Wiege der Zivilisation
Zivilisationsspiele zeichnen sich im Allgemeinen durch sehr viel Material, einem komplexen Regelwerk und einer überdurchschnittlich langen Spieldauer aus. Uruk hingegen, nennt nur rund 100 Erfindungskarten, ein paar Ressourcenwürfel und Siedlungsscheiben sein eigen und lässt sich in locker unter einer Stunde spielen. Kann das funktionieren?
Jeder Spieler übernimmt ein Volk Mesopotamiens, macht Erfindungen, gründet Dörfer und Städte, trotzt Katastrophen, erlebt göttlichen Beistand und versucht so, seine Zivilisation über vier Epochen am besten zu entwickeln. Ein Volk startet nur mit einer einfachen Erfindung, die ein paar Ressourcen verspricht und einem dazugehörigen Dorf. Während eines Spielzugs hat ein Spieler drei Aktionen.
Da bei Uruk die Karten im Mittelpunkt stehen, ist das geschickte Sammeln und Ausspielen das zentrale Element. Erfindungen können entweder aus der drei Karten umfassenden offenen Auslage oder vom verdeckten Stapel auf die Hand genommen werden. Indem ein Spieler die der Stufe entsprechenden Anzahl gleicher Karten einer Erfindung vorzeigt und dann eine davon vor sich ablegt, hat sein Volk eine Erfindung getätigt. Ein gezieltes Sammeln ist also vonnöten. Will eine bestimmte Karte aber partout nicht auftauchen, sind auch zwei gleichfarbige Karten als Joker spielbar. Maximal fünf Erfindungen können gleichzeitig ausliegen. Einige garantieren spezielle Aktionen oder bringen Punkte am Spielende, die meisten davon ermöglichen es jedoch Ressourcen zu erhalten, die für den Siedlungsausbau erforderlich sind. Ist es zu Beginn in der Steinzeit noch recht günstig, müssen in späteren Zeitaltern mehrere verschiedene Ressourcen aufgewandt werden, um ein Dorf neu zu gründen oder in eine Stadt auszubauen.
Mehrfach kommt es zu göttlichen Eingriffen oder auch Dürren, Erdbeben oder Vulkanausbrüche suchen die Völker heim. Im Talon befinden sich sogenannte Götter- und Katastrophenkarten, die sobald sie gezogen wurden, offen neben die Auslage platziert werden. Zunächst passiert gar nichts, erst wenn die nächste dieser Karten auftaucht, wird das Spiel nach den Aktionen des aktiven Spielers kurz unterbrochen. So kann man sich meist recht gut darauf vorbereiten. Götterkarten bringen immer einen Bonus, mal profitieren alle Spieler, mal der Spieler mit den wenigsten Siedlungssteinen, bei dreien kommt es zu einer kleinen Versteigerung in der mit Handkarten geboten wird. Katastrophen lösen ebenfalls eine Versteigerung, diesmal mit Ressourcen aus, bei dem der erfolgreiche Spieler, den Verlust von Aktionen, Siedlungen oder Erfindungen abwenden kann.
Das Spielende wird über den Vorrat der Siedlungssteine gesteuert, die auf den vier Epochenkarten liegen. Wird der letzte Stein einer Epoche genommen, geht es ins nächste Zeitalter. War es der letzte Stein der Eisenzeit, kommt es zur Abschlusswertung, bei der jeder Spieler Punkte für seine ausliegende Erfindungen erhält. Dörfer und Städte erhöhen hierbei die Punkteausbeute. Zudem gibt es noch Punkte für Restressourcen und bestimmte Erfindungen. Naturgemäß gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten das Spiel.
Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Ein klares Ja. Alles was man bei einem guten Aufbauspiel erwartet, kann Uruk vorweisen – nur stark abstrahiert und auf das Wesentliche vereinfacht. Trotz aller Einfachheit, fällt der Einstieg nicht ganz so leicht, was vor allem der Symbolsprache der Karten geschuldet ist, die es erst einmal zu verinnerlichen gilt. Zu Beginn hat das eigene Völkchen nicht wirklich viel vorzuweisen, eignet sich aber im Laufe des Spieles weitere Aktionen an, erhält mehr Ressourcen, kann billiger Karten ausspielen oder hat bei den Versteigerungen einen Vorteil. Vorrangiges Ziel ist eine gute Ressourcenversorgung, um nicht den Anschluss beim Siedlungsbau zu verlieren und das richtige Kartenmanagement, um flexibel passende Erfindungen ausspielen zu können.
Uruk mit Spielen wie Im Wandel der Zeiten oder dem Klassiker Civilisation auf eine Stufe stellen zu wollen, hieße Äpfel mit Birnen vergleichen. Uruk punktet nicht durch Komplexität, sondern seiner Einfachheit und der kurzen Spielzeit in Verbindung mit der überraschenden Spieltiefe, die trotz relativ weniger Karten und überschaubaren Aktionsmöglichkeiten erreicht wird. Das Spiel ist spannend, abwechslungsreich und besitzt einen hohen Wiederspielreiz. Es ist mit jeder Spieleranzahl gleichermaßen gut spielbar. Sehr reizvoll.
Infos zu Uruk
- Verlag: DDD Verlag
- Autor: Hanno Kuhn, Wilfried Kuhn
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
- Dauer in Minuten: 60
- Jahrgang: 2008
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