Das Spiel ist schwierig. Nicht schwierig im Sinne von kompliziert, ganz im Gegenteil. Die Regeln sind sogar ausgesprochen einfach und rasch begriffen. Nein, schwierig ist es, den Unterhaltungswert des Spiels zu beurteilen. Es gibt Situationen und ganze Spielrunden, die kaum vom Fleck kommen und ziemlich frustrierend sind. Das Spiel kann aber auch zum Schmunzeln und Lachen verleiten, wie man es kaum erwartet hätte. Entsprechend unterschiedlich sind die Emotionen und Kommentare, die das Spiel auslöst, manchmal sogar innerhalb einer einzigen Partie. Und das allein ist ja schon mehr als ungewöhnlich und bemerkenswert.
Das Spiel besteht aus 135 Spielkarten mit einem Einzelbegriff auf der einen und fünf scheinbar zufällig zusammengesuchten Wörtern auf der anderen Seite. Zwölf der Karten werden mit dem Einzelbegriff nach oben in der Tischmitte ausgelegt und je sieben weitere an die Spieler ausgeteilt. Einer von ihnen, Ratespieler genannt, schließt die Augen, worauf sich die übrigen stumm auf einen der Begriffe einigen, den der Ratespieler herausfinden soll. Dazu nimmt der erste der Mitspieler die oberste Karte von seinem Nachziehstapel und sucht sich unter den fünf Wörtern jenes aus, das seiner Ansicht nach am besten zum gesuchten Begriff passt. Er liest das Wort laut vor, worauf der Ratespieler einen Tipp abgibt, welcher Begriff damit gemeint sein könnte.
Tippt er falsch, muss er die entsprechende Karte der Auslage unter den eigenen Nachziehstapel legen, worauf der nächste Spieler ein Wort seiner Spielkarte vorliest. War der Tipp dagegen richtig, ist die Runde beendet und der Ratespieler von der Gefahr weiterer (Straf-) Karten befreit, während der erfolgreiche Tippgeber zur Belohnung zwei seiner Karten in die Schachtel zurücklegen darf. Für die nächste Runde werden zwölf neue Karten in die Tischmitte gelegt, worauf ein anderer Spieler die Augen schließt, damit die übrigen den Suchbegriff bestimmen können. Wer nach einer vereinbarten Anzahl Runden am wenigsten Karten vor sich liegen hat, gewinnt das kurze Spiel.
Wie unschwer zu erkennen, ist nicht viel zu entscheiden oder zu beeinflussen. Die Auswahl der eigenen Spielkarte passt normalerweise mehr schlecht als recht zum vorher bestimmten Suchbegriff. Oder weiß jemand, was Wörter wie singen, schroff, traditionell, harmlos oder doppelt mit dem Begriff Rose zu tun haben könnten? Oder mit Stau? Oder Blondine? Entsprechend schwierig ist es meist für den Ratespieler, mögliche Anhaltspunkte für den zu suchenden Begriff zu erhalten. Andere Wort- und Suchspiele wie beispielsweise das geniale Wie ich die Welt sehe oder das nicht minder kreative Linq sind da wesentlich interessanter und fantasieanregender, da dort der eigene Vorschlag aus immerhin zwölf Begriffen ausgewählt oder sogar völlig frei gesucht werden kann.
Vertippt ist da deutlich eingeschränkter. Amüsant wird es höchstens dann, wenn scheinbar völlig absurde und schräge Begriffe vorgelesen werden (müssen), weil die übrigen vier Wörter noch weniger passen würden, während der Ratespieler bloß verständnislos die Schultern zucken kann. Das ist unterhaltsam oder auch nicht. Immerhin lassen sich dank der niedrigen Einstiegshürde gelegentlich sogar notorische Nichtspieler zu einer Partie überreden, die ihnen dann manchmal auch tatsächlich Spaß bereitet, nicht selten sogar mehr als den Spielbegeisterten selber. Und schon das alleine kann doch durchaus positiv gewertet werden. Selbst wenn es das Einzige sein sollte, das für das Spiel spricht.
Infos zu Vertippt – nochmal!
- Titel: Vertippt - nochmal
- Verlag: Heidelberger Spieleverlag
- Autor: Reinhard Staupe
- Spieleranzahl (von bis): 3 - 8
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 14
- Dauer in Minuten: 20
- Jahrgang: 2009
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