Valletta! Stolze Hauptstadt der felsigen Mittelmeerinsel von Malta. Damals, als Städtevater und Namensgeber Jean de la Valette zum Bau der Stadt aufrief, folgten ihm die Menschen. Und genau das passiert auch im Brettspiel von Stefan Dorra (Hans im Glück).
Wie wird das Strategiespiel Valletta gespielt?
Valletta ist ein mehrdimensionales Deckbauspiel. Die Spieler starten mit ein paar Handkarten, die ihnen Ressourcen wie Holz, Ziegel, Stein und Geld einbringen. Ein Baumeister hilft dabei, Häuser in der werdenden Stadt zu errichten, der Lehrling kann viele Karten einfach kopieren und dann ist da noch die Karte des Gründungsvaters, die besondere Handlungen erlaubt. Das ist das Startdeck. Fünf der acht Karten auf die Hand, pro Spielzug drei ausspielen und dann wieder auf fünf vom eigenen Kartenstapel nachziehen. Das klingt wie ein Deckbausystem à la Dominion und genau das ist es auch.
Vallettas Aufbau: Schaffe, schaffe Häusle baue …
Der Trick besteht darin, mit dem Baumeister die gesammelten Ressourcen geschickt zu verbauen. Durch die Stadt führt ein Weg, auf dessen Seite mehrere Häuserreihen in Planung sind. Kann der Spieler ein Gebäude bezahlen, errichtet er dieses. Auf den Gebäuden liegt jeweils eine weitere Handkarte in Form einer Spielfigur. Diese kommt auf die Hand und kann theoretisch noch in der gleichen Runde wieder ausgespielt werden.
Strategische Planung, taktisches Agieren bei Valletta
Logisch: Die weiteren Gebäude und Spielkarten bieten Vorteile. Mal Ressourcen, mal gibt es Interaktion mit den Mitspielern (meistens wandern Ressourcen zum Spieler), mal sind gebaute Gebäude günstiger, mal bringen sie Siegpunkte. Die Kunst besteht darin, wirklich mit Geschick vorzugehen. Denn dann sind Kartenkombos, Ressourcenquellen oder Siegpunktekombinationen möglich. Das Problem ist nur, dass lukrative Gebäude und Karten viele Ressourcen erfordern. Also sind die Spieler stets gezwungen, einerseits die Kartenhand und die Siegpunktezahl zu optimieren, andererseits genug Ressourcen für den Bau lukrativer neuer Gebäude zu sammeln.
Es ist überaus sinnvoll, strategisch vorzugehen und sich einen Plan vorzunehmen, mit dem die Handkarten und die Gebäudekombos optimiert werden können. Das gilt umso mehr, als die Geldkosten für Gebäude deutlich sinken, je mehr eigene Gebäude direkt angrenzend zum Bauplatz stehen. Dummerweise machen bei Valletta die Mitspieler eben das und durchkreuzen somit immer wieder die kühnsten Pläne. Und wenn nicht, dann fehlt irgendwo ein Stück Stein, ein Ziegel oder Holz, das gerade durch zum Beispiel den Zöllner verloren ist. Zur strategischen Planung kommt also das taktische Optimieren der eigenen Züge. Schwierig, denn so viele gibt es bei Valletta gar nicht.
Die Besonderheit: Jean de la Valette
Ist Valletta bis hierhin schon – und zwar mit klaren, knappen und eleganten Regeln – durchaus vielschichtig, kommt noch die Handkarte Jean de la Valette hinzu. Diese erlaubt das Anheuern und Entlassen von Handkarten, was insbesondere am Anfang und Ende des Spiels wichtig ist. Zum Bespiel ist das Ausspielen anfangs eine gute Chance, an einen der zusätzlichen Baumeister zu kommen (und ohne Baumeister kein Gebäude!), zum Ende kann die Kartenhand effektiv reduziert werden. Jean de la Valette hat aber weitere Bedeutungen. Denn er schreitet auf dem Weg durch die Stadt voran. Dort sammelt er zum einen Zufallsressourcen für den Spieler. Zum anderen bietet ein Bau oder Aufwerten eines Gebäudes in seiner Blickrichtung (Abschnitt des Weges) zwei zusätzliche Siegpunkte. Eine „Siegpunktequelle“, die entscheidend sein kann.
Das Spielende bei Valletta
Erreicht Jean de la Valette oder eine Spielfigur die magische 25 auf dem Weg durch die Stadt oder errichtet ein Spieler sein achtes Gebäude, kommt es zum Finale. Alle eigenen Karten, die nicht auf der Hand sind, werden gemischt und als Nachziehstapel bereitgelegt. Sobald dieser bei allen Spielern komplett durchgespielt ist, ist Valletta beendet. Ein interessanter Mechanismus, der beim Finale alle Karten noch einmal auf den Tisch bringt. Auch das ist für das eigene Agieren ein wichtiger Faktor. Am Ende siegt der Spieler mit den meisten gesammelten Siegpunkten zuzüglich der Gebäudesiegpunkte sowie je eines Siegpunktes aus drei Ressourcen/Gütern.
Lohnt sich das Brettspiel Valletta?
Stefan Dorra hat mit Valletta mal wieder ein sehr spannendes Brettspiel vorgelegt. Der Deckbaucharakter überwiegt, wird jedoch durch die mehrdimensionalen Möglichkeiten des Ressourcen- und Sigepunktegewinns ergänzt. Selbst die Wahl des Bauplatzes und das Timing des Bauens sind relevante Faktoren, die aus einfachsten Regeln ein anspruchsvolles Brettspiel zaubern.
Ein bisschen hat Valletta was von dem Ding mit dem Teufel und dem dicksten Haufen – zu stark wirken einige Kartenkombos. Aber immerhin können und sollten die anderen Spieler eben durchaus dagegen vorgehen. Zumindest in der Theorie. Denn in der Praxis ist eben dies bei Valletta nicht immer möglich und zugleich ohnehin sinnvoll, der eigenen Strategie zu folgen. Taktische Wirrungen bedeuten wie bei Dominion und anderen Deckbauspielen einen Tempoverlust. So wirkt das eigentlich interaktive Valletta stellenweise etwas solitär. Doch einem Abdriften in ein Erlebnis am stillen Grüblersgrab hat Stefan Dorra dabei immerhin vorgebeugt. Zum einen ist der Ressourcenklau ein kalkulierbares Risiko, das die eigenen Planungen immer wieder tangiert und für Zündstoff sorgt. Zum anderen ist bei aller Optimierung der Spielfluss in normalen Spielrunden jederzeit intakt.
Mir macht Valletta Spaß. Allerdings weiß ich bis heute nicht genau, ob ich dieses Brettspiel wirklich lieben kann. Klar, Schuld sind die Spieler. Aber der Ressourcenklau durch Wirt, Zöllner & Co. kann wie eine gute Siegpunkte- oder Ressourcenkombo schon ziemlich derb sein. Ebenso bestraft der Spielmechanismus kleine Unaufmerksamkeiten am Anfang zum Spielende spürbar. Die Spieler müssen also vom ersten Zug an hellwach sein. Das gilt auch für einen gewissen Startspielervorteil. Der erste Spieler kann je nach – übrigens variabler – Gebäudeauslage die Strategie der Mitspieler mitbestimmen und sich einen kleinen Vorteil sichern. Aber immerhin haben die anderen Spieler noch genug Zeit, um dagegen vorzugehen. Entsprechend ist dieser Startspielervorteil gefühlt größer, als er praktisch wirklich ist. Ein größerer Nachteil ist es aber definitiv, Jean de la Valette in den ersten Runden auf der Hand zu bunkern. Denn dieser beschafft einen zusätzlichen Baumeister und die sind äußerst begrenzt. Nicht zuletzt mag ich Deckbauspiele nicht besonders, weil ich „ständig“ am Mischen bin – dazu noch die eigenen Karten. Hier ist gewieften Mischern irgendwie immer die bessere Kartenhand beschert …
Dennoch: Valletta ist ein ganz großes Brettspiel, das mit wenigen eleganten Mechanismen ein vielschichtiges Spielerlebnis auf den Tisch zaubert. Da sehe ich dann gern über minimale Schwächen und eigenen Abneigungen hinweg. Aber so richtig lieben … Nein, das dann doch nicht.
Infos zu Valletta
- Titel: Valletta
- Verlag: Hans im Glück
- Autor: Stefan Dorra
- Spieleranzahl (von bis): 2-4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
- Dauer in Minuten: 40 - 80
- Jahrgang: 2017
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