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Vampire: Requiem

Vampire Requiem - Foto von Feder & Schwert

Der Körper stirbt und doch leben sie. Nacht für Nacht ist das Leben der „Kinder der Nacht“ geprägt von immerwährenden Kämpfen und Intrigen. Mit Vampire: Requiem öffnet sich nicht nur ein neues Kapitel in der Welt der Dunkelheit, sondern sogar ein neues Buch. Ob man will oder nicht, bevor man genauer auf das neue Vampire-Erzählspiel eingeht, kommt man nicht an dem alten Vampire: Maskerade vorbei. Und sei es nur um klarzustellen, dass Requiem nicht eine Fortsetzung, sondern etwas ganz Neues ist.

Viele Dinge erinnern einen an das bisherige Vampire, so werden identische Termini genutzt. So ist von Domänen, Blutsbanden und altbekannten Clans wie den Ventrue die Rede. Natürlich ist es für viele Spieler, die die älteren Publikationen kennen und lieben, schwierig sich darauf einzulassen. Zumal es fast so wirkt, als ob man quasi eine Parallelwelt betritt, in der einige Dinge in der Vampirgesellschaft anders gelaufen sind, wo es kein Gehhenna gab.

Die Vampirgesellschaft oder auch „Kinder der Nacht“, wie sie sich selber nennen, ist zerrissen, es gibt nur wenig Gemeinsamkeiten zwischen ihnen. Die einzelnen Herrschaftsgebiete (die Domänen) unterscheiden sich teilweise wie Tag und Nacht. Selbst die gemeinsame Clanszugehörigkeit bedeutet nicht, dass man sehr viel gemeinsam hat. Grundsätzlich gibt es nur einige wenige Regeln, an die sich die fünf verschiedenen Clans halten sollten. Dazu gehört vor allem auch, sich nicht den Menschen zu offenbaren. Viel wichtiger als die Clanszugehörigkeit ist den Vampiren allerdings, die Zugehörigkeit zu den existierenden Bünden. Ein Bund ist ein Zusammenschluss verschiedener Vampire aus den unterschiedlichen Clans, die einen gemeinsamen Glauben und ihre Vorstellungen teilen. Inzwischen gibt es fünf etablierte Clans, die sich Nacht für Nacht um neue Anhänger streiten. Keiner der Kinder der Nacht weiß eigentlich, woher die Vampire kommen, wie sie entstanden sind. Aber teilweise haben die Bünde bestimmte Glaubensgrundsätze entwickelt. So beruft sich der Ordo Dracul auf Vlad Tepes, auf Dracula, der nicht zum Vampir gemacht wurde, sondern wegen einer Strafe Gottes zum Blutsauger wurde. Was an diesen Glauben wahr sein mag, bleibt ungewiss.

Vampire werden mit der Zeit mächtiger, ihr Blut „verdickt“ sich, was aber den Nachteil hat, dass sie irgendwann sogar Blut von anderen Vampiren benötigen, um sich zu ernähren. Spätestens zu dem Zeitpunkt, an dem selbst das nicht mehr ausreicht, legen sich die Vampire in Starre (spätestens nach aktiven 500 Jahren). In der Starre „verdünnt“ sich das Blut langsam wieder und sie verlieren nicht nur an Macht, sondern auch große Teile ihrer Erinnerungen und manchmal auch den Verstand. Anscheinend misstrauen alte Vampire teilweise sogar ihren eigenen Aufzeichnungen, da die Kinder der Nacht mit ihren allnächtlichen Intrigen eine gewisse Art der Paranoia entwickeln. Das alles macht es immens schwer, die eigentlichen Ursprünge der Vampire zu beleuchten.

Vampire: Requiem zeichnet eine besonders düstere vampirische Gesellschaft, in der vieles möglich ist. Die Vergangenheit der Kinder der Nacht liegt genauso im Dunkeln wie viele andere Aspekte der Welt der Dunkelheit, das lässt Spielleitern viel Raum für eigene Ideen und Plots. Bleibt zu hoffen, dass eine Flut von Hintergrundbänden das nicht wieder zerstört.

Es ist sehr schwer, dieses Grundregelwerk wirklich objektiv zu beurteilen, langjährige Erfahrungen mit Vampire: Maskerade bringen einen immer wieder dazu zu vergleichen und viele Spielrunden hatten sich eigentlich eine Art Fortsetzung der alten Storyline erhofft. Grundlegende Regeln wurden abgeändert und die Geschichte ist vollkommen anders, obwohl sich einige Sachen natürlich ähneln müssen. Ein Vampir ist ein Vampir und egal nach welchem System man spielt, braucht er Blut und hat gewisse übernatürliche Fähigkeiten, die aus den Sagen und Legenden übernommen wurden. Vielleicht hätte man auf gleiche Clansnamen oder Disziplinen verzichten sollen, um es deutlicher zu trennen. Auf jeden Fall sollte jeder, der auf vampirischen Gothic Horror steht Vampire: Requiem eine Chance geben. Schließlich hat man die Gelegenheit, die Welt der Dunkelheit und damit auch die Vampirgesellschaft unter neuen Aspekten neu zu entdecken. Das alte Vampire-System war in einigen Punkten ein wenig festgefahren und gab nur noch wenig Spielraum für eigene Ideen. Es war vielleicht alles zu gut dokumentiert und mit Hintergründen besetzt, von denen man sich jetzt befreit hat. Wie gesagt, es gilt jetzt eine ganz neue Welt zu entdecken und Requiem macht verdammt neugierig darauf.

Infos zu Vampire: Requiem

  • Verlag: Feder & Schwert

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