Nein, hier fehlt kein Buchstabe. Bei Word Traveler reist man zwar (etwas überspitzt gesagt) durch die Welt. Doch wird hier mehr Wert gelegt auf die Wegweisung mittels Worte als auf die Reisetätigkeit an sich.
Word Traveler von Thomas Dagenai-Lespérance (Office Dog, Vertrieb: Asmodee) ist ein kooperatives Kommunikationsspiel für 2-5 Spieler, bei dem es darauf ankommt, den Mitspielern Hinweise auf die eigene geplante Sight-Seeing-Tour durch eine von vier Städten zu geben. In nur zwei kurzen Runden sollen Pfeile und Kärtchen mit Eigenschaftswörtern die Sprachbarrieren in der fremden Stadt überwinden, um zu den Plätzen zu gelangen, die man aufsuchen möchte – so die Story.
So wird Word Traveler gespielt
Vor den Spielern liegt einer von vier siebenmal sieben Felder großen Spielplänen mit je 49 Sehenswürdigkeiten aus Tokio, Paris, New York oder London. Es sind ganz populäre Bauwerke wie der Louvre oder Eiffelturm in Paris, Ground Zero in New York oder das London Eye in der Britischen Hauptstadt abgebildet. Aber auch einfach Typisches wie Mode, Technologien oder kulinarische Leckereien, mit denen man die Städte verbindet. Dargestellt sind diese in eher comic-haften Bildchen, für die gleich vier Illustratoren engagiert wurden.
Jeder Spieler erhält eine Stadtkarte, die den Stadtplan abbildet, jedoch nur Orte (Punkte/Sterne) enthält, die man ansteuern sollte, um Siegpunkt zu erhalten. Ausgehend von der Mitte des Spielplans steuert dann jeder gedanklich und geheim seine Spielfigur über den Plan. Mittels der Wortkärtchen gibt man den Mitspielern Anhaltspunkte, wo die Reise hingehen soll.
Richtungen und Begriffe
Für jeden Ort, den man ansteuert, werden dem jeweiligen Richtungspfeil eine oder mehrere Wortkärtchen zugeordnet, die man mit dem Ziel in Verbindung bringt. Dafür hat man vier Minuten Zeit. Diese Route müssen die Mitspieler später nachvollziehen und versuchen herauszufinden, welches Bild (= welchen Ort) der Zugspieler meinte. Dazu markieren sie die vermeintlichen Punkte mit „Footprints“.
Die etwas andere Punktejagd
Liegt die Gruppe mit ihren Vermutungen richtig und verbirgt sich hinter dem Stopp ein Siegpunkt, kann ihn sich die Gruppe auf einer Punkteleiste gutschreiben. War jeder Spieler einmal an der Reihe ist eine Runde bei Word Traveller vorbei. Dann wird eine zweite Runde gespielt, in der man noch zwei Orte mehr besuchen kann, um Siegpunkte zu sammeln.
Ziel ist es, eine bestimmte Anzahl an Souvenirplättchen auf der Zielleiste einzusammeln. Je mehr Mitspieler, desto mehr Punkte muss man erreichen, um die Gegenstände zu bekommen. Am Ende der zweiten Runde gibt es eine Bewertung des Ergebnisses.
Wie gut ist Word Traveler?
Die Aufmachung der Spielpläne ist übersichtlich, die Illustrationen sind erkennbar gezeichnet. Der Comic-Stil der Zeichnungen traf nicht meinen Geschmack, da er zu kindlich wirkt. Das übrige Spielmaterial von Word Traveller ist qualitativ überzeugend, jedoch ebenfalls für die (vermutete) Zielgruppe zu verspielt designt. Hübsch sind die Reisepässe, in die jeder Spieler eine Spielhilfe und seine Stadtplankarte hineinschiebt.
Verzwickte Aufgabe: Unmögliche Begriffe kreativ nutzen
Es wäre ein Einfaches, wenn die Wortkärtchen für die Beschreibung der Orte Begriffe enthielten, die sich diesen einfach zuordnen ließen. Doch der Zwicker bei dem Spiel entsteht dadurch, dass man eben häufig Begriffe hat, die einen verzweifeln lassen, weil nichts passt. Das hat einige Spieler etwas genervt, doch genau hier ist Kreativität gefragt.
Die Kärtchen enthalten auf der einen Seite ein Eigenschaftswort („modern“) und auf der Rückseite jeweils die Verneinung („nicht modern“). Als erstes denkt man, man könne mit den negierten Worten kaum etwas anfangen, weil es so vieles gibt, das „nicht modern“ sein könnte. Doch genau das ist am Ende der Kniff, wenn keines der positiven Worte so recht passen mag. Dann schließt man mit dem gegenteiligen Wortsinn besser ein paar der infrage kommenden Motive aus.
Klar: Auch das passt nicht immer. Dann können die Spieler per Deduktion noch versuchen zu ermitteln, wie die Reise weitergehen würde, wenn … . Und siehe da, oft kommt man so doch noch zum Ziel. Manchmal endet die Reise aber auch im Niemandsland. Und der Zugspieler sitzt dabei und kriegt graue Haare. Schließlich darf er nicht helfen.
Macht Word Traveler Spaß?
Wenn ich die Grafik außen vor lasse, kann ich mich mit Word Traveler eine gute halbe Stunde gut unterhalten. In der kurzen Spielregel findet man alles, was man sucht, und das an der Stelle, wo man es sucht. Die wenigen Regeln sind ohnehin schnell verinnerlicht. Auch die beigefügten Erklärungen der Grafiken sind hilfreich, besonders, wenn man die Stadt nicht selbst kennt.
Eine Partie lebt, wie es sich für ein Kommunikationsspiel gehört, von dem Austausch untereinander, den Diskussionen, ob der Triumphbogen symmetrischer ist als der Obelisk oder der Cream Tea weniger saftig als Fish and Chips. Das sollte auch im Vordergrund stehen, denn die Ergebnisbewertung der eingesammelten Belohnungen ist etwas fad. Zu dritt sollte man schon sein, sonst kommt keine Unterhaltung auf, die das Spielgeschehen belebt.
Zielgruppe verfehlt
Warum ich mit der Aufmachung hadere, hat den Grund, weil das Spiel aus meiner Sicht wie ein Kinderspiel aufgemacht ist, aber kein Kinderspiel ist. Auf jedem der Spielpläne sind Illustrationen zu finden, für deren Beschreibung man ein bisschen um die Ecke denken sollte. Kinder ab 10 Jahren können das nicht ohne Einschränkung, was sowohl für den Beschreibenden als auch für die Ratenden schwierig sein kann. Insofern ist das Ziel hier nicht gut getroffen.
Infos zu Word Traveler
- Titel: Word Traveler
- Verlag: Office Dog
- Autor: Thomas Dagenai-Lespérance
- Spieleranzahl (von bis): 2-5
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
- Dauer in Minuten: 30
- Jahrgang: 2024
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