Die Wikinger waren ja nicht unbedingt bekannt dafür, ein friedliebendes Völkchen zu sein. Und so ist es nicht verwunderlich, dass es in Viking Raiders von Morten Billcliff (Corax Games) eher konfrontativ zugeht. Wer also keine Ärgerspiele mag, sollte ab hier besser nicht weiterlesen. Alle anderen: Folgt mir ins 10. Jahrhundert!
Infos zu Viking Raiders
- Titel: Viking Raiders
- Verlag: Corax Games
- Autor: Morten Billcliff
- Spieleranzahl: 2-5
- Alter ab: 9
- Dauer in Minuten: 45-60
- Jahrgang: 2024
Worum geht es bei Viking Raiders?
Als Oberhaupt eines von fünf mächtigen Wikingerclans bestimme ich die Geschicke meiner Sippe. Bin ich am Zug, ziehe ich zunächst zwei Karten vom Wikingerstapel, die mir Ressourcen und/oder Aktionskarten bescheren. Mit diesen Ressourcen kann ich dann vom ausliegenden Markt Karten kaufen. Die Kosten einer Karte werden dabei am unteren Rand dargestellt. Kann ich mir eine Karte leisten, kommt sie in meine Auslage.
Das Spielziel ist es, in jeder der drei Kartenkategorien (Sippe, Schiff, Beute) als erster eine bestimmte Anzahl von Siegpunkten zu erreichen. Je nach Spieleranzahl und verfügbarer Zeit kann man die Spieldauer festlegen, z. B. müssen es bei Vollbesetzung zu fünft und einem Standardspiel sechs Siegpunkte pro Kategorie sein.
Höherwertige Marktkarten verlangen neben den Ressourcen auch noch eine bestimmte Anzahl von bereits erreichten Siegpunkten in der gewünschten Kategorie. Und dann gibt es noch vier Karten mit bestimmten Fähigkeiten, die besonders wertvoll und daher teuer sind. Sie lassen mich Karten günstiger kaufen, weniger Siegpunkte zum Gewinnen benötigen und bei Raubzügen Vorteile genießen.
Raubzüge für bessere Karten
Apropos Raubzüge: Da nur Marktkarten zu kaufen, zu langweilig für ein Wikingerdasein ist, dürfen wir mit Hilfe unserer Aktionskarten andere Stämme überfallen und ihnen wertvolle Karten rauben. Spiele ich einen Raubzug aus, suche ich mir einen Gegner und fordere eine Karte der Kategorie, die ich für meinen Sieg gut gebrauchen kann.
Aber wie im echten Leben geht so ein Raubzug nicht immer gut aus. Mein Gegner darf sich so viele Verteidigungskarten dazu mischen, wie er Karten der begehrten Kategorie auf der Hand hat. Ich ziehe dann eine Karte aus seiner Hand und wenn ich Glück habe, wandert die Karte in meinen Besitz. Bei Pech habe ich eine Verteidigungskarte gezogen und gehe leer aus.
Interaktion als Pluspunkt
Die Interaktion macht den Spielreiz von Viking Raiders aus. Wer liegt punktemäßig vorn und sollte daher ausgeraubt werden? Wem grätsche ich mit einer Berserker-Karte in den Spielzug. Mit der verhindere ich nämlich die Aktion eines Mitspielers, auch wenn ich selbst nicht davon betroffen bin. Aber Achtung: Berserker neutralisieren sich gegenseitig. Wie oben bereits erwähnt, ist Viking Raiders ein konfrontatives Ärgerspiel. Das muss man mögen. Zartbesaitete Naturen, die jeden Angriff persönlich nehmen und schmollend den weiteren Spielverlauf kommentieren, sollten zu anderen Spielen greifen.
Ich erspare mir hier die Aufzählung der weiteren Aktionskarten im Spiel, aber zwei möchte ich noch erwähnen, weil hier das Spiel den Teilnehmern übel mitspielt. Werden Ragnarök oder die Stürmische See auf dem Markt aufgedeckt, verlieren alle Spieler ihre Handkarten und müssen diese entweder abwerfen oder an den Spieler zur Rechten abgeben. Zusätzlich passieren noch weitere Dinge und das ist wirklich ärgerlich, vor allem, wenn einem das kurz vor Erreichen des Sieges passiert.
Kritik an der Spielanleitung zu Viking Raiders
Was mir nicht so gut gefallen hat, ist die Spielanleitung. Es gibt eine Einführungsregel, mit der man das Spiel lernen soll, während man es spielt. Dazu sind die Karten schon vorbereitet sortiert und es werden alle paar Züge Regelkarten aufgedeckt, mit denen man die Grundprinzipien des Spiels lernen soll. Das kennt man auch aus anderen Spielen, aber ich finde, hier funktioniert es nicht richtig gut. Wir mussten mehrfach die „richtige“ Regel zu Rate ziehen, und auch diese ist auf zwei Faltblätter aufgeteilt. Einmal gibt es die Anleitung, in der Material und Spielzüge erläutert werden und dann eine weitere „Regel- und Kartenübersicht“, in der wichtige Begriffe und die Karten erläutert werden. Das ist erstmal ein munteres Hin- und Herblättern, aber irgendwann hat man es dann drauf und es ist eigentlich überhaupt nicht kompliziert zu spielen.
Sagenhafte Raubzüge
Ich würde auch empfehlen, direkt mit den Sippenoberhauptkarten zu spielen, da diese dem Spieler individuelle Vorteile verschaffen und der Ablauf etwas beschleunigt wird. Jedes Oberhaupt gab es tatsächlich (oder zumindest der Sage nach) und man hat auch auf Gleichberechtigung Wert gelegt, denn die Hälfte der Oberhäupter ist weiblich.
Grafisch und auch bei den Erläuterungstexten der Karten gibt es nichts zu bemängeln. Wer also gerne mal raubt und Mitspieler ärgert, dem kann ich Viking Raiders nur empfehlen.