreativität und Vorstellungsvermögen sollten auch vorhanden sein.
Das Erstellen von Handlungsort und Personen ist zeitaufwendig, ein kurzweiliges Spiel ist Untold nicht. In der Spielanleitung sind Beispiele aufgeführt, weitere Beispiel-Episoden und -Charaktere würden den Einstieg erleichtern.
Wer sich für Storytelling interessiert, ist mit Untold sehr gut beraten. Allerdings kommt es auch sehr auf die Teammitglieder an, wenn sich alle gut ergänzen, macht es umso mehr Spaß. Und wer schon immer mal eine eigene Geschichte schreiben wollte, findet als Einzelspielender mit Untold einen geeigneten Zugang zur eigenen Kreativität und den festgelegten Rahmen einer gut funktionierenden Handlung.
Wer jetzt wissen will, wie die Auseinandersetzung zwischen Dr. Silverton und dem Zeitreisenden endete, der muss sich seine eigene Story ausdenken.
Infos zu Untold
- Titel: Untold
- Verlag: Asmodee
- Autor: John Fiore, Rory O'Connor
- Spieleranzahl (von bis): 1-4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
- Dauer in Minuten: 60
- Jahrgang: 2018
- Video:
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Spiele-Offensive
1 Kommentar
Untold ist ein ganz tolles Spiel. Gestern haben wir fast 3 Stunden daran gesessen. 2 Erwachsene und 3 12-jährige. Da nur für 4 Spieler, waren 2 Kids kurzerhand ein magisches Zwillingspaar namens Fire and Ice. Es war ein riesen Spaß. Wir haben zuerst ein Video im Netz geschaut, wie es geht und dann mit der Beschreibung losgelegt. So war es viel einfacher. Es entstand eine mystische Serie in der Arktis der Zukunft, die wir sicher noch weiterführen. Es ist ganz simpel und regt wirklich die Fantasie von jedem an! Klare Kaufempfehlung!